Jerusalem Else, geb. Jerusalem-Kotányi, verh. Widakowich; Schriftstellerin und Dramatikerin
Geb. Wien, 23.11.1877
Gest. Buenos Aires, Argentinien, vermutlich 1942
Herkunft, Verwandtschaften: Stammte aus einer gutbürgerlichen Familie ungarischer Herkunft. Vater: Max Kotányi, Weinhändler; Mutter: Henriette, geb. Deutsch.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1901 Heirat mit Alfred Jerusalem, Fabrikant und Psychologe; zwei Kinder: Edith und Fritz Albert, gesch. Alfred Jerusalem nahm nach der Trennung den Namen Jensen an, die Kinder blieben bei ihm; 2. Ehe um 1910 mit Viktor Widakowich, Professor an der Universität zu Buenos Aires.
Ausbildungen: E. K. absolvierte die Bürgerschule und Fortbildungskurse, ab 1893 Hospitantin an der Universität Wien (Philosophie, Literaturwissenschaft).
Laufbahn: Als Vortragskünstlerin und Schriftstellerin tätig. Ging mit ihrem zweiten Ehemann nach Angaben diverser Lexika 1929 nach Buenos Aires, Argentinien, dürfte jedoch bereits deutlich früher ausgewandert sein (siehe Zolles). Mit ihren emanzipatorischen Werken zu Prostitution und Sexualerziehung erregte sie großes Aufsehen. E. J. trat vor dem Ersten Weltkrieg engagiert gegen die Reglementierung der Prostitution, gegen die gesellschaftliche Doppelmoral und für eine radikale Änderung der Geschlechterbeziehungen ein. Die Positionen, die sie in ihren agitatorischen Vorträgen wie auch v. a. in ihrem Prostituierten-Roman „Der heilige Skarabäus“ vertrat, wurden in den einzelnen Gruppierungen der Frauenbewegung und in deren Medien heftig diskutiert. „Der heilige Skarabäus“, der innerhalb weniger Jahre mehr als zwei Dutzend Auflagen erlebte, war das umfangreichste und am meisten diskutierte Werk zur Prostitutionsthematik. Die zeitgenössischen Reaktionen sind überwiegend enthusiastisch. In den 1930er Jahren publizierte E. J. religionsphilosophische Werke.
Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Venus am Kreuz. Novellen“ (1899), „Gebt uns die Wahrheit! Ein Beitrag zu unserer Erziehung zur Ehe“ (1902), „Komödie der Sinne“ (1902), „Der heilige Skarabäus. Roman“ (1909), „Die Angst der Geschlechter“ (1910), „Steinigung in Sakya. Ein Schauspiel in 3 Akten“ (1928), „Die Dreieinigkeit der menschlichen Grundkräfte“ (1939)
L.: Bittermann-Wille/Hofmann-Weinberger 2005, BLÖF, Bolbecher/Kaiser 2000, Borst 1993, Borst 1999, Jusek 1990, ÖNB 2002, Schmid-Bortenschlager/Schneld-Bubenicek 1982a, Spreitzer 1999, Zolles 2003/04, Wikipedia, www.onb.ac.at/ariadne/