Kunigunde II.; Äbtissin von Göß und Stifterin des Gößer Ornats

Geb. ?

Gest. nach 1269

Laufbahn: K. ist urkundlich als Äbtissin des Kanonissenstifts Göß von 1239 bis 1269 erwähnt. Über K.s familiäre Herkunft ist nichts bekannt. Es wird vermutet, dass sie verwandtschaftlich mit der Gründerfamilie, Adala, der Frau des bayerischen Pfalzgrafen Aribo I. und ihres Sohnes Aribo, Erzbischof von Mainz (1021-1031), verbunden war.

Mit ihrem Namen ist vor allem der Gößer Ornat (Wien, Museum für Angewandte Kunst, Inv. Nr. 6902-6906) verbunden. Der Gösser Ornat, bestehend aus Antependium, Pluviale, Kasel, Dalmatika und Tunika, − Stola, Manipel und Velum fehlen −, gilt als ältester nahezu vollständig erhaltener Ornat des Mittelalters und K. als Stifterin, Designerin und Mitherstellerin.

So wie sich die Stücke heute präsentieren – im 18. Jahrhundert wurden der Ornat umfassend restauriert, wobei nur das Antependium unverändert blieb –, wird durch zwei Porträts und vier Inschriften auf die Äbtissin und drei Mal auch auf die Stiftsdamen verwiesen.

Dem Marienpatrozinium der Gößer Stiftskirche Rechnung tragend, ein weiterer Marienbezug ist der Todestag der Stifterin Adala, für die Feier von deren Gedächtnis die liturgischen Gewänder am Vortag von Mariae Geburt (7. September) bestimmt waren, wird die Stiftung der Paramente von einem Bildprogramm mit der Darstellung von Maria als Jungfrau, Mutter und Herrscherin umrahmt, in die auch die weibliche Stifterin des Klosters durch ein Porträt am Antependium neben der Äbtissin Kunegunde (II.) einbezogen wird. Die Donation wird mit der Heils- und Stiftsgeschichte verknüpft. Bemerkenswert ist die bloße Fokusierung auf weibliche Figuren – Maria, K. und Adala. Mit der jeweiligen Anordnung der Porträts der Schenkerin und in eingeschränkter Weise auch der Inschriften auf der Rückseite der Kleider respektive deren Schauseite, erlangten auch K. und ihre Stiftsdamen bei der Messfeier für ihre Gründerin am Altar trotz Ausschließung Präsenz.

L.: Dreger 1908, Eggert 2007, Griffiths 2011, Heinz 1956, Heinz 1957, Höfer 2000, Müller-Christensen/Schuette 1963, Naschenweng 1997, Woisetschläger-Mayer 1961

 

Ingrid Roitner