Löhr Grete; Fürsorgerin

Geb. Wien, 3.7.1878
Gest. Wien, 30.7.1934

Ausbildungen: Mädchenlyzeum Wien, Studium der Malerei an der Wiener Frauenakademie.

Laufbahn: G. L. war ab 1903 im Wiener Settlement aktiv, zuerst unter der Leitung von Else Federn, dann als deren Stellvertreterin. Ab 1911 arbeitete sie im „Komitee für Jugendgerichtshilfe“. 1915 verließ sie das Settlement und erweiterte ihre Erfahrungen im Pestalozzi-Fröbel-Haus in Berlin, einer dem Settlement vergleichbaren stadtteilbezogenen Sozialarbeiter-Einrichtung der Frauenbewegung. Dort lernte sie auch die Arbeit der Berliner Jugendgerichtshilfe kennen und freundete sich mit der späteren Leiterin Elsa von Liszt an. Wieder in Wien arbeitete sie einige Zeit in einem Kriegsspital und in Tagesheimstätten für Kinder. Nach einem Aufenthalt in Brünn und einer zeitweiligen Mitarbeit im Wiener „Verein gegen Verarmung“ wurde sie im Sommer 1916 in den Ausschuss der Wiener Jugendgerichtshilfe berufen. Ab 1916 organisierte sie gemeinsam mit dem Jugendrichter H. Fiala den Neuaufbau der Wiener Jugendgerichtshilfe und war gemeinsam mit ihm maßgeblich am Entwurf des ersten österr. Jugendgerichtsgesetzes beteiligt. Ab 1917 leitete sie die Jugendgerichtshilfe, die 1920 eine amtliche Einrichtung wurde. Von 1920-1929 arbeitete G. L. an weiteren Gesetzesentwürfen im Bereich der Jugendfürsorge mit. Sie nahm an internationalen Tagungen der Jugendgerichtshilfe teil (1920 Jena, 1924 Heidelberg, 1927 Stuttgart). G. L. war Mitglied des Komitees für Gefangenenhilfe, 1925 österr. Delegierte am Internationalen Kongress für Gefängniswesen in London (wo sie u. a. die Barnardo-Heime für „Niemandskinder“ kennenlernte) und 1930 Delegierte am Kongress in Prag. Ab 1920 war sie Mitarbeiterin, Vorstandsmitglied und Delegierte des Versöhnungsbundes (Friends Union for international Service) und setzte sich hier, gemeinsam mit Beatrix Hoysted, für Völkerversöhnung und Weltfrieden ein. Darüber hinaus leitete sie Kurse und hielt Einzelvorträge für Lehrer, Eltern, Schulinspektoren und Richteramtsanwärter über Sozialarbeit mit Jugendlichen. 1933 trat sie in den Ruhestand. Am 31. Juli 1934 setzte sie ihrem Leben ein Ende.

Qu.: Biografische Ergänzungen v. Elisabeth Malleier.

W.: Veröffentlichungen in: Jahresberichte der Wiener Jugendgerichtshilfe, „Die Jugendgerichtshilfe und ihre praktische Arbeit. Hrsg. v. Viktor Suchanek und Grete Löhr. Flugschriften der Zentralstelle für Kinderschutz und Jugendfürsorge 2“ (1930)

L.: BLÖF, Malleier 2005, ÖBL, 60 Jahre Bund Österr. Frauenvereine (BÖFV), Aus der Wiener Jugendgerichtshilfe In: ZSKJ 1934, Nr.7-8, Bundesfürsorgerat Grethe Löhr † In: ZSKJ 1934, Nr. 9-10, Grete Löhr zum Gedächtnis. Gewidmet v. Freunden u. Verehrern in Gemeinschaft mit d. Wiener Jugendgerichtshilfe anlässlich des 25-jährigen Bestandes derselben, um 1936, www.onb.ac.at/ariadne/