Koller-Buchwieser Helene, verh. Koller; Architektin, Zivilingenieurin und Baumeisterin
Geb. Wien, 26.11.1912
Gest. Hinterbrühl, NÖ?, 4.3.2008
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Bruno Buchwieser (1883-1960), Architekt und Stadtbaumeister; beide Elternteile stammen aus altösterreichischen Handwerkerfamilien, anfängliche Bedenken der Eltern gegen das Erlernen des Maurerhandwerks und die Erlangung der Baumeisterbefugnis durch die Tochter.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1939 Heirat mit Lothar Kitschelt, Kunsthistoriker, in derselben Dienststelle tätig (†1944 gefallen); 1947 Heirat mit Dr. Josef Koller.
Ausbildungen: Volksschule der Barmherzigen Schwestern, Reform-Realgymnasium für Mädchen in Wien, 1932 Reifeprüfung mit Auszeichnung; 1932-37 Studium der Architektur an der Technischen Hochschule (heute: Technische Universität), während der Hochschulferien im Sommer 1932/33 Maurerlehre, 1934-36 Praxismonate als „Bautechniker“ und „Werkführer“ auf den Baustellen ihres Vaters, 29.4.1937 Ingenieurdiplom, 1937 Studienreise durch England zur Vorbereitung einer wissenschaftlichen Arbeit über die „Entwicklung der Universitäten im Mittelalter“ in der Meisterschule Karl Holey, zu der es nach ihrer Rückkehr nach Wien am 6.3.1938 nicht mehr kam. 20.9.1945 Befugnis eines Zivilingenieurs für Hochbau; 31.3.1947 Certificat of Merit.
Laufbahn: Noch während der Ausbildung erste Bauerfahrung, 1937 als Bauingenieur angestellt, seit 15.11.1938 Leiterin des Bauamtes am Kunsthistorischen Museum Wien, u. a. mit der Neuaufstellung der Geistlichen und Weltlichen Schatzkammer betraut, nach der Heirat dazu gezwungen, die Stelle aufzugeben; seit 1.1.1940 stellvertretende Betriebsleiterin im väterlichen Bauunternehmen, 16.5.1940 Baumeisterprüfung, nach dem Brand des Wiener Stephansdoms im April 1945 Aufräumungs- und Sicherungsarbeiten und Leitung der ersten Wiederaufbaumaßnahmen in Vertretung des Dombaumeisters Karl Holey; auf Entwürfe der Architektin und Kunstexpertin geht die Wiedererrichtung zahlreicher sakraler Bauten in Wien nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, 1946/47 sechsmonatige USA-Reise mit Stipendium der UNRRA (Hilfs- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen, gegründet 1943, 1945 von der UNO übernommen), um dort den Wohnungs- und Siedlungsbau, neue Bauweisen und neue Baustoffe zu studieren; seit 1952 gerichtlich beeidete Sachverständige und Schätzmeisterin, 1975-93 Prüforgan für geförderte Bauvorhaben beim Amt der Wiener Landesregierung; 1946 Eröffnung des eigenen Architekturbüros, bis 1995 als freischaffende Architektin tätig, Wettbewerbserfolge, Kirchen- und Sozialbauten in Österreich und Afrika, 1970 Bau von Ausbildungszentren für Jugendliche (Quahigouya), für Behinderte („Centre Teeg-Wende“ Quagadougou) und die Kirche St. Pierre (Goughin-Quaga) im Auftrag des Bischofs in Obervolta.
Ausz., Mitglsch.: Engagierte sich in der „Gesellschaft für Christliche Kunst“ sowie im „St. Helena-Verein zur Pflege der christlichen Kunst“, den sie begründet hat, 1965 päpstlicher Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“, 1972 „Orde du Mérite Voltáique“, 1979 Titel Professor durch das BMUK, 1979 „Médaille de Vermeil“ vom französischen Experteninstitut, Paris, 1982 „Goldener Lorbeer“ der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs im Künstlerhaus, 1988 „Goldene Ehrennadel“ der Marktgemeinde Hinterbrühl, 1992 „Stephanus-Orden“ für ihre Verdienste um die Kirche in Wien; Mitglied der Ingenieurkammer, Architektenvereinigung, International Union of Women Architects, Société Internationale des Artistes Chrétiens (SIAC).
Qu.: The Helene Koller-Buchwieser papers. International Archive of Women in Architecture (IAWA): Special Collections Department, University Libraries, Virgina/USA, Virginia Polytechnic Institute and State University.
W.: Werkverzeichnis 1942-98. In: International Archive of Women in Architecture (IAWA): Special Collections Department, University Libraries, Virgina/USA, Verlag: Virginia Polytechnic Institute and State University. U. a.: 1936 Restaurierungsarbeiten an der Pfarrkirche St. Michael in Pulkau, NÖ, 1947 Wiederherstellung der Pfarrkirche St. Leopold in Wien 2, 1957 Wiederaufbau der Pfarr- und Ordenskirche Unserer lieben Frau vom Berge Karmel; Kirchenbauten: 1952-56 Pfarrkirche zur Kreuzerhöhung in Kittsee, 1959-61 Neuerbauung des 1945 zerstörten „Waldkloster“ der Kongregation der Töchter des göttlichen Heilandes am Gellerplatz in Wien-Favoriten, Wettbewerbserfolge: 1951 Entwurf von Wohnhäusern für die Tullner Zuckerfabrik, 1. Preise für das Schulzentrum Eisenstadt, ein Kinderheim in Kirchschlag in Oberösterreich (1962), das Studentinnenheim Buchfeldgasse in Wien Josefstadt (1971) und die Aufbahrungshalle in Mödling-Hinterbrühl (1977), Wohnhausanlagen und Familienhäuser für: Internat der „Töchter des göttlichen Heilandes; Jungarbeiterdorf Hochleiten in Mödling, Europahaus in Wien 14, Studentenheim Bürgerspitalgasse in Wien 6 für die Jungarbeiterbewegung; Siedlung Viktring-Klagenfurt, Siedlung An den langen Lüssen in Wien-Grinzing,
L.: Achleitner 1983, Achleitner 1990, Bliznakov 1996, Dehio-Handbuch o. J., Georgeacopol-Winischhofer 1997, Georgeacopol-Winischhofer 1997a, Georgeacopol-Winischhofer 2002, Haupt 1991, Internationale Bau-Chronik 1964, Sundt/Klenovec 1982, Who´s who in Technology 1998