Kanduth Erika; Romanistin

Geb. Malborghetto/Udine, Italien, 3.2.1928

Ausbildungen: 1953 Promotion an der Universität Wien.

Laufbahn: Ab 1952 Assistentin am Seminar für romanische Philologie, seit 1969 Universitätsdozentin für romanische Literaturwissenschaft; 1973 Ernennung zur außerordentlichen Professorin, 1976 zur Ordinaria für Romanistik; 1983/84 Vorstand des Instituts für Übersetzer- und Dolmetscherausbildung, 1985-88 Vorstand des Instituts für Romanistik der Universität Wien, 1996 Emeritierung.

Die Verbundenheit E. K.s mit dem deutsch-italienischen Sprach- und Kulturraum zeigt sich bereits in der Wahl der Studienrichtungen Germanistik und Romanistik und in der fächerübergreifenden Dissertation über den Petrarkismus in der Lyrik des deutschen Frühbarock. 1968 erscheint das Buch „Wesenszüge der modernen italienischen Erzählliteratur“, in dem E. K. drei Vertreter jener Generation gegenüberstellt, die in den Vierzigerjahren eine „neue“ italienische Erzählliteratur begründen: Dino Buzzati, Guido Piovene und Alberto Moravia. Auch Cesare Pavese gehört dieser Generation an; er wird in E. K.s Habilitationsschrift 1971 im Rahmen der pessimistischen italienischen Literatur präsentiert. Von den zahlreichen Aufsätzen sind v. a. die monographischen Arbeiten zu Umberto Saba, Ugo Betti, Primo Levi und Fulvio Tomizza hervorzuheben. Von den „großen“ italienischen Dichtern gehört, neben Dante Alighieri, auch Torquato Tasso E. K.s besonderes Interesse. Die Kulturbeziehungen zwischen Italien und Österreich, namentlich die Erscheinungen und Einflüsse der italienischen Literatur in Österreich vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, und nicht zuletzt die italienische Librettistik, sind weitere Schwerpunkte E. K.s, die das rein literaturwissenschaftliche Lehr- und Forschungsprogramm der Romanistik vielfach durchbrechen bzw. ergänzen. Nach Elise Richter ist E. K. lange Zeit die einzige Ordinaria am Institut für Romanistik Wien. In den Fußstapfen Rabuses setzt sie die Wiener Dantetradition fort. Daneben bleibt die neuere italienische Erzählliteratur einer der Schwerpunkte in Forschung und Lehre. Aus ihren Seminaren, in denen sich der französische und der italienische Sprachraum oft durch übergreifende Themen verknüpfen, gehen zahlreiche Diplomarbeiten und Dissertationen hervor. Mit ihren über hundert Aufsätzen in der einschlägigen Fachliteratur hat E. K. einen repräsentativen Beitrag zur Wiener Romanistik geleistet und als Ordinaria nicht nur maßgeblich zur Sicherung der Lehre, sondern auch zum Aufbau und zur Entwicklung des Instituts beigetragen.

Ausz., Mitglsch.: Vorstandsmitglied der Deutschen Dante-Gesellschaft, der Gesellschaft für die Herausgabe der Denkmäler der Tonkunst in Österreich, der Societa Dante Alighieri Wien; Mitglied der Deutschen Leopardi-Gesellschaft, Trägerin des Ordre National des Palmes Academiques.

W. u. a.: Ein ausführliche Bibliographie findet sich in: Loewe, Siegfried/Martino, Alberto/Noe, Alfred (Hg.), unter Mitarbeit von Pauer, Monika: Literatur ohne Grenzen. Festschrift für Erika Kanduth, Lang, Frankfurt am Main, u. a., 1993 (Wiener Beiträge zur Komparatistik und Romanistik, 3), S. XV-XX, sowie auf der Homepage des Instituts für Romanistik, Universität Wien.

„Wesenszüge der modernen italienischen Erzählliteratur. Gehalte und Gestaltung bei Buzzati, Piovene und Moravia“ (1968), „Cesare Pavese im Rahmen der pessimistischen italienischen Literatur. Wiener Romanistische Arbeiten, Band IX“ (1971), „Das Stadtbild in der italienischen Lyrik. In: Sprachkunst – Beiträge zur Literaturwissenschaft Jg. III, Heft 1/2“ (1972), „Die italienischen Libretti der Opern Joseph Haydns. In: Zeman, Herbert (Hg.): Joseph Haydn und die Literatur seiner Zeit. Jahrbuch für Österreichische Kulturgeschichte Band 6“ (1976)), „Der kaiserliche Hofdichter im 18. Jahrhundert. In: Zeman, Herbert (Hg.): Die Österreichische Literatur. Eine Dokumentation ihrer literarhistorischen Entwicklung. Ihr Profil an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert (1750-1830). Teil I“ (1979), „Zum Österreichbild in der italienischen Literatur des Risorgimento. In: Zeman, Herbert (Hg.): Die Österreichische Literatur. Eine Dokumentation ihrer literarhistorischen Entwicklung. Ihr Profil im 19. Jahrhundert (1830-1880)“ (1982), „Die heitere Melancholie. Bemerkungen zu ‚I Colloqui‘ von Guido Gozzano. In: Rössner, Michael/Wagner, Birgit (Hg.): Aufstieg und Krise der Vernunft. Festschrift für Hans Hinterhäuser“ (1984), „Ansätze zur Melodramatik in Ariostos ‚Orlando Furioso‘. In: Knaller, Susanne/Mara, Edith (Hg.): Das Epos in der Romania. Festschrift für Dieter Kremers zum 65. Geburtstag“ (1986), „Das Libretto im Zeichen der Arcadia. Paradigmatisches in den Musikdramen Zenos, Pariatis und Metastasios. In: Gier, Albert (Hg.): Oper als Text. Romanistische Beiträge zur Librettoforschung“ (1986), „Newtons Optik-Lehre als Salongespräch. Bemerkungen zu Francesco Algarottis ‚Newtonismo per le Dame‘. In: Winklehner, Brigitte (Hg.): Literatur und Wissenschaft. Begegnung und Integration. Festschrift für Rudolf Baehr“ (1987), „Bilder der Jahreszeiten in den romanischen Literaturen. In: Zeman, Herbert (Hg.): Die Jahreszeiten in Dichtung, Musik und Bildender Kunst“ (1989), „Intermittierende literarische Beziehungen zwischen Mailand und Wien vom 18. zum 19. Jahrhundert. In: Ross, Werner (Hg.): Goethe und Manzoni. Deutsch-italienische Kulturbeziehungen um 1800“ (1989)

L.: Schreiber 2002