Mayreder Rosa, geb. Obermayer, Ps. Franz Arnold; Schriftstellerin, Frauenrechtsaktivistin und Malerin

Geb. Wien, 30.11.1858
Gest. Wien, 19.1.1938

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Gasthausbesitzer; Mutter: Maria Engel, zwölf Geschwister. Ihre Brüder waren ihr nach eigener Aussage immer vorgezogen worden; sie galt als Blaustrumpf der Familie, in der jegliche intellektuelle Betätigung von Frauen verpönt war.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1881 Heirat mit Karl Mayreder, Architekt, Professor und Rektor an der Technischen Hochschule in Wien.

Ausbildungen: Besuchte 1865 das Privatmädcheninstitut der Maria Hanasek in Wien I., 1868 trat sie in das Institut der Sophie Paulus in der Spiegelgasse ein. Erhielt Privatunterricht in Französisch, Malerei und Klavierspiel.

Laufbahn: In einer Zeit, in der die Möglichkeiten für Frauen am öffentlichen Leben teilzunehmen mehr als ungenügend waren, versuchte sie aus den weiblichen Zwängen auszubrechen, sich Wissen und Bildung anzueignen, Sie malte und war die erste Frau, die Aufnahme im Aquarellistenclub fand. 1891 wurden erstmals Aquarelle von R. M. in der Jahresausstellung des Wiener Künstlerhauses gezeigt. Sie gründete 1897 die Kunstschule für Frauen und Mädchen. In ihren naturalistischen Romanen und Novellen kleidete sie ihre theoretischen Gedanken in literarische Formen. Für Hugo Wolfs Oper „Der Corregidor“ verfasste R. M. das Libretto. Unter dem Pseudonym Franz Arnold schrieb sie als Kunstkritikerin für die „Neue Freie Presse“. Ihre größte Bedeutung liegt aber in ihren kulturphilosophischen Essays, in denen sie die großen Themen ihrer Zeit aufgriff. R. M.s Studien konzentrierten sich auf tradierte Weiblichkeitsideale und Thesen zur weiblichen Natur, die zu ihrer Zeit verstärkt den wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskurs bestimmten. Ihr Emanzipationsbegriff, der Männer und Frauen meinte, verlangte die Anwesenheit von Frauen im öffentlichen Leben, daher war die Frauenbewegung für sie ein notwendiges gesellschaftspolitisches Phänomen. Gleichberechtigungsforderungen auf beruflicher und sozialer Ebene waren für R. M. ein historisch notwendiger Schritt, als Voraussetzung für eine humane Emanzipation, nicht jedoch als Selbstzweck bloßer Anpassung der Frauen. Ihr Engagement für eine menschliche Emanzipation äußerte sich auch in ihren pazifistischen Bestrebungen, ihrem Bekenntnis zum Internationalismus und in der Verurteilung rassistischer Diskriminierung. R. M. war zu ihren Lebzeiten in Wien eine anerkannte und bekannte Persönlichkeit. Nach 1945 geriet sie allmählich in Vergessenheit, wurde aber von der Zweiten Frauenbewegung in den 1980er Jahren wieder entdeckt und rezipiert.

Ausz., Mitglsch.: Mitbegründerin und Vizepräsidentin des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins, Vorsitzende in der Frauenliga für Frieden und Freiheit, Mitglied der Österreichischen Friedensgesellschaft, Mitglied der Österreichischen Liga für Menschenrechte, erstes weibliches Mitglied im Aquarellistenclub. Ab 1928 Ehrenbürgerin der Stadt Wien. Nach ihr wurden das 1999 gegründete „Rosa-Mayreder-College“ und 2005 ein Park benannt.

W. u. a.: „Aus meiner Jugend. 3 Novellen“ (1896), „Idola. Geschichte einer Liebe“ (1899), „Pippin, ein Sommererlebnis“ (1908), „Zur Kritik der Weiblichkeit“ (1905), „Fabeleien über göttliche und menschliche Dinge“ (1921), „Geschlecht und Kultur“ (1923), „Anda Renata. Ein Mysterium in 2 Teilen und 12 Bildern“ (1934), „Gaben des Erlebens. Sprüche und Betrachtungen“ (1935), „Das Haus in der Landskrongasse“ (1948), „Tagebücher 1873-1937, hg. und eingel. von Harriet Anderson“ (1988)

L.: Anderson 1994, Braun-Prager 1928, Dworschak 1949, Prost 1983, Schachinger 2006, Schnedl-Bubenicek 1981, Schnedl-Bubenicek 1986