Maria Anna („Marianne“); Erzherzogin von Österreich, Äbtissin und Kupferstecherin
Geb. Wien, 6.10.1738
Gest. Klagenfurt, Kärnten, 19.10.1789
Herkunft, Verwandtschaften: Älteste Tochter von Maria Theresia und Kaiser Franz I. Stefan. Wurde nach Maria Theresias Schwester Maria Anna benannt.
LebenspartnerInnen, Kinder: Eine schwere Krankheit 1757 führte zu einer immer stärker werdenden Verwachsung bis zu einem ausgeprägten Buckel und trug dazu bei, dass M. A. unverheiratet blieb.
Laufbahn: Schon früh zeigte die Erzherzogin eine Vorliebe für Wissenschaft und Kunst, vor allem (wie der Vater Franz I.) für Mineralogie und Numismatik, weshalb sie die „gelehrte Erzherzogin“ genannt wurde und eine eher „männliche Erziehung“ erhielt. Der plötzliche Tod des über alles geliebten Vaters 1765 änderte M. A.s Leben („dieser tod schlagte mich zuboden“). Sie wurde fromm, suchte die Einsamkeit und führte ein fast asketisches Leben, zu dem eine systematische wissenschaftliche Betätigung (Physik, Mechanik, Chemie, Botanik u. a.) gehörte. Zu ihrem „Eremitentum in der Welt“ trug auch eine langjährige unglückliche Liebe bei. 1766 wurde M. A. Äbtissin des von Maria Theresia gestifteten adeligen Damenstiftes auf dem Prager Hradschin, hatte aber dort nur weltliche Funktionen, lebte auch nicht fest in Prag und bezog aus dieser hohen Stellung vor allem ein hohes Einkommen, mit dem sie ihre Sammlungen finanzieren konnte. In Anerkennung ihrer künstlerischen Tätigkeit als Kupferstecherin wurde sie 1767 Mitglied der neu gegründeten kaiserlichen Kupferstecher-Akademie in Wien und 1769 Mitglied der Großherzoglichen Akademie der Künste in Florenz. Mit dem berühmtesten Mineralogen ihrer Zeit, Ignaz von Born, trat sie in persönliche, ja freundschaftliche Beziehung, unterstützte ihn finanziell, machte ihn zu ihrem Lehrer und beauftragte ihn mit der systematischen Ordnung ihrer Mineraliensammlungen. Nach Maria Theresias Tod und dem Regierungsantritt des wenig geliebten Bruders Josef II. übersiedelte M. A. 1781 nach Klagenfurt, in die Nähe des Klosters der Elisabethinnen, wo sie bis zu ihrem Tod in enger Verbundenheit mit der Klostergemeinschaft, aber nicht als Nonne, lebte. Wegen ihrer steten finanziellen Förderung gilt sie als zweite Gründerin des Klosters. In Klagenfurt, fern vom Wiener Hof, bildete sich um M. A. ein geistiges Zentrum von Gelehrten und Dichtern. Gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Franz Josef Graf von Enzenberg leitete sie auch die Ausgrabungen von Virunum mit großem Kostenaufwand. Durch Ignaz von Born kam M. A. in enge persönliche Beziehung zur Freimaurerei (der auch ihr Vater Franz I. angehörte). Sie vertrat die freimaurerischen Ideale der Wohltätigkeit, Nächstenliebe und Toleranz. Ihr zu Ehren wurde 1783 die Loge „Zur wohltätigen Marianna“ in Klagenfurt gegründet. Born und der Dichter Blumauer waren bei der feierlichen Konstituierung anwesend. Im Kreis ihrer Getreuen, vor allem auch der Freundin Xaveria Gasser, der Oberin des Klosters, starb M. A. nach langjähriger Krankheit an einem Lungenleiden. In Ihrer Sterbestunde trug sie jenen braunen Männerschlafrock (wohl der ihres Vaters), in dem auch Maria Theresia gestorben war. Ihr Begräbnis war das einer Nonne, der Sarg wurde von acht Nonnen gezogen. Universalerbe wurde das Kloster der Elisabethinerinnen, das auch heute noch M. A.s Andenken hochhält.
L.: Engels 1964, Gampl 1960, Hamann 2001, Innerkofler 1910, Rudan 1980, www.aeiou.at