Kurzmann, Henriette

auch Rita Kurzmann-Leuchter, geb. Pollak

* 4.2.1900, Wien, † 21.10.1942, Buenos Aires, Argentinien
Musikwissenschafterin und Pianistin

H. K. studierte in den Jahren 1918-1923 an der Universität Wien anfangs Chemie und Physik, dann Musikwissenschaft und im Nebenfach Physik und Philosophie. 1921 heiratete sie den Arzt Dr. Rudolf Kurzmann. Mit der Dissertationsschrift „Die Modulation in den Instrumentalwerken Mozarts“, die im Folgejahr in Auszügen in Guido Adlers „Studien zur Musikwissenschaft, Beihefte der Denkmäler der Tonkunst in Österreich“ (Heft 12) erschien, promovierte sie 1924 bei Adler.
H. K.s Klavierlehrer waren Hugo Reinhold und in den frühen 1930er Jahren Emil von Sauer. Ihr erster nachgewiesener Auftritt als Pianistin ist 1926 ein Max-Reger-Abend im Wiener Konzerthaus. 1927 und 1928 trat sie mit dem Geiger Louis Krasner auf, für den Alban Berg später ein Violinkonzert komponierte. Ab 1927 war sie als Klavierpädagogin am Neuen Wiener Konservatorium tätig.
Seit Anfang der 1930er Jahre war H. K. Sekretärin der österreichischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM), zu deren Vorstand u. a. Anton Webern und David Josef Bach zählten. 1932 und 1933 hielt Webern in der Kurzmannschen Wohnung zwei Vortragsreihen, an denen u. a. Ernst Krenek, Eduard Steuermann, Paul Amadeus Pisk, Erwin Stein, und gelegentlich auch Alban und Helene Berg teilnahmen und deren Mitschrift 1960 unter dem Titel „Der Weg zur neuen Musik“ erschien. 1935 erarbeitete H. K. gemeinsam mit Berg die Klavierfassung des Violinkonzerts, das dieser für Louis Krasner komponiert hatte.
Anfang 1936 studierte sie das Werk mit Krasner ein, der die Uraufführung beim IGNM-Fest 1936 in Barcelona unter Leitung von Hermann Scherchen spielte. Eine Voraufführung fand kurz vorher mit Krasner und H. K. im Kammermusiksaal des Wiener Musikvereins statt. Anlässlich der Verleihung des Emil-Hertzka-Preises spielte sie hier im Mai 1936 eine Klaviersuite von Norbert von Hannenheim und Paul Dessaus „Drei Klavierstücke“.
Im selben Jahr erfolgte die Scheidung von ihrem Mann und sie emigrierte nach Buenos Aires. Hier heiratete sie den Musikwissenschaftler und Dirigenten Erwin Leuchter, den sie Anfang der 1930er Jahre bei den Wiener Arbeiter-Symphonie-Konzerten kennengelernt hatte. 1938 unternahm sie eine Europatournee, bei der sie u. a. in Wien ein Konzert mit argentinischer Musik gab. Im selben Jahr spielte sie mit dem Geiger Carlos Pessina in Buenos Aires einen Zyklus von Violinsonaten.
1939 spielte sie im Teatro del Pueblo die Uraufführung der Stücke „Do re mi fa sol“ (1933) und „Canción de otoño“ (1939) von José María Castro. Hauptsächlich widmete sie sich aber der Unterrichtstätigkeit und veröffentlichte eine Reihe musikpädagogischer Werke. Ihr bekanntester Schüler war der Komponist und Dirigent Michael Gielen.

Werke

Die Modulation in den Instrumentalwerken Mozarts. Phil. Diss. Wien 1924, Ersch. in: Studien zur Musikwissenschaft, Bd. 12, 1925.
El primer paso del Pianista argentino. Ricordi Americana, Buenos Aires, 1939.
Enseñanza Elemental del Piano. 2 Bde., Ricordi Americana, Buenos Aires, 1940/41.
Canciones de navidad. Ricordi Americana, Buenos Aires, 1941.
Canciones infantiles europeas. Ricordi Americana, Buenos Aires, 1943.

Literatur / Quellen

Douer, A. / Seeber, U.: Wie weit ist Wien. Lateinamerika als Exil für österreichische Schriftsteller und Künstler. Begleitbuch zu der gleichnamigen Ausstellung der Österreichischen Exilbibliothek im Literaturhaus in Wien. Wien, 1995.
http://www.herbert-henck.de/

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