Matejka-Felden Gerda; Malerin und Kunstpädagogin

Geb. Dehlingen/Elsass, Frankreich, 29.4.1901
Gest. Wien, 27.12.1984

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Emil und Marie Felden. Die Familie übersiedelt nach Bremen, wo ihr Vater die Pfarre von St. Martin übernimmt. Pastor Emil Felden entstammt einer großbürgerlichen Familie und ist ein Freund und Schulkollege Albert Schweitzers. In der Folge wird Pastor Felden sozialdemokratischer Abgeordneter im Reichstag. Die Mutter G. F.s entstammt dem preußischen Landadel. Der Familie gehören neben der ältesten Tochter G. noch deren Geschwister Doris, Franz und Andreas an.

Ausbildungen: Ab 1908 besucht G. F. die Höhere Töchterschule in Bremen, währenddessen erhält sie nebenbei noch ab 1911 privaten Zeichenunterricht. Dreizehnjährig geht sie an die Kunstgewerbeschule in Bremen, ab 1917 leistet sie dort Assistenzdienste. 1918 erhält sie ein Stipendium der Stadt Bremen für die Malerschule in Worpswede; in den Jahren 1919-1924 studiert sie an der Akademie der Graphischen Künste in Leipzig, ihre Hauptfächer bilden Malerei, Illustration und angewandte Graphik.

Laufbahn: 1924 übersiedelt sie nach Wien, wo sie sich mit dem Schriftsteller Kossak verheiratet und mit diesem eine Ehe führt, die sieben Jahre dauert, die sie aber später in ihren Lebensläufen stets verschweigt. G. F. arbeitet in Wien als freischaffende Künstlerin, zeichnet für verschiedene Tageszeitungen und Zeitschriften und illustriert Bücher. Am 23. Juni 1932 heiratet sie, nachdem sie zum katholischen Glauben konvertiert ist, in einer kirchlichen Zeremonie Viktor Matejka. Sie gründet die Fachgruppe Zeichnen und Malen im Volksheim Ottakring. 1938 wird der deklarierte Antifaschist Matejka verhaftet und nach Dachau verschickt, seine Frau erhält Arbeitsverbot. Während dieser Zeit lebt sie von Geldüberweisungen ihres Vaters und versucht vergeblich, die Freilassung ihres Mannes zu erwirken, wofür sie ab 1939 mehrmals nach Berlin reist. Allerdings kann sie eine Besuchserlaubnis erlangen. Im Juni 1943 spricht sie mit ihrem Mann im Lager Dachau; Matejka schildert die Notlage und ab diesem Zeitpunkt schickt sie Lebensmittel und Medikamente. Am 7. Juli 1944 wird Viktor Matejka aus Dachau entlassen. Durch tatsächliche und vorgetäuschte ärztliche Atteste entgeht er dem Militärdienst und wird ab 1945, nach der Befreiung Österreichs, Generalbevollmächtigter für alle kulturellen Angelegenheiten im Land, später Stadtrat für Kultur in Wien. Im Jahre 1945 erhält G. M.-F. einen auf zwei Semester befristeten Lehrauftrag an der Meisterschule für Kunsterziehung an der Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz, 1946 übernimmt sie die Leitung dieser Meisterschule, 1947 wird sie zur Außerordentlichen Professorin ernannt. 1946/47 gründet G. M.-F. zusammen mit Karl Lugmayer und Leopold Langhammer den Verein „Künstlerische Volkshochschule“. Dieser Verein wird zur großen Empörung der akademischen Eliten ebenfalls am Schillerplatz beheimatet – wenn auch nur im Souterrain. Beharrlich verteidigt G. M.-F. ihr Projekt, Kunst für breitere Kreise der Bevölkerung zugänglich zu machen, gegen alle Anfeindungen und Torpedierungen durch die beamteten Kulturmonopolisten. Obwohl seit 1949 ein Disziplinarverfahren gegen sie läuft und sie von ihrer Lehrtätigkeit an der Akademie bis zum Jahre 1951 ausgeschlossen bleibt, lässt sie sich von ihrer Arbeit im Souterrain nicht abbringen. Eine wichtige Aufgabe sieht sie darin, jene Bewerber der Kunstakademie bei sich aufzunehmen, denen der Beginn eines ordentlichen Studiums durch die Prüfungskommission verwehrt worden ist. Bereits im Jahre 1950 umfasst das Kursprogramm der Künstlerischen Volkshochschule dreiundzwanzig Kurse, die Bilder werden in den Volksbildungshäusern ausgestellt, im Jahre 1951 auch im Wiener Messepalast, 1952 im Palais Liechtenstein sowie ebenfalls 1952 in der BRD im Marl-Recklinghausen bei Essen. 1954 wird wegen des großen Erfolges und der großen Nachfrage die Wiener Kunstschule gegründet, die zunächst als Privatschule geführt wird und schließlich 1965 Öffentlichkeitsrecht erhält. Diese Schule bleibt mit der Künstlerischen Volkshochschule administrativ und finanziell eng verbunden. Trotz der Ehescheidung, die am 5. Mai 1948 erfolgt ist, bleibt G. M.-F. in ständigem Kontakt mit Viktor Matejka, der bis zu seinem Tod 1992 in der gemeinsamen Wohnung lebt. Seine Frau war allerdings einige Jahre nach der Trennung in die Cobenzlgasse übersiedelt. Nach der Wiederaufnahme ihrer Lehrtätigkeit an der Akademie der Bildenden Künste im Jahre 1951 reihen sich viele Ehrungen aneinander. 1956 erhält sie den Staatspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Volksbildung. Im Jahre 1959 wird G. M.-F. vom Bundespräsidenten zur ordentlichen Hochschulprofessorin ernannt, 1954 wird sie vom französischen Erziehungsministerium eingeladen, am Pariser Institut National Vorträge zu halten, 1960 spricht sie auf eine Einladung der Sektion korrespondierender Mitglieder der Akademie der pädagogischen Wissenschaften der UdSSR hin in Moskau über moderne Kunsterziehung und Erwachsenenbildung in Österreich. Trotzdem schwelt der Hass der Akademiker gegen sie auch weiterhin unvermindert – ihr Urlaubsansuchen wird vom Rektor der Akademie nicht befürwortet, wobei die hämische Begründung angeführt wird, man hätte sie nicht in ihrer Eigenschaft als Professorin der Akademie der Bildenden Künste, sondern nur als Leiterin der Künstlerischen Volkshochschule eingeladen. 1962 stellt sie ihre eigenen Bilder in Bremen aus, 1963 übersiedelt die Künstlerische Volkshochschule endgültig in die Lazarettgasse 27. Anlässlich des fünfundsechzigsten Geburtstages von G. M.-F. werden im Wiener Künstlerhaus zwei Ausstellungen veranstaltet: eine mit Werken der Jubilarin und eine zweite mit Arbeiten ihrer Schüler der Künstlerischen Volkshochschule.

Ausz.: 1967 wird sie in den Rang einer Ordinaria erhoben und erhält das goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, im Jahre 1970 das große goldene Ehrenzeichen von Stadt und Land Wien.

Qu.: DÖW. Nachlass von Viktor Matejka.

W.: zahlreiche Publikationen über volksbildnerische und künstlerische Arbeit.

L.: BLÖF, Klamper 1981, Prominenz der Republik Österreich 1962, Weißinger 1995

Karin Nusko