Heindl Waltraud

* 23.3.1939, St. Pölten, NÖ
Historikerin

W. H., geboren am 23.3.1939; Univ. Wien (Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik); Promotion 1968 (Dissertation Carl Ferdinand Graf Buol-Schauenstein. Die Grundzüge seiner Politik am Vorabend des Krimkriegs); Habilitation 1990 (Bürokratie und Beamte in Österreich 1780-1848); seit 1969 Mitarbeit an der Edition „Die Ministerratsprotokolle Österreichs und der österreichisch-ungarischen Monarchie 1848-1918“ am Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Institut (ÖOSI), seit 1979 Leiterin des Editionsprojekts. 1982 Vorstandsmitglied des ÖOSI; 1997-2001 Direktorin des ÖOSI. Seit 1996 verheiratet mit Kammerschauspieler Walter Langer. 1998 Verleihung des Titels Wirkliche Hofrätin.

Nach der Reifeprüfung 1958 an der Bundeslehrerinnenanstalt in Wiener Neustadt, bis 1962 im Schuldienst tätig. 1962 inskribierte sie an der Universität Freiburg, Schweiz, Geschichte und Kunstgeschichte, von 1963-1968 an der Universität Wien Geschichte, Kunstgeschichte und Germanistik.
Wesentliche Impulse während ihres Studiums und für ihre ersten wissenschaftlichen Arbeiten erhielt sie von ihrem Hochschullehrer Prof. Engel-Janosi, der sie anregte ihre kommentierte Arbeit im Rahmen der Edition „Die Ministerratsprotokolle Österreichs und der österreichisch-ungarischen Monarchie 1848-1918“ mit einer Darstellung der Geschichte der österreichischen Bürokratie zu verbinden. Sie wurde zu ihrer Habilitationsschrift „Gehorsame Rebellen. Bürokratie und Beamte in Österreich 1780-1848“. 2013 publizierte sie die Fortsetzung „Josephinische Mandarine. Bürokratie und Beamte in Österreich 1848-1914“. Im Rahmen dieses Forschungsschwerpunktes leitete sie einige Projekte des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, 1990-1995 zwei belgisch-österreichische Projekte „Staatswerdung und Bürokratie. Die Bürokratie in den österreichischen Niederlanden“ und 2001-2009 gemeinsam mit Wolfgang Müller-Funk Projekte zum Thema „Kultur – Herrschaft – Differenz“ 1867-1918 in Österreich-Ungarn (Mitherausgeberin von zwei Bänden).
Zu weiteren Forschungsschwerpunkten zählen Bildungsgeschichte und Genderforschung. Sie leitete 1984-1987 das Projekt des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung „Die Studentinnen der Universität Wien 1897-1960“, das sie als Koautorin gemeinsm mit Marina Tichy 1990 veröffentlichte. H. gehört zu den Gründungsmitgliedern und Mitherausgeberinnen der seit 1990 an der Universität Wien erscheinenden Zeitschrift „L´Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft“. Ihre wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Genderforschung wurde 1993 mit dem Käthe-Leichter-Staatspreis für Frauengeschichte ausgezeichnet.
Seit den 1980er Jahren lehrt sie an den Universitäten Klagenfurt (1983/84), als Gastprofessorin an den Universitäten Innsbruck (1992) und Universität Fribourg (2002 und 2003) und Wien (seit 1982). Nach Erlangen der Venia legendi 1990 als Dozentin für „Neuere Geschichte“ am Institut für Geschichte der Universität Wien tätig, (Titel Professorin 2002).
In den Jahren 1997-2001 wurde sie mit der Leitung des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts betraut, wo sie u. a. die Vernetzung von Institutionen im Rahmen der Osteuropaforschung forcierte, zum Beispiel das internationale Projekt, das sie gemeinsam mit Edith Saurer leitete „Grenzen und Grenzüberschreitungen − Die Entwicklung der Grenze für die staatliche und soziale Entwicklung des Habsburgerreiches von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“ (publiziert 2000).
Sie war in wissenschaftlichen Kommissionen und Gesellschaften tätig, als Mitglied des „Gemeinsamen wissenschaftlichen Beirates für die Veröffentlichung der Ministerratsprotokolle“, der „Kommission für die Geschichte der Habsburgermonarchie“ und des bilateralen Komitees Österreich-Belgien der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, sie ist Mitglied des Editorial Board des Austrian History Yearbook.

Werke

Graf Buol-Schauenstein in St. Petersburg und London (1848-1852). Zur Genesis des Antagonismus zwischen Österreich und Russland (Studien zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie 9). Böhlau, Wien u. a., 1970.
(Hg.): Die Ministerratsprotokolle Österreichs und der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1848-1918. Ser. 1, Die Protokolle des Österreichischen Ministerrates 1848-1867: Abt. 3, Das Ministerium Buol-Schauenstein: 1. 14. April 1852 – 13. März 1853. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1975.
(Hg.): Die Ministerratsprotokolle Österreichs und der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1848-1918. Ser. 1, Die Protokolle des Österreichischen Ministerrates 1848-1867: Abt. 3, Das Ministerium Buol-Schauenstein: 2. 15. März 1853 – 9. Oktober 1853. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1979.
(Hg.): Die Ministerratsprotokolle Österreichs und der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1848-1918. Ser. 1, Die Protokolle des Österreichischen Ministerrates 1848-1867: Abt. 3, Das Ministerium Buol-Schauenstein: 3. 11. Oktober 1853 – 19. Dezember 1854, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1984.
(Hg.): Die Ministerratsprotokolle Österreichs und der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1848-1918. Ser. 1, Die Protokolle des Österreichischen Ministerrates 1848-1867: Abt. 3, Das Ministerium Buol-Schauenstein: 4. 23. Dezember 1854 – 12. April 1856, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1987.
(Hg.): Die Ministerratsprotokolle Österreichs und der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1848-1918. Ser. 1, Die Protokolle des Österreichischen Ministerrates 1848-1867: Abt. 3, Das Ministerium Buol-Schauenstein : 5. 26. April 1856 – 5. Februar 1857. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1993.
Reflections on Bureaucracy. The Austrian Experience 1790-1867 (Occasional Paper. West European Program). The Wilson Center, Washington, 1990.
Gem. mit Tichy, M. (Hg.): „Durch Erkenntnis zu Freiheit und Glück …“. Frauen an der Universität Wien (ab 1897) (Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien 5), WUV-Univ.-Verlag, Wien, 1990. 2. Aufl. WUV-Univ.-Verlag, Wien, 1993.
Gehorsame Rebellen. Bürokratie und Beamte in Österreich. 1780 bis 1848 (Studien zu Politik und Verwaltung 36), Böhlau, Wien u. a., 1991. 2. Auflage, Böhlau, Wien u. a., 2013.
Gem. mit Starek, J. (Hg.): Minderheiten (= L´Homme 3/2/1993).
Gem. mit Hanák, P. / Somogyi, É. / Malfèr, St. (Hg.): Kultur und Politik in Österreich und Ungarn (Begegnungen an der Donau), Böhlau, Wien u.a., 1994.
Gem. mit Schulte, R. (Hg.): Höfische Welt. (= L´Homme 8/2/1997).
Gem. mit Saurer, E. (Hg.): unter Mitarb. von Hannelore Burger: Grenze und Staat. Paßwesen, Staatsbürgerschaft, Heimatrecht und Fremdengesetzgebung in der österreichischen Monarchie (1750 – 1867), Böhlau, Wien u. a., 2000.
Gem. mit Litván, G. / Malfèr, St. / Somogyi, É. (Hg.): Eliten und Außenseiter in Österreich und Ungarn (Begegnungen an der Donau), Böhlau, Wien u. a., 2001.
Gem. mit Ulbrich, C. (Hg.): Heldinnen? (= L´Homme 12/2/2001).
Gem. mit Höslinger-Finck, A. und Liebhart, K. (Hg.), Genderforschung im östlichen Europa (= Österreichische Osthefte 43/ 4/2001)
Gem. mit Appelt, E.: Auf der Flucht (= L´Homme 15/2/2004).
(Hg.): Frauenbilder, feministische Praxis und nationales Bewusstsein in Österreich-Ungarn 1867 – 1918 (Kultur – Herrschaft – Differenz 8), Tübingen u. a., Francke, 2006.
Gem. mit Király, E. / Millner, A. (Hg.): Frauenbilder, feministische Praxis und nationales Bewusstsein in Österreich-Ungarn 1867 – 1918 (= Kultur – Herrschaft – Differenz 8), Tübingen, 2006.
Gem. mit Fischer, W. / Millner, A. / Müller-Funk, W. (Hg.): Räume und Grenzen in Österreich-Ungarn 1867 – 1918 (= Kultur Herrschaft Differenz 11), Wien, 2010.
Geschlechterbilder und Geschlechterrollen. Ideologie und Realitäten. In: Die Habsburgermonarchie 1848 – 1918, Band IX: Soziale Strukturen, Von der feudalagrarischen zur bürgerlich – industriellen Gesellschaft, 1. Teil, 1. Teilband: Lebens- und Arbeitswelten in der industriellen Revolution, hg. von Helmut Rumpler und Peter Urbanitsch (Wien 2010), S. 701-7 74.
Marie Thérèse, la Magna Mater Austriae. In: Austriaca. Cahiers universitaires d´ informations sur l´Autriche, Décembre 2011.
Josephinische Mandarine. Bürokratie und Beamte in Österreich 1848-1914 (Studien zu Politik und Verwaltung 107), Böhlau, Wien u. a., 2013.
Bildung und Emanzipation. Die Studentinnen der Universität Wien. In: 650 Jahre Universität Wien – Aufbruch ins neue Jahrhundert. Band II: Universität – Politik – Gesellschaft (Wien 2015), S. 529-564.
Inszenierungen, Fiktionen und die Produktion von Erinnerungskultur. Streiflichter zu den Autobiografien von k. (u.) k. Beamten. In: Imperial Subjects. Autobiographische Praxis in den Vielvölkerreichen der Romanovs, Habsburger und Osmanen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, hg. v. M. Aust, F. B. Schenk (=Imperial Subjects. Autobiographik und Biographik im imperialen Kontext 1, Köln Weimar Wien 2015), S. 134-156.

Literatur / Quellen

BiografieautorIn:

Jana Starek