Hubmaier Elsbeth, geb. Hügline; Täuferin

Geb. ?
Gest. 13.3.1528

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Dr. Balthasar Hubmaier († 10. März 1528).

Laufbahn: E. H., geborene Hügline, war die Frau von Balthasar Hubmaier aus Friedberg bei Augsburg (um 1485-1528). Der promovierte Theologe (1512), Stadtpfarrer und Universitätsprofessor in Ingolstadt war zu einem der führenden Gestalten und bedeutendsten Theologen des frühen Täufertums avanciert. Die offene Hinwendung zunächst zu Reformation und dann zum Täufertum erfolgte als Pfarrer im vorderösterreichischen Waldshut, wohin er 1521 ebenso plötzlich gewechselt war wie zuvor 1516 von Augsburg nach Regensburg als Domprediger; in Regensburg hatte er mit seinen Predigten zu einem Judenpogrom aufgestachelt und war zur Triebfeder einer gewaltigen Wallfahrtsbewegung zur Kapelle der „Schönen Maria“ geworden, die anstelle der 1519 zerstörten Synagoge errichtet worden war.

E. stammte vermutlich aus Reichenau bei Chur und nicht von der gleichnamigen Insel im Bodensee. Über ihr familiäres und soziales Umfeld ist nichts bekannt, ebenso wenig, wann und wo sie Balthasar Hubmaier kennenlernte. Die Heirat hat wahrscheinlich im Jänner 1525 stattgefunden, zu einer Zeit, da dieser in Waldshut daran gegangen war, reformatorische Kritikpunkte praktische Gestalt werden zu lassen. Spätestens seit dem Zeitpunkt der Eheschließung teilte E. mit Balthasar Hubmaier Leben und Schicksal. In der Frage der Kindertaufe hatte sich Hubmaier immer mehr von seinem einstigen Weggefährten dem Züricher Reformator Ulrich Zwingli entfernt, sich schließlich am Ostersonntag 1525 mit weiteren 60 Personen vom Mitbegründer der Züricher Taufbewegung Wilhelm Reublin selbst taufen lassen und in den folgenden Wochen in Waldshut das Täufertum etabliert. Gleichzeitig war Waldshut in den süddeutschen Bauernkrieg involviert; auch Hubmaier verhandelte mit den Bauern. Als am 5. Dezember 1525 habsburgische Truppen die Stadt belagerten und Waldshut vor der Kapitulation stand, flüchtete Balthasar Hubmaier und begab sich zu Täuferfreunden nach Zürich. E. folgte ihm dorthin. In Zürich wurde mittlerweile die Wiedertaufe als kapitales Delikt geahndet. Der kranke Hubmaier wurde auf Befehl des Züricher Rates gefangengenommen und gefoltert − auch E. war verhaftet und verhört worden −, schließlich zum Widerruf seiner Tauflehre gezwungen und der Stadt verwiesen. Im April 1526 begab sich das Ehepaar Hubmaier über Konstanz und Augsburg vermutlich auf dem Weg der Donau entlang nach Mähren, wo sie im Juli 1526 eingetroffen sein dürften. Dort eröffnete sich für den Theologen in der nahe der österreichischen Grenze gelegenen Stadt Nikolsburg (Mikulov) im Gebiet der Herren von Liechtenstein ein neues Betätigungsfeld. Alsbald gelang es Balthasar Hubmaier, den örtlichen Klerus und die liechtensteinische Obrigkeit von seiner Theologie inklusive seiner Tauflehre zu überzeugen. Wie schon in Regensburg kam es auch hier zu Massenbewegungen, die auch auf das benachbarte Niederösterreich ausstrahlten. Die Nikolsburger Reformation nahm ein abruptes Ende, als Erzherzog Ferdinand I. von Österreich nach der Schlacht bei Mohács (29. August 1526) die Regierung in den Ländern der böhmischen Krone übernahm und die Täufer vehement verfolgte. Im Sommer 1527 erzwang er von den Liechtensteinern die Auslieferung des des Hochverrates angeklagten Balthasar Hubmaiers. E. wurde mit ihm zusammen nach Wien gebracht, und ihrer beider Leben war besiegelt. In seiner Gefangenschaft auf Burg Kreuzenstein nahe Korneuburg, wohin Hubmaier wenige Wochen später verlegt worden war, verfasste er die an König Ferdinand adressierte Schrift „Eine Rechenschaft des Glaubens“. Darin stellt er seiner Frau ein Zeugnis ihres tiefen Glaubens aus. Er kenne keinen Menschen, der im Gebet ernster und inbrünstiger sei als diese. E.s Glaubenstreue wird auch durch den Augenzeugenbericht Stephan Sprügels von der Hinrichtung Balthasar Hubmaiers, E.s und zwei weiterer Täufer bestätigt. Balthasar Hubmaier wurde am 10. März in Wien verbrannt. Da E. von ihrem Glauben nicht abließ, wurde auch an ihr das Todesurteil vollzogen; sie wurde drei Tage später in der Donau ertränkt, indem sie mit einem Stein um den Hals von der Brücke in die Fluten gestürzt wurde. E.s Todesurteil durch Ertränken ist im Hintergrund auf dem Bild von Balthasar Hubmaier in Christoffel van Sichems (?) Porträtbuch der wichtigsten Häresiarchen (Historische Beschreibüng und abbildünge der fürnembste Haubtketzer, so von de Catholische und Christliche Kirchen, gleich fur Schwörmer […] verbannt, Amsterdam 1608; [auch holländische und lateinische Ausgabe]), dargestellt, allerdings nicht als Sturz von der Brücke.

L.: Beck 1883, Eichinger/Enzenberger 2011, Forster 1985, Hubmaier 1962, Muralt/Schmid 1952, Rothkegel 2004, Windhorst 1986

Ingrid Roitner