Kunigunde; Herzogin von Bayern

Geb. Wiener Neustadt, NÖ, 16.3.1465

Gest. München, Bayern (Deutschland), 6.8.1520

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Kaiser Friedrich III. (1415-1493); Mutter: Eleonore von Portugal (1434/36-1467); Geschwister: Christoph, Helena und Johannes sterben früh. Das Erwachsenenalter erreichen einzig K. und ihr Bruder, der spätere Kaiser Maximilian I. (1459-1519).

LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratet am 2.1.1487 Albrecht IV. von Bayern (1447-1508), genannt „der Gewitzigte“; 8 gemeinsame Kinder: Sidonie von Bayern (1488–1505); Sibille von Bayern (1489–1519); Sabine von Bayern (1492–1564); Wilhelm IV. (1493–1550), Herzog von Bayern; Ludwig X. (1495–1545), Herzog von Bayern; Susanne (1499–1500); Ernst von Bayern (1500–1560), Erzbischof von Salzburg; Susanna von Bayern (1502–1543).

Ausbildungen: Lehrer und Hofstaat werden vom Vater persönlich ausgesucht. Entgegen den damaligen Gepflogenheiten lernt K. nicht nur zu lesen, schreiben, häkeln und sticken, sondern erhält auch Unterricht im Reiten, Jagen, in Astronomie und Mathematik. Sie beschäftigt sich mit Gebeten und Psaltern und liest neben den zur damals üblichen Erbauungsbüchern und Legenden auch zeitgenössische Romane.

Laufbahn: Als die ersten 3 Kinder des Kaiserpaares früh sterben, ist Friedrich III. davon überzeugt, dass die schlechte Ernährung der Kinder durch deren Mutter Eleonora Schuld sei. Einer Anekdote nach erkrankt schließlich auch K., weshalb der Vater sie zu sich nimmt und mittels gesunder Ernährung kurieren lässt. Auch Eleonora erkrankt schwer; als sie stirbt, ist K. gerade 2 Jahre alt. Nach dem Willen des Vaters wird K. fortan von Else Pellendorffer, der Hofmeisterin der Kaiserin, erzogen. K. wächst, von der tiefen Religiosität der Eltern geprägt, in Wiener Neustadt und Graz auf und entwickelt eine enge Beziehung zu ihrem Bruder Maximilian. In ihrer Kindheit begleitet sie den Vater auf Reisen. Sie ist bei den Empfängen wichtiger Persönlichkeiten zugegen und bald werden ihr repräsentative Tätigkeiten anvertraut. Durch die frühe Einbindung in höfische Angelegenheiten genießt K. einen hohen Status. Zudem kommt ihr als einziger Tochter des Kaisers eine hohe politische Bedeutung zu; K.s Vermählung wird genau geplant. Die zahlreichen Werber wechseln häufig, was sich durch Veränderungen der politischen Lage und der Suche nach Allianzen erklären lässt; es haben sich u. a. der ungarische König Matthias Corvinus (1470), Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut (1470), der französische Dauphin Karl (späterer König Karl VIII.), Friedrich von Neapel, zuerst Wladislaw (Sohn des Königs Kasimir IV. von Polen), dann dessen Bruder Kasimir sowie der Herzog Karl von Savoyen um ihre Hand bemüht. Das damals weit verbreitete Gerücht, Friedrich III. wolle seine Tochter mit dem Eroberer Konstantinopels, Sultan Mohammed II. verheiraten, wenn dieser zum Christentum konvertiere, lässt sich jedoch bezweifeln (vgl. Graf 2000, S. 39-40), zeigt aber die immense politische Bedeutung der Vermählung K.s. Nach Maximilians Heirat 1477 lockert sich der Kontakt der beiden etwas, das enge Verhältnis der Geschwister bleibt aber bestehen; wenn die beiden einander nicht sehen können, schicken sie sich Briefe und Geschenke. K. verbringt ab 1480 ein Jahr in Wien an der Seite des Vaters. Als dort die Gefahr der Pestepidemie sowie der ungarischen Truppen wächst und die Hofburg schließlich belagert wird, lässt der Vater K. im November 1481 mit einer Eskorte von 1300 Männern erst nach Laxenburg, dann nach Graz bringen. Dort kann ein Anschlag vereitelt werden; einigen Quellen zufolge ereignet sich auch eine versuchte Entführung K.s. Im Februar 1484 steigt die Bedrohung durch die ungarischen Truppen auch in der Steiermark, weshalb K. abreist. Sie hält sich erst in Wels, dann in Neuburg am Inn auf. Der Vater schickt sie an den Hof seines ehemaligen Mündels und Vetters Herzog Siegmund, genannt „der Münzreiche“ nach Innsbruck. K. trifft im Sommer 1485 ein und ist bald in das rege gesellschaftliche Leben des Innsbrucker Hofes eingebunden. Zudem verbringt sie viel Zeit mit der jungen Erzherzogin Katharina. Noch im selben Jahr lernt K. den gebildeten und bereisten bayerischen Herzog Albrecht IV. kennen; nach kurzer Zeit verlieben sich die beiden. Als Albrecht um K.s Hand anhält, hat er sich bereits das Erbe seines Freundes Niklas von Abensberg widerrechtlich angeeignet, das ein Reichslehen war. Friedrich III., der unter Geldmangel leidet, ist einverstanden, dass das Erbe Abensbergs als K.s Mitgift in den Besitz Albrechts übergeht. Albrecht geht jedoch noch weiter und nimmt noch während der Hochzeitsverhandlungen die Reichsstadt Regensburg in seinen Besitz, was Friedrich III. veranlasst, seine Zustimmung zur Eheschließung zurückzunehmen. K. weiß nichts von den Täuschungen Albrechts und von der Entscheidung ihres Vaters. V. a. in der österreichischen Geschichtsforschung finden sich VertreterInnen der Theorie, Albrecht habe mit der Hilfe Sigmunds eine gefälschte Einwilligung des Kaisers Friedrichs zur Hochzeit angefertigt und so K. getäuscht (vgl. Graf 2000, S. 85). Fest steht, dass die Hochzeit gegen den Willen des Kaisers stattfindet, und dass in der Folge Albrecht und auch K. in Ungnade fallen. Nach der Hochzeit 1487 übersiedelt K. nach München, der gute Kontakt zum Innsbrucker Hof bleibt bestehen. Die Ehe ist von dem Betrug belastet und K. leidet unter der Auseinandersetzung zwischen ihrem Ehemann und ihrem Vater. Als K. zudem 3 Mädchen gebärt, fürchtet Albrecht um die Thronfolge und damit um die Machterweiterung Bayerns. Ab 1488 bemüht sich Maximilian verstärkt um eine Aussöhnung zwischen Albert und dem Kaiser. Durch die Bemühungen Maximilians kommt im Mai 1492 schließlich ein Treffen zwischen Albert und dem Kaiser zustande. Albrecht muss (für kurze Zeit) Regensberg und die Herrschaft Albrecht wieder abgeben, er und K. leisten den Erbverzicht. Nach weiterem Vermitteln Maximilians erklärt sich Kaiser Friedrich endlich bereit, seine Tochter und Enkelkinder wieder zu sehen. Im Spätherbst desselben Jahres reist K. mit ihren 3 Töchtern zur endgültigen Aussöhnung nach Linz. K. ist nun so eine Art Bindeglied zwischen Habsburgen und Wittelsbachern. An der Seite Alberts öffnet sie Bayern dem Humanismus und der Renaissance. Das Paar ist für seine Büchersammlung berühmt und lässt die Söhne vom bayrischen Geschichtsschreiber Aventin unterrichten. In ihrer Funktion als Fürstin nimmt K. aktiv am öffentlichen Leben teil; sie bemüht sich v. a. als Fürsprecherin Hilfesuchender vor ihrem Bruder Maximilian. In den meisten Fällen ist sie damit erfolgreich, in den Fällen jedoch, wo K. bei ihrem Bruder Einfluss in politischen Fragen zu erlangen sucht, bleibt sie erfolglos (Landshuter Erbfolgekrieg, Augsburger Bischofsstelle). Sie kommt ihren repräsentativen Pflichten nach, ist bei hohem Besuch und bei Festen an der Seite ihres Gatten; ebenso erfüllt sie ihre religiösen Pflichten und tritt als Stifterin hervor (Flügelaltar für die Münchner Frauenkirche 1492). Im Jahre 1506 erlässt Albrecht das Primogeniturgesetz, das ein Ende der Erbteilungen und den erstgeborenen Sohn als alleinigen Erben vorsieht um die neuen Einheit Bayerns zu wahren. Daraufhin entbrennt ein Erbstreit zwischen den beiden Söhnen Ludwig und Wilhelm. Als Albrecht kaum 2 Jahre nach dem Erlass stirbt, verteilt K. ihre Habe, um den Rest ihres Lebens zurückgezogen im Püttrichkloster zu verbringen. Aus dem Kloster noch setzt sie sich energisch und beharrlich gegen zahlreiche Widerstände für die Rechte Ludwigs ein. Gemeinsam mit dem für ihren minderjährigen Sohn Wilhelm eingesetzten Regentschaftsrat, mit ihrem Bruder Maximilian sowie mit der Unterstützung der Stände erwirkt sie schließlich die Abschaffung des Primogeniturgesetzes. Auf diese Weise kann sie die Ansprüche des allgemein beliebteren Ludwigs schützen, welcher 1514 die Mitregentschaft und eine dem Bruder Wilhelm gegenüber gleichberechtigte Erbschaft erlangt. Diese Episode zeichnet K. als standesbewusste Kaisertochter, die lieber eine erneute Teilung Bayerns riskiert, als einen ihrer Söhne als Grafen degradiert zu sehen. Sie stellt sich auch hinter ihre Tochter Sabine und verteidigt deren Ansprüche, als die Ehe mit Herzog Ulrich von Württemberg scheitert. Sie wurde nach ihrem Tod im Münchner Dom beigesetzt.

L.: Graf 2000, Hamann 2001, Heyrenbach 1778, Mayrhofer 1836, Wurzbach 1860, Wikipedia