Hartwig Mela, Melanie, verh. Spira, Spira-Hartwig, Horatio; Schriftstellerin, Lyrikerin und Schauspielerin
Geb. Wien, 10.10.1893
Gest. London, Großbritannien, 24.4.1967
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Theodor Josef Hartwig, Soziologe und Schriftsteller. Mutter: Catharina Heß, die Schwester Grete Hartwig-Manschinger wurde Sängerin.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratete 1921 den Rechtsanwalt Dr. Robert Spira.
Ausbildungen: Schauspielausbildung am Wiener Konservatorium.
Laufbahn: Trat auf kleineren Bühnen in Baden bei Wien und am Stadttheater Olmütz auf, kam danach an die Volksbühne in Wien und später an das Schiller-Theater in Berlin, spielte in zeitgenössischen Stücken. Brach ihre Karriere 1921 nach ihrer Heirat ab, ging nach Graz. Durch ein Preisausschreiben der „Literarischen Welt“ im Jahre 1927 kam sie zur Schriftstellerei. Der schon bald NS-dominierte Markt lässt jedoch für ihre Art von Schriften, die an Arbeiten von Else Feldmann oder Veza Canetti erinnern, kaum mehr Raum. Sie veröffentlichte Beiträge in mehreren Zeitungen, unter anderem in der „Neuen Freien Presse“, in der „Deutschen Rundschau“ und im „Tagesanzeiger“. Ihr Manuskript „Bin ich ein überflüssiger Mensch?“ wird abgelehnt, ebenso ein Novellenband über Arbeitslose. In ihrer Novelle „Das Wunder von Ulm“, die nur noch in einem Exilverlag erscheinen konnte, versucht sie literarisch vor dem Nationalsozialismus zu warnen. 1938 floh sie gemeinsam mit ihrem Mann nach England, M. H. wurde von der österreichischen Exilvereinigung unterstützt, bald nach ihrer Ankunft kann das Ehepaar als Deutschlehrer arbeiten, übersetzte Texte u. a. von Virginia Woolf und Gedichte von Willliam Blake. Nach dem Krieg versuchte sie Verbindungen zum österreichischen Literaturbetrieb herzustellen. So schrieb sie für die von Ernst Schönwiese herausgegebene Zeitschrift „Silberboot“ einen Artikel über Virginia Woolf. Ab 1948 arbeitete sie an dem Roman „Inferno“, der jedoch nicht publiziert wurde.1960 konnte sie in der „Deutschen Rundschau“ die „Georgslegende“ veröffentlichen. Ab 1953 betätigte sie sich, wegen einiger Misserfolge auf dem literarischen Gebiet, als Malerin. Sie stellt ihre Bilder mehrmals aus und wird relativ erfolgreich. 1967 beginnt sie wieder einen Roman zu schreiben. Er trug den Titel „Die andere Wirklichkeit“ und beschäftigte sich mit den Auswirkungen politischer Gewalt auf die Frau. Im selben Jahr starb sie an Herzversagen. Ihr Mann bemühte sich, ihre Bücher zu publizieren, hatte jedoch keinen Erfolg.
Ausz.: 1929 Julius-Reich Dichterpreis der Stadt Wien.
Qu.: DB NS-Lit. Graz; Tagblattarchiv (Personenmappe); mehrere ungedruckte Manuskripte befinden sich in der WStLb, Manuscripts Section, University of Sussex Library, Brighton, GB.
W.: „Ekstasen. Novellen“ (1928), „Das Weib ist ein Nichts. Roman“ (1929), „Das Wunder von Ulm. Novellen“ (1936), „Bin ich ein überflüssiger Mensch? In: Ulrich, Hermann (Hg.): Kulturelle Schriftenreihe des Free Austrian Movement. Die Frau in der österreichischen Kultur. Literatur, Kunst, Frauenbewegung, Staat und Politik“ (ca. 1944/45, 2001 in Romanform veröffentlicht), „Spiegelungen. Gedichte“ (1953), „Bin ich ein überflüssiger Mensch?“ (2001). Die Novelle „Das Kind“ erschien als Fortsetzungsroman 1928 in der Neuen Freien Presse.
L.: Bolbecher/Kaiser 2000, Grossberg 1973, Gürtler/Schmid-Bortenschlager 2002, Hall/Renner 1992, Kratzer 2001, ÖNB 2002, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Scholda 1994, Spreitzer 1999, Wall 2004