Humula Anna, geb. Rappel; Volks- und Bürgerschullehrerin
Geb. Blumau bei Wr. Neustadt, NÖ, 16.7.1896
Gest. Hollabrunn, NÖ, 12.3.1971
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Anton Rappel, Militärbeamter in der Pulverfabrik Blumau, später in leitender Position im Kriegsministerium; Mutter: Anna, geb. Spüller, stammte aus einer donauschwäbischen Familie in Semlin bei Belgrad; Schwester: Luise, verh. Jandl (s. dort), später die Mutter von Ernst Jandl.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1921 Heirat mit Hauptmann Karl Humula, 1923 Geburt der Tochter Maria, 1925 Geburt des Sohnes Herbert, 1929 Geburt der Tochter Elisabeth.
Ausbildungen: Volks- und Bürgerschule, Lehrerinnenbildungsanstalt der Ursulinen, Reifeprüfung 1915, Eintritt in den Schuldienst, Lehrbefähigungsprüfung 1917, berufsbegleitende Absolvierung des „Bürgerschul-Lehrcurses“, Lehrbefähigung für Bürgerschulen in den Fächern Deutsch, Geschichte und Geographie 1920.
Laufbahn: A. H. war sehr religiös und wollte ursprünglich in ein Kloster eintreten, hat diesen Plan aber auf Druck ihres Vaters aufgegeben. Sie arbeitete erst als Volksschullehrerin, später als Bürgerschullehrerin in Wien 17., Rötzergasse. 1921 heiratete sie ihren Cousin Karl Humula, der ursprünglich Berufsoffizier gewesen war und nach einem Jusstudium als Verwalter am Wiener Landesgericht arbeitete. Sie hielt an ihrer Berufstätigkeit trotz massiven politischen Drucks . Etwa 1935 verlor Karl Humula wegen einer schweren Erkrankungseinen Arbeitsplatz, sodass A. H. ab diesem Zeitpunkt alleine für den Unterhalt der Familie zu sorgen hatte. In den Jahren vor dem „Anschluss“ gaben sie und ihr Mann, der mit dem katholischen Publizisten Friedrich Funder befreundet war, mehrfach deutschen Katholiken, die von Naziverfolgung bedroht waren, für einige Wochen Unterkunft. A. H. galt sofort nach dem „Anschluss“ vor allem wegen ihrer religiösen Einstellung als politisch unzuverlässig, sie durfte ab 1939 nicht mehr Geschichte unterrichten. 1940 starb ihr Mann an den Folgen seiner Krankheit, 1944 fiel ihr Sohn Herbert im Krieg. Auch die Befugnis zum Deutschunterricht wurde ihr entzogen, sie durfte nur mehr an zwei Schulen Geographie unterrichten. Unmittelbar nach Kriegsende hat sie drei Verwandte ihres verstorbenen Mannes, die aus einer deutschen Ortschaft Mährens vertrieben worden waren und den „Brünner Todesmarsch“ überlebt hatten, für eineinhalb Jahre in ihrer Wohnung aufgenommen. Sie wurde mehrfach eingeladen, sich an Entnazifizierungskommissionen zu beteiligen, das hat sie abgelehnt mit dem Hinweis darauf, dass es dabei in erster Linie um die Reinwaschung alter Nazis ginge; sie würde zwar ihrerseits niemanden denunzieren, wäre aber auch nicht bereit, Personen, von denen sie Repressalien hatte hinnehmen müssen, . Bei der Besetzung einer Direktorenstelle, die ihr in Aussicht gestellt worden war, wurde ihr ein Mann vorgezogen. Sie arbeitete bis zu ihrer Versetzung in den Ruhestand 1956 wieder als Hauptschullehrerin in der Rötzergasse in Wien Hernals. Sie starb im Alter von 75 Jahren.
Qu.: Transkript eines Interviews mit Maria Hrachovec (s. dort), der Tochter Anna Humulas, geführt von Dr. Elisabeth Holzinger 1983.
Evamaria Glatz