Körber Hilde, Hildegard Gertrude Lilly, verh./gesch. Harlan; Schauspielerin, Theaterpädagogin, Sängerin und Schriftstellerin
Geb. Wien, 3.7.1906
Gest. Berlin-West, Deutschland, 31.5.1969
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Elekrotechniker; Mutter: Hausfrau.
LebenspartnerInnen, Kinder: Erste Ehe mit dem Direktor jener Württembergischen Wanderbühne, mit welcher sie ca. 1924 auf Tournee ging. Zweite Ehe am 19.2.1929 mit dem Schauspieler und Regisseur Veit Harlan, Regisseur u. a. des antisemitischen Propagandafilms „Jud Süß“, den sie 1929, als sie bereits in den Wehen lag, heiratete; Sohn Thomas kam noch am selben Tag auf die Welt. Töchter Maria (geb. 30.6.1930) und Susanne (Geburtsdaten nicht bekannt). 1938 Scheidung wegen Harlans Beziehung zur Schauspielerin Kristina Söderbaum. Thomas Harlan arbeitet als Autor und Filmemacher, Maria Körber ist eine bekannte Theater- und Fernsehschauspielerin, Susanne Harlan-Körber spielte in den 1950er Jahren kleinere Filmrollen.
Ausbildungen: 1920-1922 Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien.
Laufbahn: 1917 Engagement als sogenanntes Theaterkind an das Burgtheater bzw. andere Wiener Theater. Mit 14 Jahren Zulassung zur Schauspielausbildung, ab 1923 Engagements in Oldenburg, an der Württembergischen Wanderbühne, in Magdeburg und Zürich und schließlich – durch Vermittlung des Schauspielers Albert Steinrück – am Deutschen Theater Berlin, danach Vertrag am Renaissance-Theater, 1930 großer Erfolg in „Krankheit der Jugend“ von Ferdinand Bruckner. Mitglied des Ensembles im Deutschen Nationaltheater am Schiffbauerdamm neben Lotte Lenya, Peter Lorre, Theo Lingen, Helene Weigel, Erich Ponto u. a.; 1930 Rolle der Mieze in der bedeutenden Hörspielaufnahme „Die Geschichte vom Franz Biberkopf“ nach Alfred Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“. Im Dritten Reich zählen Veit Harlan und seine Frau zu den bekanntesten KünsterInnen. H. K. spielt zwar weiterhin an nun gleichgeschalteten Bühnen, findet über ihren Mann aber auch Zugang zum Film, die erste Hauptrolle spielt sie in „Maria, die Magd“ unter der Regie Harlans; generell gilt sie jedoch eher als „Königin der Nebendarstellerinnen“. Nach der Scheidung wird sie von Künstlerkreisen geschnitten und bekommt kaum Rollen. Da sie aber nicht nur für ihre drei Kinder, sondern auch für ihre Mutter und die lungenkranke Schwester sorgen muss, wendet sie sich an das Propagandaministerium, woraufhin sie einen Vertrag mit der Produktionsfirma Tobis bekommt. 1943 ausgebombt und mit der Familie nach Ziegnitz/Pommern evakuiert. In einem Brief schildert sie Adolf Hitler ihre missliche Lage und wird Anfang 1944 in die Hausgemeinschaft der Ufa aufgenommen (jährliche Pauschale von 24.000 Reichsmark). Nach 1945 kann sie ihre Filmkarriere nahtlos fortsetzen, später auch im Fernsehen. Ab ca. 1946 für die CDU in der Berliner Stadtverordnetenversammlung; auf ihre Initiative geht die Gründung der Hochschule für darstellende Künste (Max-Reinhardt-Schule) zurück, deren erste Rektorin sie wird. In der Berliner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Funktion als Vorsitzende des Theater- und Filmausschusses. H. K. wirkte in zahlreichen Filmen mit, u. a. an der Seite von Curd Jürgens und Klaus Kinsky.
W.: „Umwege, Irrwege, Auswege. Gedanken und Begegnungen“ (1941), „Du meine Welt. Gedanken, Gedichte, Rufe“ (1946 =Herbig-Bücherei), „(Hg.): Kindheit und Jugend. 1942 – 1947. Briefe und Aufzeichnungen junger Menschen“ (1948)
L.: Bucher/Gmür 1970, Drewniak 1987, Gesamtverzeichnis dt. Schrifttum 1976-1981, Giebisch/Gugitz 1985, Kosch 1984, Kosch 1953, Kürschner 1973, Rosmus 1991, Weinschek 1941, www.kinotv.com, www.murnau-stiftung.de, www.filmevona-z.de, Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universitätsarchiv, Universität Graz
Karin Gradwohl-Schlacher