Herzog-Hauser Gertrud; Altphilologin und Pädagogin
Geb. Wien, 15.6.1894
Gest. Wien, 9.10.1953
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Dr. Hugo Herzog, Gymnasialprofessor.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1922 Heirat mit Carry M. Hauser (1895-1985), Maler und Schriftsteller. Sohn: Heinrich (*1934).
Ausbildungen: Privatunterricht durch den Vater, ab der 3. Klasse Besuch des Mädchengymnasiums des Vereins für erweiterte Frauenbildung in Wien 6, Rahlgasse. 1912 Matura mit Auszeichnung. 1912-1917 Studium der klassischen Philologie und Altertumskunde, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Wien und Berlin, 1916 Promotion zum Dr. phil. (Diss.: „Harmonias Halsband“. Ersch.: Wiener Studien 43/1922). 1917 Lehramtsprüfung für Latein und Griechisch.
Laufbahn: 1917 bis 1937 Gymnasiallehrerin in Wien 8, Albertgasse und am Mädchengymnasium in Wien 6, Rahlgasse (ab 1937 Direktorin). 1932 Habilitation als erste Frau in klassischer Philologie an der Universität Wien (Habil.: „Soter. Die Gestalt des Retters im altgriechischen Epos“. Ersch. Wien 1931). 1938 Verlust der Stelle als Schuldirektorin sowie ihrer venia legendi an der Universität Wien; Emigration nach Holland und 1946 in die Schweiz. 1947 Rückkehr nach Wien. Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit an der Universität Wien. Eintritt in den Mittelschuldienst (Mädchengymnasium Wien 13, Wenzgasse). 1947 a.o. Univ. Professorin, Leitung des altphilologischen Seminars für LehramtskandidatInnen. Mitglied des Verbandes der Akademikerinnen Österreichs. 1949 scheitert ihre Bewerbung für eine vakante Lehrkanzel an der Universität Innsbruck an antisemitischen Ressentiments der Professorenschaft.
In der klassischen Philologie der interdisziplinär ausgerichteten Strömung der Schüler von Wilamowitz, Leo und Mommsen zuzuordnen, mit dem Verständnis einer Öffnung des Faches hin zu einer altertumskundlichen Kulturwissenschaft. Arbeiten zur antiken Mythologie und Religionsgeschichte, zum römischen Kaiserkult, zu den severischen Kaiserinnen, zur spätantiken Biografie und zu Antonius von Padua, Herausgeberin mehrerer Schulausgaben, zahlreiche Publikationen zur Bildungs-, speziell Frauenbildungspolitik. In ihrem Spätwerk wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Frauengeschichte; prononciertes öffentliches Eintreten für die Mädchen- und Frauenbildung sowie Engagement auf dem Gebiet der Fachdidaktik der Alten Sprachen und in der Lehrerausbildung.
W. u. a.: „Altgriechische Liebesgedichte“ (1924), „Zur Wohnkultur des Altertums. In: Wiener Blätter für die Freunde der Antike“ (Februar 1929), „Die Tendenzen der Apolloniusbiographie. In: Jahrbuch der Leogesellschaft“ (1930), „Zur Textgestaltung und Erklärung der Praetexta Octavia. In: Wiener Studien 50“ (1935), „Die Askese im griechisch-römischen Heidentum. In: Jahrbuch der Leogesellschaft“ (1936), „Kaiser Augustus in der Legende. In: Geistige Arbeit“ (Juni 1938), „Philosophinnen auf dem römischen Kaiserthron. In: Geistige Arbeit“ (Februar 1939), „Uit de Vrouwenbrieven van den H. Hieronymus“ (1941), „Antonius von Padua: sein Leben und sein Werk“ (1947), „Tyche und Fortuna. In: Wiener Studien 63“ (1948), „De Godsdienst der Grieken“ (1952), „Die Frau in der griechisch-römischen Antike. In: Stadlmann, Josef/Hänsel Ludwig (Hg.): Christentum und moderne Geisteshaltung. Versuche, Studien und Übersichten“ (1954). Schulausgaben zu: Octavia – Fabula Praetexta; Ovid; Vergil. Lexika: zahlreiche Artikel in der Realenzyklopädie des Klassischen Altertums. Zahlreiche Artikel in Zeitungen und Zeitschriften wie „Neues Wiener Abendblatt“, „Neues Wiener Tagblatt“, „Reichspost“, „Volkszeitung“, „Volkswohl“, „Die Schweizerin“.
L.: Bolbecher/Kaiser 2000, Cescutti 2002, Korotin/Schrodt 2009, Kowall 1981, Oberkofler 1998, ÖNB 2002, Teichl 1951, Wegeler 1996, Wer ist wer in Österreich 1953, WZ 10.10.1953