Matt Maria

Bibliothekarin
* 10.12.1903 Wien, † Juni 1993, Wien

Herkunft, Verwandtschaften: Der Vater Robert Matt war zuletzt Sektionschef im Bundesministerium für Finanzen.
Ausbildungen: 5 Klassen Volksschule, 8 Klassen humanistisches Gymnasium. Matura 1923. Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Wien. Promotion zum Doktor beider Rechte am 26. März 1928. Als Rechtsanwaltsanwärterin April 1928 – April 1929 im Gerichstdienst. Von April 1929 bis 31. Dezember 1930 vollbeschäftigte Volontärin an der Nationalbibliothek Wien zur Ausbildung für den höheren wissenschaftlichen Bibliotheksdienst. Die Prüfung für den höheren wissenschaftlichen Bibliotheksdienst wurde am 26. Februar 1931 mit „Sehr gut“ abgelegt.
Laufbahn: Bereits am 1. Jänner 1930 war Matt als Vertragsangestellte für den höheren wissenschaftlichen Bibliotheksdienst in die Amtsbibliothek des Bundesministeriums für Finanzen übernommen worden, die Ernennung zum Staatsbibliothekar 2. Klasse und Pragmatisierung erfolgte mit 1. Jänner 1935. Mit Liquidierung des Ministeriums für Finanzen wurde Matt mit 31. März 1941 in den Wartestand versetzt. Ab 19. November 1941 leistete Dr. Matt (mit den Bezügen des Wartestandes) sogenannten freiwilligen Dienst an der Bibliothek des Hauptinstituts für Rechtswissenschaft der Universität Wien. Ab September 1942 Beschäftigungsauftrag des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, mit Wirksamkeit 1. Mai 1943 in die Planstelle des Hauptinstitutes für Rechtswissenschaft der Universität Wien eingewiesen, ihr war das Amt eines Bibliotheksrates und gleichzeitig die Leitung der Bibliothek übertragen worden. Diese Stelle verdankte sie wahrscheinlich nur der Intervention eines ihr persönlich bekannten Universitätsprofessors..Eigentlich hätte sie nach Intention von Dr. Heigl, der damals Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek war und „bestimmenden Einfluss auf die Besetzung der Dienstposten im Bibliotheksdienst ausübte“, außerhalb von Österreich (Posen oder Straßburg) eingesetzt werden sollen, da sie „politisch nicht auf der Höhe“ (Ausspruch Heigl) war.
Den Dienst bei der österreichischen Dienststelle konnte Matt am 17. April 1945 antreten, sie behielt zunächst diese Stelle. Mit Erlass vom 28 März 1947, Zl 6227/III-7 wurde die Staatsbibliothekarin Dr. Maria Matt mit 1. April 1947 von der Leitung der Bibliothek des Hauptinstituts für Rechtswissenschaft der Universität Wien enthoben und der Bibliothek des Ministeriums für Finanzen zugewiesen. Die Bibliothek des Hauptinstituts für Rechtswissenschaft, die Matt während der Kriegs- und ersten Nachkriegsjahre zu betreuen hatte, war mit circa 100.000 Bänden relativ groß. Erschwerend war, dass es arge Verwüstungen durch Bombenschäden gegeben hatte; verlagerte Bücher mußten wieder aufgestellt werden. Neben dem an sich großen Leserkreis kam dazu, dass nicht nur das angegliederte Proseminar mit seiner Bibliothek, sondern zusätzlich auch die im Institut für europäische Rechtsgeschichte aufgestellte Bibliothek mitzubetreuen war. Eine weitere Schwierigkeit, mit der Matt konfrontriert gewesen war, läßt sich indirekt erschließen: Ein großes Problem dieser Zeit waren Bücherentwendungen. Der Dekan ersuchte um einen eigenen Beamten, der eine strenge Ein- und Ausgangskontrolle durchführt: „mit den Freiwilligen ist das auf Dauer nicht zu machen.“ Es bleibt offen, wer diesen Freiwilligendienst ins Leben gerufen und organisiert hat und ob dies möglicherweise Dr. Matt war.
Nach knapp 10 Jahren als Leiterin der Amts-Bibliothek des Bundesministeriums für Finanzen übernahm Matt – seit 1. Jänner 1955 OberStaatsbibliothekar – mit 19. August 1957 die Leitung der Administrativen Bibliothek im Bundeskanzleramt.
Dort hatte man ab 1941 Neuzugänge in sogenannter mechanischer Aufstellung bearbeitet. Unter der Leitung von Matt wurden die alten Bestände, die zwischen 1849 bis 1941 erworben worden waren, ebenfalls auf numerus currens umsigniert. 1957 begonnen, konnte diese Arbeit 1965 abgeschlossen werden. Weitere Veränderungen in der Administrativen Bibliothek unter der Leitung von Matt betreffen eine neue Dienstinstruction, weiter kam es auch zu einer Neugestaltung des Dokumentationsdienstes der Administrativen Bibibliothek. Ein Zuwachsverzeichnis mit einer Zeitschriftenschau, das ab April 1945 vierteljährlich herausgegeben worden war, wurde ab September 1957 (also kurz nach Matts Antritt im August) nun monatlich in erweiterter Form herausgegeben. Ab 1958 gab es weitere wichtige Neueinführungen, nämlich eine Dokumentationskartei wichtiger Zeitschriften, einen Index zu den Landesgesetzblättern, einen Index zu den stenographischen Protokollen des Nationalrates sowie eine neue Kartei für die amtlichen Publikationen. Neu war eine Belletristische Abteilung: unterhaltende oder allgemeinbildende Literatur wurde in einem separaten Katalog und Spezialinventar erfaßt, ab 1. Jänner 1959 kam zum Autorenkatalog der Belletristik noch ein Schlag- und ein Stichwortkatalog dazu. Diese belletristische Abteilung war ein Nebenbetrieb, der in den Dienstinstruktionen 1958 §2, Pkt 2, §9 und 23 – 27 festgelegt worden war; im Jahr 1967 gab es 18.000 Bände Belletristik. Nach einer Empfehlung des Rechnungshofes (aufgrund der Einschau bei der Administrativen Bibliothek 13.–23. November 1967) wurde diese belletristische Abteilung wieder aufgelöst, da sie „weder mit den Agenden einer Spezialbibliothek für Gesetzgebung und Verwaltung noch mit dem Ansehen einer wissenschaftlichen Behördenbibliothek in Einklang zu bringen“ sei. Je nach Erhaltungszustand wurden die Bücher skartiert bzw. an andere Bibliotheken verteilt, letzteres gilt auch für die neu eintreffenden Freiexemplare. Diese Arbeit war Ende 1968 abgeschlossen.
In Matts Amtszeit wurden der Administrativen Bibliothek ein zusätzlicher Akademiker und ein weiterer Beamter des gehobenen Bibliotheksdienstes zugeteilt, der Personalstand 1967 umfaßte insgesamt 15 Personen. 1968 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt, am 31. Dezember 1968 trat Hofrat Dr. Matt in den Ruhestand. Ihr Nachfolger wurde mit 1. Jänner 1969 der seit 1. Juli 1964 in der Administrativen Bibliothek beschäftigte Dr. Otto Simmler.
VÖB: 1958 gründet Matt eine Arbeitsgemeinschaft der Amts- und Behördenbibliotheken – regelmäßige Sitzungen fanden bis 1967 statt. 1959, ein Jahr nach der Gründung, kam es im Rahmen des Verbandes Österreichischer Bibliothekare zur Gründung einer Kommission für Amts- und Behördenbibliotheken, den Vorsitz hatte Matt inne. Die Administrative Bibliothek war aber auch im Internationalen Verband vertreten.
Dr. Matt starb 1993 und wurde am 18. Juni am Zentralfriedhof bestattet.
Auszeichnungen, Mitgliedschaften: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1968, Mitglied der VÖB.

Literatur / Quellen

Quellen
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Personalakt Matt, Archiv der Universität Wien, Personalakt Matt.

Literatur
Österreichische Bibliotheken, Statistik und Personalverzeichnis, Wien 1957, S. 97.
Vereinigung Österreichischer Bibliothekare (Hg.): Handbuch österreichischer Bibliotheken I: Bibliotheksverzeichnis Stand 1960, 1961, Verlag ÖNB, Wien, S. 86.
Biblos. Österreichische Zeitschrift für Buch- und Bibliothekswesen, Dokumentation und Bibliographie, 18/1969, Heft 1, S 64, 66.
Ternyak, Heidemarie: Die administrative Bibliothek und österreichische Rechtsdokumentation im Bundeskanzleramt. Ein Überblick über ihre Entwicklung und Aktivitäten seit 1849. Hausarbeit im Rahmen der Grundausbildung für die Verwendungsgruppe A – Bibliotheks-, Dokumentations- und Informationsdienst, Wien 1989.

Biografieautor:

Veronika Pfolz

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