Holzpacherin Maria; ein pauren dhirn
Geb. bei Spital/Pyhrn, OÖ, um 1680
Gest. ?
Herkunft, Verwandtschaften: Vater und Mutter namentlich nicht bekannt, aber vom Spitznagelgütl bei Hörberg, Vater gestorben.
LebenspartnerInnen, Kinder: Unbekannt.
Ausbildungen: Keine nachweisbar
Laufbahn: Die bei Spital/Pyrn lebende ledige (katholische) Bauerndirn M. H., beim Zigler auf der Eben in Dienst, wird 1704 wegen Abortus Suspecti vor das Hofgericht Spital geladen und in puncto „verdächtiger Kindts Verthuung”1 arretiert. Dort wird sie, wie in solchen Fällen üblich, von einer gerichtlich bestellten Hebamme untersucht. Die Hebamme findet „das geringste wahr zaichen nit an ihr einer abgetribenen frucht” (ebenda), sagt aber, dass M. „von einem starkhen Ungesundt behafftet” sei, von dem sie ihren aufgetriebenen Leib herhabe. M. gibt an, wegen der Schwellung bei der alten Spitalsmeisterin zu Garsten gewesen zu sein, die für ihre Heilmittel in der Gegend bekannt ist. Diese gab ihr einen selbst gebrauten Trank gegen den aufgetriebenen Bauch, allerdings erst nach dreimaliger eingehender Nachfrage, ob sie auch nicht schwanger sei. Auf der Alm nahm M. H. dann im Beisein eines „andern khlainen Dienst Menschl” den Trank, von dem sie dann, nachdem er das Wasser ausgetrieben habe, „schwach und plöth” geworden sei. Das Gericht verdächtigt zuerst die ehemalige Marktschreiberin und Schulmeisterin von Windischgarsten, Elisabeth Neumayrin, der Mithilfe zu einer eventuellen Abtreibung. Sie wird verhört, kann aber glaubhaft machen, dass M. H. nicht schwanger gewesen war. Schließlich wird die Untersuchung eingestellt und die Delinquentin „weillen der außgesprengte Verdacht aus genugsamb eingeholten erfahrung auf sye nit zu bringen wahr”, freigelassen. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.
Qu.: OÖLA/ Stiftsarchiv Spital/Pyrn, Sch.626, Criminalia 1678-1722, Akt 3, abortus suspecti 1704.
L.: Duden 1993, Nekolny 2001, Wulf 1985
Carina Nekolny