Loch Lucia (Lucie); Gewerkschafterin
Geb. Ostpreußen, 1881
Gest. New York City, New York, USA, 13.12.1943
L. L. wird 1881 in Ostpreußen geboren. Während des Ersten Weltkrieges kommt sie nach Wien, wo sie als Pflegerin in einem Kriegsspital arbeitet. Der ausbeuterische Drill und die strikte unmenschliche Reglementierung, den die militärischen Spitalskommandanten gegenüber den Pflegerinnen an den Tag legen, empören L. L. derartig, dass sie beginnt, sich dagegen zur Wehr zu setzen und so zur Sprecherin des Personals wird. L. L. verbindet den Kampf um wirtschaftliche Verbesserungen des Pflegepersonals mit dem politischen Kampf gegen die Habsburgermonarchie. Der Zusammenschluss der Krankenpflegerinnen ist wohl als eine Vorläuferorganisation der Gewerkschaftsbewegung zu sehen. Bald darauf stellt L. L. auch eine Verbindung zu den in der Hierarchie höher stehenden und etwas besser gestellten Krankenschwestern her, sie wird eine der Gründerinnen der gewerkschaftlichen Organisation der Krankenschwestern.
Nach dem Ersten Weltkrieg wird L. L. zur Sekretärin dieser Gewerkschaft, welche zunächst eine selbstständige Organisation darstellt und später als Teilorganisation im größeren Rahmen des Bundes Öffentlicher Angestellter aufgeht. Viele Verbesserungen der Situation des Krankenpflegepersonals gehen auf den unermüdlichen Einsatz L. L.s zurück. Die Februarkämpfe 1934 und die damit verbundenen Restriktionen gegen bestimmte politische Gruppen treiben auch L. L. in die Illegalität. Zu dieser Zeit wird eine klerikal-faschistische Schwesternorganisation unter dem Protektorat des Kardinals Innitzer eingesetzt. L. L. stand mit den Krankenpflegerinnen der großen Spitäler in Verbindung, die sich von dieser Organisation nicht vertreten fühlten und hielt eine Art Untergrundorganisation aufrecht, welche die damals offizielle klerikal-faschistische Krankenschwesternorganisation bekämpfte. Zur gleichen Zeit war sie in der Betriebsorganisation der Revolutionären Sozialisten tätig, die dem zentralen Frauenkomitee der Untergrund-Gewerkschaften angehörte. Obwohl sie zu dieser Zeit bereits schwer krank ist, engagiert sie sich für ihre verfolgten Genossinnnen und Genossen. Ihre Wohnung wird zum Treffpunkt und Versteck vieler vom Regime Verfolgter, wie z. B. der Redakteure der „Arbeiter-Zeitung“, unter ihnen auch Otto Leichter und seine Frau Käthe, einer prominenten Sozialistin, die im Zuge des nationalsozialistischen Terrors 1942 ermordet wird.
1938 versucht L. L. zunächst in Österreich zu bleiben und weiterzuarbeiten, aber eine drohende Verhaftung durch die Nationalsozialisten zwingt sie zur Flucht in die Schweiz, von dort führt ihr Emigrationsweg weiter nach Paris. Sie hielt auch dort die Verbindung zu den österreichischen Sozialisten und Gewerkschaftern aufrecht. 1941 flüchtet L. L. in die Vereinigten Staaten. Es sollte die letzte Station auf ihrem Lebensweg werden. Am 13.12.1943 stirbt L. L. im Alter von 62 Jahren nach langer schwerer Krankheit in New York.
L.: Fleck/Berger 2000, Pasteur 1986, Austrian Labor Information (New York) November/Dezember 1943
Karin Nusko