Kurzweil Edith, geb. Weiss, Weisz; Soziologin und Psychoanalytikerin

Geb. Wien, 3.6.1926

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Ernest Weisz, Geschäftsmann; Mutter: Wilhelmine M. Fischer, in ihrer Jugend Sportschwimmerin bei Hakoah; der Familie gelang zuletzt die Emigration in die USA, zahlreiche andere Familienmitglieder fielen dem Holocaust zum Opfer.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1. 1945 Heirat mit dem in München geborenen Geschäftsmann Charles Schmidt, Trennung; Kinder: Ronald (*1948), Vivien (*1949). 2. Heirat mit dem aus Wien stammenden Dipl.-Ing. Robert Kurzweil (†); ein Sohn (*1960).

Ausbildungen: 1935-38 Gymnasium des Wiener Frauenerwerbvereins, 1939-40 Lycée in Belgien; in den 1940er Jahren Besuch der New York Evening High School, 1942-45 Abendklassen des City College in New York; nach ihrer zweiten Ehe Studium am Queens College der City University of New York (B.A. 1967), Graduate Faculty der New School of Social Research, 1973 Abschluss des Soziologiestudiums mit dem Ph.D.

Laufbahn: Kam mit einem Kindertransport im Februar 1939 nach Belgien und konnte dort ihre Ausbildung weiterführen. Auf abenteuerlichen Wegen gelangte sie über Südfrankreich, Spanien und Portugal im September 1940 in die USA. In den USA zuerst Hilfsarbeiterin in verschiedenen Jobs; zeitweilig Diamantenschleiferin; nach dem Tod ihres zweiten Mannes einige Monate in Wien, dann Rückkehr nach New York; für ihre Dissertation 1971-72 als Gastforscherin der Giovanni Agnelli Foundation in Torino; 1973-78 Mitglied des Department of Sociology des Montclair College, New York, danach Wechsel an die Rutgers University in New Brunswick, New Jersey, 1988-94 dort Department Chair; 1992-2000 University Professor and Chair of Sociology an der Adelphi University in Garden City, Long Island, New York; 1982-83 Forschungsaufenthalt an der Maison des Sciences de l´Homme in Paris; während ihrer Zeit in Rutgers und Adelphi zahlreiche Anerkennungen ihrer wissenschaftlichen Arbeit: Gastprofessur am Sigmund Freud Institut in Frankfurt, Forschungsaufenthalte an der Harvard University, Fellowships bzw. Grants der National Foundation for the Humanities, der Rockefeller Foundation, Mitwirkung in zahlreichen akademischen und anderen Beratergremien; seit 1973 in der Redaktion der Zeitschrift „Partisan Review“, seit 1978 als Executive Editor, seit 1994 als Editor, als solche Organisation mehrerer Konferenzen zu Themen des Bildungswesens, daneben Tätigkeit in professionellen Organisationen, z. B. 1982-83 Chair der Theoriesektion der American Sociological Association, Mitherausgeberin bei verschiedenen Publikationen; in den letzten beiden Jahrzehnten zahlreiche Buchbesprechungen und Kommentare zu aktuellen politischen und wissenschaftlichen Fragen mit besonderem Schwerpunkt Europa.

Nach ihrer Dissertation Zuwendung zu Fragen der soziologischen Theorie, in diesem Zusammenhang in Aufsätzen und in einem Buch Beitrag zur Rezeption des französischen Strukturalismus und Post-Strukturalismus in den USA; vergleichende Forschung über die Psychoanalyse in Österreich und anderen europäischen Ländern, Psychoanalyse und Feminismus; ihr Werk ist geprägt durch die Verbindung von psychoanalytischen und sozialwissenschaftlichen Denktraditionen und den für EmigrantInnen der zweiten Generation außergewöhnlichen Versuch, die politischen und intellektuellen Entwicklungen in Deutschland und Österreich den amerikanischen Lesern näher zu bringen.

W.: „The age of structuralism: Lévi-Strauss to Foucault“ (1980), „Italian entrepreneurs: rearguard of progress“ (1983), „Writers and politics: A Partisan review reader, hrsg. v. Edith Kurzweil und William Phillips“ (1983), „Literature and psychoanalysis, hrsg. v. Edith Kurzweil und William Phillips“ (1983), „The Freudians: A comparative perspective“ (1989), „Freud und die Freudianer: Geschichte und Gegenwart der Psychoanalyse in Deutschland, Frankreich, England, Österreich und den USA, übersetzt von Max Looser“ (1993), „Freudians and feminists“ (1995), „Our country, our culture: The politics of political correctness, hrsg. v. Edith Kurzweil und William Phillips“ (1994), „A partisan century: Political writings from Partisan review“ (1996), „Briefe aus Wien: Jüdisches Leben vor der Deportation“ (1999)

L.: Fleck 2002, Ingrisch 2004, ÖNB 2002, Röder/Strauss 1980-1983