Lambert Anna; Krankenschwester

Geb. Krems, NÖ, 1906
Gest. 1998

Mutter: Amalie Weiß, geb. in Senftenberg, Vater: Samuel Kohn, geb. in Schiltern. Schwester: Rosi Kohn, Brüder: Richard Kohn, Johann (Hansi) Kohn.

Gatte: Franz, Rex Lambert, Kinder: Kurt, Manfred (Freddy).

Wurde 1906 in Krems geboren; besuchte als Kind einen sozialdemokratischen Turnverein; die Mutter starb als A. L. 16 Jahre alt war. Als Sekretärin beim Rechtsanwalt Otto Mitterbauer in Krems; später bei Dr. Richard Adler u. bei Dr. Hans Wantuch in Wien; ging nach Bad Vöslau; wurde 1939 von Nazioffizieren von zu Hause abgeholt und weggebracht. Einer der Offiziere war ein früherer Freund der Familie, er meinte dies sei ein Versehen und stellte einen Passierschein für A. L. aus. Die Situation wurde jedoch immer unerträglicher. So beschloss sie mit den Kindern nach England zu emigrieren. Ihr Mann war strikt dagegen. A. L. fand bei einem Bekannten; der ihr auf der Straße in Wien Hilfe angeboten hatte in Edinburgh Aufnahme. Die beiden Kinder wurden zuerst in einem Kloster, dann in einem Internat untergebracht. A. ließ sich zur Krankenschwester ausbilden; arbeitete beim Roten Kreuz, später als Hebamme in einer Geburtsklinik tätig; bis zu ihrer Pensionierung war sie dann Bezirkskrankenschwester in Essex. Die briefliche Verbindung zu ihrem Mann, der in Österreich geblieben war, war längst abgebrochen. Nach dem Krieg musste A. dann erfahren, dass ihr Mann nichts mehr von ihr wissen wollte. Sie ging eine zweite Ehe mit Rex Lambert ein; er starb nach sieben Ehejahren. Zu Österreich fühlte sie eine Hassliebe. Sie sah sich zwar selbst als Engländerin, konnte Österreich dennoch nie ganz vergessen.

W.: „Du kannst vor nichts davonlaufen. Erinnerungen einer auf sich selbst gestellten Frau“ (1992)

Susanne Blumesberger