Hahn-Beer Edith, Grete, Christina Maria Margarethe, Denner (Deckname), verh. Vetter; Richterin
Geb. Wien, 24.1.1914
Gest. London, Großbritannien, 17.3. 2009
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Klothilde Hahn, wurde am 9. Juni 1942 nach Minsk deportiert und dort ermordet; Vater: Leopold Hahn, Gastronom (†1936). Schwestern: Mimi, emigrierte 1939 nach Palästina; Johanna, ging 1937 nach Israel.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratete 1943 den Maler Werner Vetter (1912-2002); 1957 Heirat mit Fred Beer (†1984); Tochter: Angela Schlüter (*1944).
Ausbildungen: Besuchte eine höhere Schule, studierte 1933-1937 Rechtswissenschaft, Psychologie, Volkswirtschaft, Geschichte und Philosophie an der Universität Wien. Sie konnte aufgrund der nationalsozialistischen Rassegesetze die letzte Prüfung vor dem Doktorat nicht mehr ablegen. Sie absolvierte in München eine Rot-Kreuz-Ausbildung.
Laufbahn: E. H.-B. gab während des Studiums, nach dem Tod des Vaters, Nachhilfestunden, um zum Einkommen der Familie beizutragen. 1941 wurde E. H.-B. zur Landarbeit in Norddeutschland zwangsverpflichtet. 1942 kann sie nach Wien zurückzukehren; ihre Mutter war kurz davor deportiert worden. Mit den Ausweiskopien einer „arischen“ Freundin versehen, fuhr E. B.-H. nach München und arbeitete dort als Näherin. Sie lebte unter dem Decknamen Grete Denner.
In München traf sie Werner Vetter (NSDAP-Mitglied), den sie 1943 heiratet. Während dieser Zeit leistete sie Freiwilligendienste beim Deutschen Roten Kreuz. Das Paar zog gemeinsam nach Brandenburg an der Havel. 1944 Geburt der Tochter Angela. 1944 wird Werner Vetter zur Wehrmacht eingezogen und zum Offizier befördert.
E. B.-H. erhielt am 1. September 1945 eine Anstellung als Gerichtsreferendarin, wenig später ist sie Vorsitzende im Schöffengericht und schließlich Richterin am Familiengericht in Brandenburg.
Werner Vetter ist zu dieser Zeit in einem sibirischen Arbeitslager interniert, aus dem er 1947 zurückkehrt. Bald darauf wird die Ehe geschieden.
Während ihrer Richtertätigkeit wurde E. B.-H. von den sowjetischen Machthabern unter Druck gesetzt, als Informantin des KGB tätig zu werden. Da die offene Ablehnung dieses Ansinnens schwerwiegende Sanktionen nach sich gezogen hätte, emigriert E. B.-H. gemeinsam mit ihrer Tochter nach London. Sie arbeitet dort als Hausmädchen; 1957 heiratet sie Fred Beer. Nach seinem Tod 1984 übersiedelt sie nach Israel. In ihren letzten Lebensjahren kehrt sie nach London zurück und lebt in einem Londoner Seniorenheim.
Im Dezember 1997 wurde eine Sammlung der persönlichen Papiere von E. H.-B. im Rahmen einer Auktion für 169.250 Dollar versteigert. Das Edith-Hahn-Archiv wurde dem United States Holocaust Memorial Museum gestiftet.
Qu.: Ihre Briefe, Dokumente und Bilder befinden sich im United States Holocaust Museum in Washington; Judaica-Archiv/ÖNB, Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „The Nazi Officer’s Wife“ (1999), „Ich ging durchs Feuer und brannte nicht. Eine außergewöhnliche Lebens- und Liebesgeschichte“ (2000)
L.: Kröncke 1997, Segenreich 1997, Wikipedia