Leichter Käthe, geb. Marianne Katharina Pick, Ps. Anna Gärtner, Maria Mahler; Politikerin, Wirtschaftswissenschafterin und Volksbildnerin
Geb. Wien, 20.8.1895
Gest. KZ Ravensbrück bzw. Bernburg, Deutsches Reich 17.3.1942
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Charlotte, geb. Rubinstein; Vater: Dr. Josef Pick, Rechtsanwalt; Schwester: Vally Weigl, Musikerin und Pädagogin.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1921 Heirat mit Otto Leichter, sozialdemokratischer Journalist und Parteipolitiker, 2 Söhne: Heinz (Henry) (*1924), Dr.iur., Rechtsanwalt; Franz (*1930), Dr.iur., Rechtsanwalt und Politiker.
Ausbildungen: Beamten-Töchter-Lyzeum, ab Herbst 1914 Studium der Staatswissenschaften in Wien, ab Herbst 1917 Studium in Heidelberg (M. Weber), 1918 Promotion.
Laufbahn: Nach ihrer Rückkehr nach Wien schloss sie sich der Rätebewegung an, wo sie auch ihren späteren Mann kennen lernte. Im Herbst 1918 Mitgründerin des Verbands sozialdemokratischer Studenten und Akademiker, ab 1919 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Staatskommission für Sozialisierung und Konsulentin im Finanzministerium, von Wilhelm Ellenbogen in den Zentralverband für Gemeinwirtschaft berufen. 1925 übernahm sie den Aufbau des Frauenreferats in der Wiener Arbeiterkammer. In zahlreichen Veröffentlichungen, der Gestaltung des Frauenteils von „Arbeit und Wirtschaft“ sowie des „Österreichischen Metall- und Bergarbeiters“ beweist sie ihr bedeutendes sozialpolitisches Engagement. Besondere Erwähnung bedarf das von ihr herausgegebene „Handbuch der Frauenarbeit in Österreich“. Neben ihren politischen Aktivitäten im Frauenzentralkomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und in der sozialdemokratischen Bezirksorganisation Innere Stadt zählte sie zu den eifrigsten Referentinnen der Zentralstelle für das Bildungswesen. Nach der Zerschlagung der Sozialdemokratie durch die austrofaschistische Regierung Dollfuß im Februar 1934 flüchtete die Familie in die Schweiz. Im September 1934 Rückkehr nach Österreich. K. L. gehörte dem Schulungsausschuss der illegalen Revolutionären Sozialisten Österreichs (RS) an. Ihr Haus im Wien 23. (Mauer) wurde ein Treffpunkt von Funktionären der verfolgten Arbeiterbewegung. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erneut politisch und nun auch „rassisch“ verfolgt, flüchtet Otto Leichter im März 1938 in die Schweiz, auch die Kinder können rechtzeitig ins Ausland gebracht werden. K. L. wird jedoch kurz vor der Ausreise durch einen Spitzel verraten, am 30. Mai 1938 von der Gestapo verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Trotz zahlreicher ausländischer Interventionsversuche wird sie im Jänner 1940 ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert. Sie wurde in der NS-Tötungsanstalt Bernburg in Deutschland im Zuge der sogenannten Aktion 14f13 mit Giftgas ermordet.
Ausz.: Verkehrsflächenbenennung 1949: Wien 1130, Käthe-Leichter-Gasse, 1988: Käthe Leichter Hof und Gedenktafel in Wien 1130, Auhofstraße 152-156, Gedenktafel in der Ebendorferstraße, Wien 1010. ab 1991: Käthe-Leichter-Preis.
Qu.: IfZ München, Tagblattarchiv/AK (Personenmappe).
W.: „Was wollen die Frauen in der Politik? Reihe: Lichtstrahlen. Heft 19“ (1910), „Die handelspolitischen Beziehungen Österreich-Ungarns zu Italien. Diss. phil.“ (1918), „Wie leben die Wiener Hausgehilfinnen“ (1926), „Frauenarbeit und Arbeiterinnenschutz in Österreich. Hg. Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien“ (1927), „Wie leben die Wiener Heimarbeiter? Eine Erhebung über die Arbeits- und Lebensverhältnisse“ (1928), „Handbuch der Frauenarbeit in Österreich. (Mitverf. und Red.)“ (1930. darin: Die Entwicklung der Frauenarbeit nach dem Krieg), „So leben wir…1320 Industriearbeiterinnen berichten über ihr Leben. Eine Erhebung“ (1932), „Vom revolutionären Syndikalismus zur Verstaatlichung der Gewerkschaften. In: Festschrift für Carl Grünberg“ (1932), „Sanierung und Krise, Rationalisierungs- und Stabilisierungspolitik. In: Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung im Weltkrieg und in der Nachkriegszeit“ (1932), „100.000 Kinder auf einen Hieb. Die Frau als Zuchtstute im Dritten Reich“ (1933), „Mahler, Maria (Ps.): Die Gewerkschaften im Faschismus. In: Internationale Studienwoche, veranstaltet vom Internationalen Frauenkomitee der Sozialistischen Arbeiter-Internationale, Brüssel 22.8. bis 29.8.1936“ (1936), „Gärtner, Anna (Ps.): Erfahrungen und Aufgaben sozialistischer Schulungsarbeit. In: Der Kampf“ (1936), „Kindheitserinnerungen. (1939 in der Gestapo-Haft verfaßt und ihren Kindern Heinz und Franz gewidmet, das Original befindet sich im DÖW“
L.: BLÖF, Bolbecher/Kaiser 2000, Exenberger 2000, Göhring 1996, Lappin-Eppel 2012, Leichter 1964, Neugebauer 1975, ÖBL, ÖNB 2002, Serloth 2002, Spiegel 1967, Steiner 1973, Tidl 1982, Weinzierl 1973, Wolfsberger 1996, www.aeiou.at, Wikipedia