Amstädter, Beate
* 4.5.1913 Wien, † 15.5.2002 Wien
Herkunft, Verwandtschaften: Eva Löwenthal wuchs in einer nicht konfessionellen Familie, jüdischer Herkunft in Wien auf. Ihr Vater, ein Freimaurer und der Sozialdemokratie nahe stehend, soll im Rahmen der Geschäftsgruppe des sozialdemokratischen Stadtrates Dr. Julius Tandler im so genannten „Roten Wien“ wahrscheinlich im Bereich der Jugendfürsorge tätig gewesen sein.
Ausbildungen: Bekannt ist, dass Eva Löwenthal ihre Schulausbildung mit Matura abschloss. Ob sie ihre Ausbildung zur Kindergärtnerin noch in Wien oder schon in der Emigration in England abschloss, ist nicht mehr eindeutig festzustellen.
Laufbahn: Eva Löwenthal war eine sehr aparte Frau mit einem damals noch schwarzen Pagenkopf als äußeres Kennzeichen. Ihre Anwesenheit fiel oft tagelang nicht auf, sie arbeitete sehr zurückgezogen, sprach nicht viel und schien von einer unerklärlichen Traurigkeit befallen zu sein. Dann wieder lächelte sie und machte eine ihrer sehr tiefsinnigen und für junge KollegInnen aber nicht immer verständlichen Bemerkungen. Eine lange Freundschaft pflegte sie mit ihrem Kollegen, dem Schriftsteller Herbert Wadsack und seiner Frau, deren Schwiegersohn später Leiter der Hauptbücherei und ihr Vorgesetzter werden sollte. Aber auch er berichtete von ihrer spürbaren Distanz und ihrem Hang zur Einsamkeit, die es ihm, Stephan Horvath, nicht immer möglich machte, mit ihr mehr als im Rahmen der Arbeit zu kommunizieren. In einem Gespräch erinnerte er sich an einige Details über Eva Löwenthals Schicksal, wobei er aber nicht mehr genau feststellen konnte, ob er diese Information von ihr selbst oder von seinen Schwiegereltern bekommen hatte.
Die ersten einschneidenden Änderungen in Eva Löwenthals Familiengeschichte wurden durch die Ausschaltung des Parlaments, den Bürgerkrieg des Jahres 1934 und die Verfolgung der Sozialdemokraten in der Stadtverwaltung herbeigeführt. Eva Löwenthals spätere, strikt antiklerikale Haltung lässt sich damit begründen. Das Jahr 1938 brachte noch größeres Leid über die sensible junge Frau. Bald nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde sie angehalten und in das Sammellager Karajangasse 14-16 im 20. Wiener Bezirk gebracht. Die Behandlung und die Verhöre in diesem, in einer Schule eingerichteten Sondergefängnis für Juden und politisch verdächtige Personen, hinterließen bei Eva Löwenthal ein lebenslanges Trauma. Wie es ihr glückte nach England zu emigrieren, ist nicht überliefert. Über das Schicksal ihrer Eltern hatte sie nie gesprochen, sie dürfte sie aber nie mehr wieder gesehen haben.
In England arbeitete Eva Löwenthal als Fabrikarbeiterin, Kindergärtnerin und Erzieherin. Ihrem Kollegen Horvath erzählte sie, dass sie alle Versuche von jüdischen Frauenorganisationen ihr zu helfen und sie in die Kreise jüdischer Emigrantinnen zu integrieren auf Grund ihrer areligiösen Haltung abgelehnt hätte. Enge Kontakte zu sozialdemokratischen EmigrantInnen und deren Organisationen hätte sie auch nicht gepflegt. Ihre selbst gewählte Isolation in der Emigration, die Hoffnung, in einem neuen Österreich wieder Fuß fassen zu können, vielleicht alte FreundInnen wieder zu treffen, erweckten in ihr den Wunsch zurückzukehren. 1951 gelang ihr die Verwirklichung dieses Wunsches. Aber erst im Jahre 1953 bekam sie die Möglichkeit in den Dienst der Wiener Städtischen Kindergärten einzutreten. Ihre literarische Tätigkeit führte dann zum Wechsel in den Dienst der Wiener Städtischen Büchereien. Ihre Arbeitsstätte war die, heute nicht mehr existierende, Zweigstelle in der Josefstädterstraße 39 im 8. Wiener Gemeindebezirk, der weitere Weg führte in die alte Hauptbücherei in der Schmidgasse, wo sie im Umkreis der damaligen Leiterin Christine Busta arbeitete. Hier dürfte sie auch ein gewisses Verständnis für ihre literarische Arbeit gefunden haben, wenn auch die verschiedenen Temperamente und die konträren persönlichen Stellungen zu Religion bei den beiden Literatinnen manchmal zu Spannungen führten.
Im Jahre 1961 legte Eva Löwenthal ihre Volksbibliothekarsprüfung ab, deren einer Teil aus einem Vergleich zwischen dem in österreichischen öffentlichen Büchereien noch üblichem Thekensystem und dem englischen Freihand-System bestand. Leider ist diese Prüfungsarbeit nicht überliefert. Mit dem Vorschlag zu einer Vorlesestunde für Kinder: „Du und das Tier“ − zeigte sie auch weiterhin ihr Interesse an der Leseentwicklung von Kindern, das durch ihre ursprüngliche Ausbildung zur Kindergärtnerin sensibilisiert war.
Im Jahre 1978 trat sie in den Ruhestand, nahm aber weiterhin Anteil an der Entwicklung der Büchereien Wien. Ihre letzten Jahre verbrachte sie im Sanatorium Maimonides-Zentrum in Wien.
Auszeichnungen: Goldenes Verdienstzeichen der Stadt Wien (2001).
Werke
Gedichte. 1965.
Rauchblumen blühen nicht, 1968.
Tür an Tür. Gedichte von 38 österreichischen Autoren. 1970.
Wie weise muss man sein, um immer gut zu sein. Eine Anthologie österreichischer Frauenlyrik der Gegenwart. 1972.
Vom Wort zum Buch. Lyrik-Anthologie des Österreichischen Schriftstellerverbandes, o.J.
Verlassener Horizont. Österreichische Lyrik aus vier Jahrzehnten: Volk und Welt. 1980.
Gedanken-Brücken. Prosaanthologie des Österreichischen Schriftstellerverbandes. 2000.