Lachs Minna, geb. Schiffmann; Pädagogin, Germanistin und Schriftstellerin
Geb. Trembowla, Galizien (Trembowlja, Ukraine), 10.7.1907
Gest. Wien, 22.6.1993
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Benno Schiffmann, Vertreter einer großen österreichischen Kohlenfirma in Ostgalizien; Mutter: Viktoria. Bruder: Simon, (*1910), Schwester: Bertl. 1914 floh die Familie nach Wien, M. L. wuchs vielsprachig auf.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1932 Heirat mit Dr. Ernst Lachs, Jurist und Sozialdemokrat, den sie in einer sozialistischen StudentInnengruppe kennen gelernt hatte., E. L. war 1934 in der Wiener Stadtverwaltung tätig; Sohn: Thomas (*1938).
Ausbildungen: Realgymnasium für Mädchen; Studium der Germanistik, Romanistik, Psychologie und Pädagogik in Wien 1932 Promotion mit der Dissertation „Die deutsche Ghettogeschichte“; 1933 Lehramtsprüfungen in Deutsch und Französisch.
Laufbahn: Unterricht an Privatschulen; 1934 Übernahme der Matura-Klasse an der Schwarzwald-Schule für die verhaftete Aline Furtmüller, unterrichtete in der Privatschule Universum in der Garnisongasse, private Matura-Vorbereitungskurse. Das Ehepaar Lachs hatte auch Kontakte zum österreichischen Widerstand. 1938 Flucht in die Schweiz, 1942 Emigration in die USA auf dem Schiff „Navemar“. Dort als Pädagogin und Psychologin in verschiedenen privaten Schulen und Organisationen tätig Kehrte 1947 nach Österreich zurück, Lehrtätigkeit an Mittelschulen. 1954-1972 Direktorin des Mädchengymnasiums Wien 18, Haizingergasse. Ab 1964 Mitarbeit. im Fachausschuss für Erziehung der Österreichischen UNESCO-Kommission, 1970-1983 deren Vizepräsidentin. In dieser Funktion förderte M. L. den internationalen Jugendaustausch, in der Hoffnung, dass Abbau von Barrieren und Fremdheit Vorurteile, Hass und Rassismus verringern würden. M. L. verfasste unter anderem Lehrbücher für den Englischunterricht und Handbücher für Lehrer zur Verdrängung des nationalsozialistischen Unterrichtsmaterials.
Ausz., Mitglsch.: 1964 Ernennung zur Hofrätin, Verleihung des Professorentitels, Goldenes Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik, Großes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Juli 1976), Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1979 Verleihung des Premio „Adelaide Ristori“ vom Centro Culturale Italiano, Medaille vom japanischen Unterrichtsministerium für Verdienste und Erziehung zur internationalen Verständigung, 1998 Benennung eines Parks in Wien 6.
Zitate: „Man darf die Vergangenheit nicht vergessen, damit sie nicht wieder Zukunft wird.“
Qu.: DÖW, Tagblattarchiv/AK (Personenmappe), Judaica-Archiv/ÖNB.
W.: „Die deutsche Ghettogeschichte. Diss.“ (1931), „Anfangsunterricht in den lebenden Fremdsprachen. Ein organischer Lehrgang“ (1953), „Open Doors to English. A book of songs, poems and stories. Ausgew. und zsgest. von Minna Lachs, 4 Teile“ (1948-1956), „Und senden ihr Lied aus. Lyrik österreichischer Dichterinnen vom 12.Jh. bis zur Gegenwart. Ges., ausgw. und mit einem Nachwort vers. von Minna Lachs. Unter Mitarbeit von Käthe Braun-Prager“ (1963), „Was Andy seiner Mutter zum Geburtstag schenkte. Frei nach einer amerikanischen Geschichte erzählt von Minna“ (o. J.), „Warum schaust du zurück. Erinnerungen 1907-1941“ (1986), „(Illustration von Angelika Kaufmann): Was raschelt da im Bauernhof?“ (1987), „Zwischen zwei Welten: Erinnerungen 1941“ (1992)
L.: Binder 1982, Bolbecher/Kaiser 2000, Internationales Institut für Jugendliteratur und Leseforschung 1994, Klanska 1981, Klanska 2000, Leisch-Prost 2002, ÖNB 2002, Prost 1987, Seeber 1998, Vansant 2001