Juda Adele; Neurologin und Psychiaterin

Geb. München, Deutsches Reich (Deutschland), 9.3.1888
Gest. Innsbruck, Tirol, 31.10.1949

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter von Maria Juda, geb. Widmann (1866-1925) und des Grafikers und Druckereidirektors Karl Juda (1858-1935). 1910 übersiedelte die Familie nach Innsbruck.

LebenspartnerInnen, Kinder: A. J. soll sich kurz vor dem 1. Weltkrieg verlobt haben. Weder die Identität des Mannes, angeblich ein höherrangiger Militär-Angehöriger, noch der Trennungsgrund sind überliefert.

Ausbildungen: Besuchte eine Privat- und Mittelschule in Prag, spielte seit frühester Jugend Klavier und erhielt wie ihre Schwester Nina eine klassische musikalische Ausbildung. Das Berufsziel Konzertpianistin musste sie aufgrund gesundheitlicher Probleme (Schmerzen im Handgelenk) aufgeben. Ihre Krankheit führte jedoch zu einem ersten Kontakt mit der Psychiatrie. Studierte ab 1922 an der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität Humanmedizin, ärztliche Vorprüfung 1923 an der Universität Innsbruck, Praktikantin an der Psychiatrischen Polyklinik in München (Emil Kraepelin) und der Nervenklinik in Innsbruck (Karl Mayer), Abschluss des Studiums 1927. Am 22.4.1929 mit der Arbeit „Zum Problem der empirischen Erbprognosebestimmung. Über die Erkrankungsaussichten der Enkel Schizophrener.“ zum Dr.med. promoviert.

Laufbahn: A. J. führte ihre neurologischen und psychiatrischen Forschungen zunächst (ab 1926) an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Basel als Schülerin und Assistentin des Psychiaters E. Rüdin und dann (ab 1928) an der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie (Kaiser-Wilhelm-Institut) in München durch. Ihr Schwerpunkt lag auf der Erbforschung hereditären Schwachsinns und Vererbung von Höchstbegabung, die sich auf beinahe alle bedeutenden Dichter, Maler, Bildhauer und Forscher des deutschen Sprachraumes der letzten Jahrhunderte erstreckte und ihre gesamten Sippen und Nachkommen erfasste. In diesem Zusammenhang betrieb sie u. a. Zwillingsforschung. Ein weiteres Forschungsgebiet war Erbprognostik im Zusammenhang mit Schizophrenieforschung. Während des Nationalsozialismus erhielt A. J., die seit 1939 ihren Hauptwohnsitz nach Innsbruck gemeldet hatte, Vortragsverbot. Nach 1945 bewarb sich A. J. um eine unbezahlte Assistentenstelle bei Prof. Hubert Urban, Vorstand der Innsbrucker neurologisch-psychiatrischen Universitätsklinik und war in der Jugendfürsorge aktiv. Sie beschäftigte sich mit Familienbiologie und Geisteskrankennachsorge. Sie gründete mit Kollegen die „Zentralstelle für Familienbiologie und Sozialpsychiatrie“ und führte eine kleine Praxis als „Fachärztin für Nerven- und Gemütsleiden“.

W. u. a.: „Die Erbprognose der Schizophrenie. In: Z. für Neurol.“ (1928), „Zur Erbprognose des Schwachsinns. Ebd.“ (1934, 1935), „Zur Erbprognose des Schwachsinns. In: Psychiatr. neurol. Ws.“ (1934), „Zur Typologie des Schwachsinns. In: Z. für psych. Hygiene“ (1935, 1937), „Zur Typologie des Schwachsinns. In: Allg. Z. für Psychiatrie“ (1936, 1939), „Befund an Serien von Hilfsschulzwillingen. In: Z. für Neurol“ (1939, 1940), „Befunde über Höchstbegabte. In: Allg. Z. für Psychiatrie“ (1940), „Über Familienforschung, Familienpflege und nachgehende Fürsorge, Verwahrlosung, Alkoholismus. In: WMW“ (1946), „Höchstbegabung. Ihre Erbverhältnisse sowie ihre Beziehungen sowie ihre Beziehungen zu psych. Anomalien (posthum)“ (1953)

L.: BLÖF, Keintzel/Korotin 2002, ÖBL, Wiedemann 2005, American Journal of Psychiatry 1954, Monatsblatt für soziale Fürsorge 1950, Pro Medico 1953, Schweizer Zeitschrift für Psychologie 1954, Zeitung des österr. Wohlfahrtswesens, H. 1/2 1950