Hoffer Gerda, geb. Pollatschek, Ps. Illy Stefan; Sprachenlehrerin, Übersetzerin, Schriftstellerin und Journalistin

Geb. Wien, 3.2.1921
Gest. Jerusalem, Israel, 20.3.2012

Vater: Stefan Pollatschek (Schriftsteller, 1890 Wien – 1942 im englischen Exil Epson), Mutter: Ilka Lion, Gründerin des ersten Bridgeclubs in Wien. Ihre Vorfahren waren bereits im 17. Jahrhundert in Prag als Ärzte tätig.

Gatte: Fritz Hoffer (Dr. jur., Rechtsanwalt, war 25 Jahre lang in London als Experte in Fragen des internationalen Erbrechts tätig).

G. H. wohnte als Kind in Grinzing. Mit 15 Jahren wurde sie Mitglied der illegalen kommunistischen Jugendbewegung und wurde verhaftet. Später begann sie eine Kosmetikausbildung. Sie flüchtete als Kind jüdischer Eltern, nachdem der Vater anonym gewarnt wurde und in letzter Minute ein Visum für Shanghai bekam, im Juli 1938 nach Prag und erhielt durch das Thomas Mann Committee das Visum für Großbritannien. Am 31. Dezember 1938 kam sie in London an und verdiente sich ihren Lebensunterhalt zunächst als Kindermädchen. Während des Krieges arbeitete sie unter anderem als Schuhverkäuferin und Fabriksarbeiterin. Nach ihrer Heirat begann sie vergleichende Religionsgeschichte zu studieren. Nach dem Abschluss des Studiums, 1964, arbeitete sie als Lehrerin in der Erwachsenenbildung. Nachdem sie zahlreiche Reisen nach Israel unternommen hatte, ließ sie sich 1978, nach dem Tod ihres Mannes, endgültig dort nieder. 1980 bis 1990 unterrichtete sie an der University Ammamit, einer Volkshochschule. Ihre Werke publizierte sie auf Englisch und Deutsch. Für amerikanische und englische Zeitschriften verfasste sie lustige Erzählungen. Unter anderem bearbeitete sie ein von ihrem Vater unvollendet gebliebenes Werk „Dr. Ascher und seine Väter“. In ihrem neuesten Werk (Zeit der Heldinnen. Lebensbilder außergewöhnlicher jüdischer Frauen München: DTV 1999) beschäftigte sie sich mit dem Leben zwölf jüdischer Frauen, denen es gelang, Berufe zu ergreifen, die bis dahin nur von Männern ausgeübt wurden. G. H. hielt immer wieder Vorträge, unter anderem in Deutschland.

Qu.: Korrespondenz mit Susanne Blumesberger am 4.6.2000.

W.: „Guilty my Lord” (1968, Detektivroman), Fountains, fireworks and Balloons” (1969, Mitverfasserin), I did not survive” (1981), Ererbt von meinen Vätern. 400 Jahre europäisches Judentum im Spiegel einer Familiengeschichte Köln“ (1990, urspr. unter dem Titel: „The Utitzlegacy. A personalized history of Centraleuropean Jewry”, 1988), Nathan Ben Simon und seine Kinder. Eine europäisch-jüdische Familiengeschichte“ (1996), „Zeit der Heldinnen. Lebensbilder außergewöhnlicher jüdischer Frauen“ (1999)

L.: Douer 1997, Wlaschek 1997, Alternative. Zeitschrift gegen den Zeitgeist 12/1999, S. 21f., Die Presse 27./28.4.1991

Susanne Blumesberger