Margreiter Anna; Landwirtschaftliche Arbeiterin und Gegnerin des NS-Regimes
Geb. Kundl, Tirol, 2.3.1925
A. M. wurde am 2. März 1925 als Tochter der Maria Guggenberger (geb. Dengg) und des Landwirtes Ludwig Margreiter in Kundl geboren. Sie erhielt als uneheliches Kind im Alter von fünf Jahren den Nachnamen ihres Vaters. Nach dem Besuch der Volksschule in Kundl war sie als landwirtschaftliche Arbeiterin, als Küchenhilfe und als Hilfsarbeiterin tätig. Ihr 22-jähriger Bruder hielt sich im Juni 1943 mit der deutschen Wehrmacht in Finnland auf. Am 22. Juni 1943 wurde sie wegen eines Zettels, auf dem in Spiegelschrift zu lesen ist: „Hitlers Feldpostnummer: Mörder“, verhaftet und verhört. Sie gab an, den Inhalt der Spiegelschrift von der Hilfsarbeiterin Hermine Franberger gehört zu haben und diesen Witz ihrer Halbschwester Elisabeth Dengg weitergegeben zu haben. Am 1. Juli 1943 wurde A. M. vorläufig aus der Haft entlassen. Im Schlussbericht der Stapo-Innsbruck wurde festgestellt, dass Rosa Amplatz den „hochverräterischen Text“ von ihrer Kollegin Elisabeth Dengg abgeschrieben hat und diese habe den Text von ihrer Halbschwester Anna Margreiter erhalten, die über Paula Agerer und Hermine Gerstner dazu gekommen war. In einem Schreiben des Oberstaatsanwaltes beim Landgericht Innsbruck vom 15. Dezember 1943 wurden die fünf Frauen der Wehrkraftzersetzung beschuldigt.
Am 8. Februar 1944 kam der Akt zum Generalstaatsanwalt nach Wien, wo erkannt wurde, dass die Beschuldigten „in politischer Hinsicht unreif und unerfahren sind“ und keine staatsfeindlichen Propagandaabsichten zu erkennen wären. Es wurde daher empfohlen, die Beschuldigten nicht wegen Wehrkraftzersetzung, sondern „nur“ wegen Heimtücke anzuklagen. Das Sondergericht beim Landgericht Innsbruck verurteilte schließlich A. M. gemeinsam mit Rosa Amplatz, Elisabeth Dengg und Hermine Gerstner (Franberger) am 26. Mai 1944 zu neun Monaten Gefängnis wegen Vergehens nach dem Heimtückegesetz.
Qu.: DÖW 11.583.
L.: Dokumentationsarchiv 1984b
Karin Nusko