Kapeller-Adler Regina

geb. Kapeller, auch Regine

* 28.6.1900, Stanislau, Galizien (Ivanov Frankovsk, Ukraine), † 31.7.1991, Edinburgh, Schottland
Biochemikerin und Pharmakologin

1906-1910 deutsche Volksschule, Brody, damals Österreich, heute Ukraine; ab 1910/11 Privatistin am Staatsgymnasium in Brody, 1913/14 Privatistin am deutschen Mädchenlyzeum in Lemberg, 1914/15-1917/18 Schülerin des Reformrealgymnasiums in Wien II; 3.7.1918 Reifeprüfung; Inskription WS 1918/19 an der Universität Wien, 1923 Promotion Dr.phil. in Chemie; 1924-1925 Demonstratorin, 1926/27-1933/34 Assistentin am Institut für medizinische Chemie, Universität Wien; danach ohne offizielle Stelle und unbesoldet weiterhin am Institut, als Lektorin und Forscherin tätig; 1933 Entwicklung eines chemischen Schwangerschaftstests; 1928 Heirat mit Dr.med. Ernst Adler; 1934 Geburt der Tochter; ab 1934 Studium der Medizin; 1935-1936 am Biochemischen Laboratorium der Krankenkasse Wien tätig; ab 1937 Leiterin des Laboratoriums des Sanatoriums Hera in Wien, welche Stelle nach dem „Anschluss“ Österreichs März 1938 abrupt gekündigt wurde; überdies, Abschluß des Medizinstudiums nicht mehr möglich, obwohl ihr nur das letzte Rigorosum fehlte; Verfolgung und Misshandlung der Familie durch die Nationalsozialisten; Januar 1939 Emigration nach Grossbritannien; 1939-1940 Forschungstätigkeit am einzigen Pregnancy Diagnosis Laboratory in Grossbritannien, Dept. of Animal Genetics, Edinburgh University; Juli 1941 Auszeichnung vom D.Sc. Edinburgh University; 1940-1944 am Biochemical Laboratory, Royal Infirmary, Edinburgh tätig; 1944-1951 Forschung am Dept. of Pharmacology, Edinburgh University; 1951-1964 Lecturer am Dept. of Clinical Chemistry, Edinburgh University; danach einige Jahre als Honorary Lecturer am Dept. of Obstetrics and Gynaecology, sowie wieder am Dept. of Pharmacology in Edinburgh tätig; zahlreiche international anerkannte Publikationen während ihrer 40-Jahre andauernden Forschung auf dem Gebiet Histidin- und Histaminstoffwechsel sowie Histaminase Aktivität in der normalen und toxämischen Schwangerschaft; Juni 1973 Verleihung des Goldenen Doktorates der Universität Wien.

R. K. wurde als erstes von drei Kindern in eine streng orthodoxe jüdische Familie in Stanislau (Galizien) geboren. Ihr Vater, Moritz Kapeller, wie auch seine drei Brüder, war Vertreter der Canadian Pacific und Royal Mail Lines und arbeitete hauptsächlich in Bukarest. Er diente in der österreichischen Armee im Ersten Weltkrieg. R. K. besuchte von 1906-1910 die deutsche Volksschule in Brody, damals Österreich. Ab 1910/11 war sie Privatistin am Staatsgymnasium in Brody, 1913/14 Privatistin am deutschen Mädchenlyzeum in Lemberg, ab 1914/15 bis 1917/18 Schülerin des Reformrealgymnasiums in Wien II. Sie legte die Reifeprüfung am 3. Juli 1918 ab. Obwohl ihre Eltern sich anfangs gegen ein Universitätsstudium aussprachen, inskribierte R. K. im WS 1918/19 an der Universität Wien, wo sie am 9.6.1923 zum Dr. phil. in Chemie, in Verbindung mit Physik, mit Auszeichnung promovierte.

Sofort nach dem Abschluss ihres Studiums wurde R. K. 1924-1925 ans Institut für medizinische Chemie an der Universität Wien (Vorstand: Prof. Emil Fromm) als Demonstratorin bestellt, anschliessend von 1926/27–1933/34, als außerordentliche und dann als ordentliche Assistentin angestellt. Am 4. September 1928 heiratete sie Dr.med. Ernst Adler (11.3.1899 Wien – 24.10.1970 Edinburgh), besoldeter Hilfsarzt an der Wiener Universitätskinderklinik (Prof. von Pirquet), der eine hervorragende und vielseitige Ausbildung seit seiner Promotion April 1924 genossen hatte. Er war drei Jahre als Hilfsarzt an der I. Med. Klinik bei Prof. Wenckebach, ein Jahr an der chirurgischen Abteilung vom Wiedener Krankenhaus (Prof. Schnitzler), und ab Juni 1929 an die II. Universitätsfrauenklinik (Prof. Kermauner) bestellt.

Prof. Otto von Fürth, der 1929 Emil Fromm nachfolgte, hatte R. K.-A. abgeraten zu versuchen sich zu habilitieren, da sie als Frau und Jüdin von der Fakultät abgelehnt werden würde, obwohl, seiner Meinung nach, ihre ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit diese Beförderung sicher verdient hätte. Damals waren nur 3 Frauen als Dozenten an der medizinischen Fakultät, eine davon Jüdin. Als Fürth einen Antrag zur Verlängerung ihrer Anstellung als Assistentin stellte, befürwortete dies die Fakultät, wurde jedoch vom Bundesministerium für Unterricht mit einem Veto belegt, da ihr über die 6-jährige Frist bis zur Habilitation bereits zwei zusätzliche Jahre gewährt worden waren. R. K.-A. arbeitete jedoch weiterhin wissenschaftlich ohne offizielle Stelle und unbesoldet am Institut, und hunderte Medizinstudenten verdankten ihr die Einführung in die Grundlagen der angewandten Chemie. Prof. Fürth stellte ihr später für ihre Beschäftigungszeit ein ausgezeichnetes Zeugnis aus und betonte ihre selbstständige Arbeit, ihren grossen Einsatz für jüngere Kollegen und ihre vielseitige Forschungserfolge. Am meisten Aufsehen erregte R. K.-A.s 1933 publizierte Arbeit über einen chemischen Harntest zum Schwangerschaftsnachweis, basierend auf ihrer Entdeckung von Histidin-Ausscheidung in der frühen Schwangerschaft. Zu diesem neuartigen Test erschien ein Artikel in „Der Wiener Tag“ im Juni 1933. Das Testergebnis konnte bereits nach nur wenigen Stunden, statt bisher nach circa 100 Stunden mit dem damals üblichen Aschheim-Zondek Test, ausgewertet werden und diese innovative Entwicklung gelangte zu internationaler Anerkennung. Am 16. Juli 1934 brachte sie ihre Tochter Liselotte zur Welt.

Da ihre wissenschaftliche Tätigkeit sich zunehmend an der Medizin orientierte begann R. K.-A. 1934 ein Medizinstudium an der Universität Wien, das sie mit ausgezeichnetem Erfolg im ersten und zweiten Rigorosum meisterte. 1935-1936 war R. K.-A. am Biochemischen Laboratorium der Krankenkasse halbtags angestellt. Sie war 1936 − und ab 1.5.1937 offiziell − als Leiterin des Laboratoriums im Sanatorium Hera, Wien für klinische und medizinisch-chemische Diagnostik bestellt. Dort gestaltete sie das Laboratorium neu und passte es modernsten Standards an. Auch hier wurde ihr sympathisches und teamfähiges Auftreten sowie ihre außergewöhnliche Kompetenz gelobt.

Bis 1938 hatte R. K.-A. 35 Artikel publiziert, davon mehrere, die internationales Interesse hervorriefen. Nach dem „Anschluss“ Österreichs fand R. K.-A.s Karriere jedoch ein abruptes Ende. Sie wurde fristlos ohne Aussicht auf eine weitere Anstellung entlassen und durfte nicht mehr am Institut für medizinische Chemie arbeiten. Weiters konnte sie das Medizinstudium, bei dem ihr nur das letzte Rigorosum fehlte, nicht mehr abschließen, da jüdischen StudentInnen ab März 1938 nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen das Studium und Ablegen von Prüfungen verwehrt war.

R. K.-A. und ihre Familie waren zunehmend wachsender Verfolgung und Schikanierung durch die Nazis ausgesetzt. So wurde sie mit ihrer Schwester gezwungen am jüdischen Versöhnungstag (Yom Kippur) 1938 Böden im Nazi-Hauptquartier zu schrubben. Während einer Hausdurchsuchung forderte man sie auf ihre Schreibmaschine herauszugeben. R. K.-A. gab jedoch vor kein solches Gerät zu besitzen und konnte so ihre Schreibmaschine retten mit der sie all ihre Artikel verfasst hatte und alle noch folgenden schreiben würde. Ihr Ehemann, Ernst Adler, der gleichfalls fristlos seine Stelle als Krankenkassenarzt im II. Bezirk Wiens verloren hatte, wurde am 8.11.1938, einem Tag vor der berüchtigten „Kristallnacht“, von der Gestapo verhaftet, gequält, und sehr schwer physisch misshandelt. Nach vier Tagen „Schutzhaft“ wurde er auf Betreiben der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens freigelassen, da seine Dienste als ärztlicher Betreuer der hinterbliebenen jüdischen Mitbürger benötigt waren. So entging Ernst Adler nur knapp dem Schicksal aller seiner unglücklichen Mithäftlinge: Deportation am nächsten Morgen in das KZ Dachau. Die Familie Adler intensivierte daraufhin die verzweifelte Suche nach einer Möglichkeit ins Ausland zu fliehen.

Der Kapeller-Adler Schwangerschaftstest erwies sich für die Familie als lebensrettend. Durch ihre international bekannte Forschungstätigkeit wurde R. K.-A. auf die Liste der „Society for the Protection of Science and Learning“ (SPSL) gesetzt. Dieser Verein wurde 1933 von Sir William − später Lord – Beveridge und einigen leitenden britischen Akademikern gegründet, um jüdische, und auch politisch unerwünschte Akademiker, die ihre Stelle in Deutschland nach Hitlers Machtübernahme verloren hatten, zu einer Arbeitsmöglichkeit an einer britischen Universität zu verhelfen. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurden die vertriebenen österreichischen Akademiker miteingeschlossen. Unzählige Flüchtlinge, wie auch R. K.-A., verdankten diesem Verein eine zweite, oft sehr erfolgreiche akademische Karriere in Grossbritannien. Da Prof. F. A. E. Crew, Vorstand des Institutes of Animal Genetics, Edinburgh University, das erste und damals einzige Pregnancy Diagnosis Laboratory in Grossbritannien führte, kannte er R. K.-A.s Histidin-Schwangerschaftstest und entschloss sich, ihr auf Empfehlung sowie stipendialer Unterstützung der SPSL, einen Arbeitsplatz an seinem Institut anzubieten. Gleichzeitig wurde Ernst Adler als einem von nur 50 österreichischen Ärzten gewährt, seinen Beruf zukünftig in Grossbritannien auszuüben, nachdem die hierfür notwendigen medizinischen Prüfungen erfolgreich bestanden waren. Nach Bewältigung vieler schwieriger Amtswege in Wien und erst nachdem ein britisches Ehepaar, Napoleon und Henrietta Ryder, sich grosszügigerweise bereit erklärt hatten, für die ihr unbekannte Familie Adler zu bürgen, konnte R. K.-A. mit Mann und Tochter Österreich verlassen. Sie erreichten London am 27.1.1939 und reisten kurz darauf nach Edinburgh weiter.

Mit rasch erworbenen wenigen Englischkenntissen – sie lernte Französisch, Latein und etwas Griechisch in der Schule, aber kein Englisch – musste R. K.-A. sich bald beruflich bewähren. Bereits im April 1939 hielt sie einen Vortrag am Eleventh British Congress of Obstetrics and Gynaecology in Edinburgh über ihren Schwangerschaftstest. Sie arbeitete von Februar 1939 bis April 1940 am Institut von Prof. Crew und fand für ihre erfolgreichen Forschungen über Histidin in normaler und toxämischer Schwangerschaft höchste Anerkennung unter den britischen Gynäkologen und Biochemikern. Im Juli 1941 erhielt R. K.-A. für diese Forschungsstudien die Auszeichnung ‚Doctor of Science‘ von der Universität Edinburgh verliehen. Die berühmte Genetikerin Charlotte Auerbach F. R. S., die ihre Stelle als Lehrerin in Berlin aus rassischen Gründen 1933 verloren hatte und damals von Crew in sein Institut aufgenommen wurde um ihr Doktorat zu beenden, blieb durch den Bund ihrer ähnlichen Erfahrungen eine lebenslange Freundin von R. K.-A.

Nach der deutschen Besetzung Norwegens und Einmarsch von deren Truppen in Holland und Belgien, wurde Ernst Adler im Mai 1940 − sowie fast alle männlichen „refugees“ aus Deutschland und Österreich − als „enemy alien“ auf der Isle of Man interniert. Obwohl die Flüchtlinge ordnungsgemäß behandelt wurden war es für viele der nur knapp dem Naziterror entflohenen Juden, die mit − zum Teil − NS-regimetreuen Deutschen und Österreichern eingesperrt waren, eine schwere Zeit psychologischer Belastung und Zukunftsängsten. Nach seiner Freilassung September 1940 konnte Ernst Adler sich wieder seinem Studium widmen, legte 1942 die erforderlichen medizinischen Prüfungen (M.R.C.S., L.R.C.P. London) erfolgreich ab und eröffnete 1943 seine Praxis in Edinburgh. R. K.-A. durfte während der Internierung ihres Mannes, obwohl fast alle anderen Emigrantinnen die Ostküste Großbritanniens verlassen mussten, mit Sondergenehmigung aufgrund der Wichtigkeit ihrer Forschungsarbeit, in Edinburgh bleiben. Sie war von Mai 1940-1944 am Biochemical Laboratory (Vorstand: Dr. C. P. Stewart), Royal Infirmary, Edinburgh, tätig. Eine Einladung 1944 am Dept. of Obstetrics and Gynaecology (Vorstand: Prof. J. Chassar Moir) der Universität Oxford zu arbeiten schlug R. K.-A. zugunsten der Karriereperspektiven ihres Mannes aus, der im Begriff war seine Praxis aufzubauen.

R. K.-A. wurde von Prof. Sir John Gaddum eingeladen ab September 1944 am Dept. of Pharmacology der Universität Edinburgh, ihre Forschungsarbeit auf dem Gebiet Histidin- und Histaminstoffwechsel, sowie Histaminaseaktivität in der normalen und toxämischen Schwangerschaft fortzuführen. 1951 publizierte R. K.-A. eine neue volumetrische Methode zur Bestimmung von Histaminaseaktivität in verschiedenen biologischen Flüssigkeiten, nachdem sie sieben stimulierende und fruchtbare Jahre mit namhaften Kollegen, wie z. B. Marthe Vogt F. R. S., die 1935 Berlin aus politischen Gründen verlassen hatte, am Institut verbracht hatte. Der junge Fred Lembeck, später Vorstand des Institutes für experimentelle und klinische Pharmakologie, Universität Graz (1969-1992) bekam seine Einführung in die Pharmakologie als Stipendiat beim Gaddum 1948-49 und war oft gern gesehener Gast bei der Familie Adler.

Seit ihrem Eintreffen 1939 in Edinburgh bekam R. K.-A. eine Reihe von „research grants“ und „fellowships“ zur finanziellen Unterstützung ihrer Forschung. Ihre berufliche Grundlage verbesserte sich 1951 als sie zu einer fixen Stelle als „Lecturer“ am Dept. of Clinical Chemistry (Vorstand: Dr. C. P. Stewart), Edinburgh University ernannt wurde. Sie blieb dort bis Juli 1964 und wechselte danach bis 1968 in das Dept. of Obstetrics and Gynaecology (Vorstand: Prof. R. J. Kellar). Obwohl sie ab 1965 offiziell im „Ruhestand“ war, bekam R. K.-A. nochmals einen persönlichen „research grant“ und wurde 1968 zum „Honorary Lecturer“ ernannt. Schliesslich wechselte sie 1968 zurück ans Dept. of Pharmacology (Vorstand: Prof. – später Lord – Perry; ab 1969 Prof. E. Horton) und forschte noch einige Jahre hindurch weiter. Ihr Interesse während diesem Abschnitt ihres Berufslebens galt der Erweiterung ihrer Studien über Histaminstoffwechsel und –abbau, sowie zum Vorkommen von Histaminase in der Plazenta und die Wirkung von Östrogen und Hypophysenvorderlappenhormonen auf Histaminase. Sie verfasste 1970 „Amine Oxidases and Methods for their Study“, die Krönung ihrer späteren Publikationen. Dieses Buch galt jahrelang als angesehenes Referenzwerk auf dem Gebiet der Aminoxidasen. Damals befasste sie sich auch mit der Wichtigkeit von biogenen Aminen für Zellwachstum sowie Morphogenese und, darauf basierend, entwarf sie eine Theorie zur möglichen Erklärung der teratogene Wirkung von Contergan (Thalidomid). R. K.-A.s gesamtes wissenschaftliches Oeuvre umfasste circa 60 Publikationen; alle ab 1930 verfasste sie als einzige, oder erste Autorin.

Eine große Leidenschaft R. K.-A.s war weiters das Lehren und die Auseinandersetzung mit ihren StudentInnen. Sie galt als persönlich engagierte Mentorin ihrer StudentInnen, die ihre „family“ zu regelmäßigen „tea parties“ einlud, bei denen die jungen angehenden Mediziner ihr über ihre Studienfortschritte und eventuellen Schwierigkeiten berichten konnten. Viele blieben ihr auch nach der Promotion jahrelang verbunden. R. K.-A. war auch eine äusserst hilfsreiche und tatkräftige Mentorin für viele postgraduierte Studenten, die unter ihrer Betreuung die Doktorarbeit erfolgreich beendeten. Sie pflegte zahlreiche internationale Kontakte, auch mit früheren Fakultätsmitglieder der Universitäten Wien und Graz, die ebenso wie sie nach dem „Anschluss“ emigrieren mussten: es waren u. a. Prof. Otto Loewi, Prof. Alfred Fröhlich, Prof. Ernst P. Pick und Doz. Richard Wagner. R. K.-A. wurde zum korrespondierenden Mitglied von mehreren europäischen wissenschaftlichen Gesellschaften ernannt, z. B. 1952 von der Société Royale Belge de Gynécologie et d’Obstétrique. Eine internationale Vortragstätigkeit und ihre führende Forschungstätigkeit auf dem Gebiet des Histamins brachten ihr, als einziger Frau unter männlichen Kollegen, auch in Anspielung auf ihren Vornamen, den Spitznamen „The Histamine Queen“ ein.

Als ihr Mann, der sich als hoch angesehener und beliebter praktischer Arzt in Edinburgh etabliert hatte, überraschend am 24. Oktober 1970 im Alter von 71 Jahren starb, war R. K.-A. untröstlich.
Im Juni 1973 wurde sie zu ihrer Freude mit dem Goldenen Doktorat der Universität Wien geehrt. Prof. Hans Tuppy hielt hierfür die Laudatio. R. K.-A. verstarb am 31. Juli 1991 im Alter von 91 Jahren, hochgelobt für ihr wissenschaftliches Werk. Sie hinterließ ihre Tochter Liselotte (Dr. med. et phil.) sowie drei Enkelsöhne: Peter, Robert und Ernst Kastner.

Werke

Über die Einwirkung des Cyanamidnatriums auf Chloressigsäuren. Diss. Wien, 1923.
Gem. mit Fromm, E. / Barrenscheen, H. / Frieder, J. / Pirk, L.: Abkömmlinge des Cyanamids, Liebigs Annal. 442, 1925, S. 130-149.
Gem. mit Fromm, E./ Pirk, L.: Über Harnstoffabkömmlinge, Liebigs Annal. 447, 1926, S. 259-313.
Über Methyl-guanidin-Pikrat, Ber. Dt. Chem. Gesellschaft 59, 1926, 1652.
Gem. mit Fromm, E. / Taubmann, I.: Über schwefelhaltige Abkömmlinge des Glycerins, Ber. Dt. Chem. Gesellschaft 61, 1928, S. 1353-1358.
Gem. mit Kutschera-Aichbergen, H.: Über den Calciumgehalt des Herzmuskels, Biochem. Zeitschrift 193, 1928, S. 400-408.
Gem. mit Fromm, E.: Untersuchungen über einige Heterocyclen und derenTautomeriefähigkeit, Liebigs Annal. 467, 1928, S. 240-274.
Gem. mit Krael, J.: Untersuchungen über die Stickstoffverteilung in den Muskeln verschiedener Tierklassen. I und II. Biochem. Zeitschrift, 221, 1930, S. 437-460, und 224, 1930, S. 364-377.
Gem. mit Csató, T.: Über das Auftreten von methylierten Stickstoffverbindungen im Seetang, Biochem. Zeitschrift 224, 1930, S. 378-383.
Über das Verhalten verschiedener organischer Stickstoffverbindungen in der Kalischmelze und über einen Apparat zur Bestimmung dabei auftretender flüchtiger Basen, Biochem. Zeitschrift, 235, 1931, S. 375-389.
Gem. mit Stern, E.: Über die Fraktionierungsversuche von Basengemischen, insbesondere von Fleischextraktbasen mit Permutit, Biochem. Zeitschrift 235, 1931, S. 390-393.
Gem. mit Krael, J.: Über das Schicksal der mit der Nahrung aufgenommenen Alkylamine und über deren angebliche Entmethylierung im Organismus sowie über das Vorkommen von Monomethylamin im normalen Harn. Biochem. Zeitschrift 235, 1931, S. 394-406.
Gem. mit Vering, F.: Über das Auftreten von methylierten Stickstoffverbindungen im Seetang (II) und über einige an Kaltblütern ausgeführte Fütterungsversuche mit Trimethylamin. Biochem. Zeitschrift, 243, 1931, S. 292-309.
Gem. mit Rubinstein, M.: Über die Glykogenbildung in der Leber von Ratten bei reiner Fettfütterung. Ein Beitrag zur Frage der Zuckerbildung aus Fett. Biochem. Zeitschrift 248, 1932, S. 196-207.
Gem. mit Toda, K.: Über das Vorkommen von Monomethylamin im Harn. Biochem. Zeitschrift 248, 1932, S. 403-425.
Über eine neue Reaktion zur qualitativen und quantitativen Bestimmung des Phenylalanins, Biochem. Zeitschrift, 252, 1932, S. 185-200.
Gem. mit Lauda, E.: Über ätherlösliche Säuren im Harn bei verschiedener Ernährung, Biochem. Zeitschrift, 258, 1933, S. 429-448.
Über eine neue Methode zur quantitativen Histidinbestimmung und über deren Anwendbarkeit zur Untersuchung von biologischen Flüssigkeiten, insbesondere von Gravidenharnen. Biochem Zeitschrift 264, 1933, S. 131-141.
Über eine neue chemische Schwangerschaftsreaktion. Klinische Wochenschrift, 13, 1934, S. 21-22.
Über die Anwendbarkeit einer neuen Histidinbestimmungsmethode zur Untersuchung von Gravidenharnen. Wiener klinische Wochenschrift 47, 1934, S. 168-171.
Gem. mit Haas, F.: Über eine neue Methode zur quantitativen Bestimmung des Carnosins in biologischen Flüssigkeiten. Biochem. Zeitschrift 269, 1934, S. 263-270.
Gem. mit Lauda, E. und von Mégay, K.: Zur Frage der Purinsynthese im Säugetierorganismus. Biochem. Zeitschrift, 269, 1934, S. 254-262. Sowie Nachtrag zu dieser Arbeit, Biochem. Zeitschrift, 272, 1934, S. 153-154.
Gem. mit Luisada, A.: Über Extraktivstoffe der Leber. Biochem. Zeitschrift, 269, 1934, S. 397-414.
Über eine stufenphotometrische Bestimmung des Histidins. Biochem. Zeitschrift, 271, 1934, S. 206-208.
Gem. mit Herrmann, H.: Zur Frage der Histidinurie bei der Gravidität, Klinische Wochenschrift, 13, 1934, S. 1220.
Gem. mit Kohut, H.: Über Imidazolkörperausscheidung im Säugetierharn, Biochem. Zeitschr. 272, 1934, S. 341-347.
Gem. mit Haas, F.: Über den Ursprung des Histidins im Harne gravider Frauen. Biochem. Zeitschrift, 280, 1935, S. 232-241.
Gem. mit Schiller, W.: Über die Histidinausscheidung in der Schwangerschaft unter dem Einfluß verschiedenartiger Ernährung. Klinische Wochenschrift 14, 1935, S. 1790-1792.
Gem. mit Boxer, G.: Über arsenhaltige Azoproteine und über die Kuppelungsfähigkeit von Phenylalanin, Tryptophan, Prolin und Oxyprolin mit Diazobenzolarsinsäure. Biochem. Zeitschrift 285, 1936, S. 55-66.
Bemerkung zur Arbeit „Franz Földes. Das Vorkommen des Histidins im menschlichen Urin“, Biochem. Zeitschrift, 285, 1936, S. 123-124. Sowie Schlußbemerkung zu dieser Arbeit, Biochem. Zeitschrift, 285, 1936, S. 296.
Gem. mit Herrmann, H.: Zur Kenntnis der Histidinurie bei Graviden, Klinische Wochenschrift 15, 1936, S. 977.
Verbesserte Methodik der Histidinreaktion zur chemischen Schwangerschaftsdiagnose. Klinische Wochenschrift 15, 1936, S. 1728-1729.
Gem. mit Boxer,G.: Über den Einfluß gonadotroper Hormone auf den Histidinabbau in der Leber, Biochem. Zeitschrift, 293, 1937, S. 207-218.

Histidine Metabolism in Toxaemia of Pregnancy. Isolation of Histamine from the Urine of Patients with Toxaemia of Pregnancy. Biochem. J. 35, 1941, S. 213-218.
Histidine Metabolism in Normal and Toxaemic Pregnancy. The Excretion of Histidine in Normal Pregnancy Urine and in the Urine of Patients with Toxaemia of Pregnancy, J. Obstet. Gynaec. 48, 1941, S. 141-154.
The Significance of the Isolation of Histamine from the Urine in the Toxaemia of Pregnancy. J. Obstet. Gynaec. 48, 1941, S. 155-160.
Gem. mit Adler, E.: Further Investigations on the Histidine and the Histamine Metabolism in Normal and Pathological Pregnancy. J. Obstet. Gynaec. 50, 1943, S. 177-183.
Gem. mit Cartwright, J. A.: Vitamin B1 and Toxaemia of Pregnancy, Edinburgh Med. J. 50, 1943, S. 305-314.
Investigations on the Activity of the Histaminase in Normal and Toxaemic Pregnancy. Biochem. J. 38, 1944, S. 270-274.
Über den Histidin- und Histaminstoffwechsel in der normalen und toxämischen Schwangerschaft. Wiener klinische Wochenschrift 60, 1948, S. 395-397.
Studies on Histaminase, Biochem. J., 44, 1949, S. 70-74.
On Histidinuria. Quart.J. Exper. Physiol. 35, 1949, S. 145-155.
Histamine Metabolism in Pregnancy, The Lancet, vol. 2, 1949, S. 745-747.
A new Volumetric Method for the Determination of Histaminase Activity in Biological Fluids. Biochem. J. 48, 1951, S. 99-105.
Métabolisme de l’histidine et de l’histamine dans la grossesse normale et toxémique. Bruxelles-Médical, 32, 1952, S. 1601-1617.
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Literatur / Quellen

UA Wien und Edinburgh
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Biogr. Hinweise durch Evelyn Adunka.
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Liste der „Austrian University League of America“. Eintrag lautet: Adler, Regine Kapeller / 28.6.1900 / Assistant, Vienna University, Institut für medizinische Chemie / Histidine, Sex Hormones / Great Britain.
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SPSL Archives, Bodleian Library, University of Oxford.
Trendelenburg, U.: Verfolgte deutschsprachige Pharmakologen 1933-1945, Zusammengestellt und kommentiert von U. Trendelenburg. Dr. SCrör Verlag, 2006.
Who’s Who in British Science, London, 1953.

BiografieautorIn:

Liselotte Adler-Kastner & Nastasja Stupnicki