Hagenau Gerda, geb. Krause, Leber-Hagenau; Schriftstellerin und Verlegerin
Geb. Łódź, Polen, 11.12.1918
Gest. OÖ, 8.8.2004
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus deutscher Fabrikantenfamilie. Vater: Christian Adolf Krause (1878-1946), Textilfabrikant; Mutter: Emma Wander, geb. Bocksleiter (1884-1946). Schwestern: Charlotte Hildegard, Eleonore Margarethe.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratete 1945 den Atomphysiker Dr. Karl Undesser, 1950 Dr. Hermann Leber (geb. 6.8.1900, gest. 1974, Kunsthistoriker). Sohn Titus geb. 2.3.1951, Filmemacher.
Ausbildungen: Besuchte das Deutsche Realgymnasium in Lodz. Legte 1938 am Deutschen Gymnasium in Lodz die Matura ab, sowie die Gehilfenprüfung für den Deutschen Buchhandel in Leipzig. Studierte Theaterwissenschaft, Slawistik, Kunstgeschichte und Ägyptologie in Wien, promovierte 1970 mit der Dissertation „Dziady (Totenfeier) von Adam Mickiewicz. Dichtung und Bühnengeschichte“.
Laufbahn: Volontärdienst in einer Buchhandlung in Sopot, später in Jena. Führte, bevor sie 1942 nach Wien ging, die Buchhandlung ihrer Schwester in Lodz. Übersetzte schon während des Studiums Werke von Mickiewicz und Slowacki. 1945, als sie gerade mit ihrer Dissertation beschäftigt war, musste sie vor der russischen Armee fliehen und zog in die Nähe von Zell am See. Ab 1948 schrieb sie in mehreren Zeitungen und Zeitschriften über polnische Literatur, ständige Mitarbeiterin der „Salzburger Nachrichten“ und des Senders „Rot-Weiß-Rot“. 1956 zog sie mit ihrer Familie nach Wien und setzte ihr Studium fort. Sie begutachtete polnische Dramen für das Wiener Burgtheater, arbeitete als Übersetzerin und Beraterin für polnische Literatur beim S. Fischer Verlag. 1966 gründete sie den Gerda Leber Verlag Proscenium und veröffentlichte vor allem Werke polnischer Dramatiker. Außerdem förderte sie österreichische und polnische Komponisten Publiziert Prosa und Lyrik, gab 1961 die Anthologie „Polen erzählt“ heraus. Eigentümerin des „Gerda Leber Buch-, Kunst- u. Musikalienverlages und Bühnenvertrieb Proscenium Edition“.
Ausz., Mitglsch.: 1970 Professorentitel, 1971 Jurzykowski-Preis, New York, 1972 Preis des Erzählerwettbewerbes „Fremd in Deutschland“, 1974 Polnischer Orden für Verdienste um die polnische Kultur, 1975, 1976 Preis des Polnischen P.E.N.-Clubs, 1986 Goldener Verdienstorden der PRL Polen, 1994 Ehrengabe des Andreas-Gryphius-Preis der Künstlergilde Esslingen für ostdeutsche Geschichte und Belletristik, 1999 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Seit 1970 Mitglied der IG Autoren, der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, des Österreichischen P.E.N.-Clubs, des Österreichischen Schriftstellerverbandes, des Verbandes österreichischer Akademikerinnen, der Österreichisch-Deutschen Kulturgesellschaft. Im Präsidium der Österreichisch-Polnischen Gesellschaft, der Internationalen Chopingesellschaft, im Vorstand des Effedinger Kulturinstitutes, im Aufsichtsrat der Literarischen Verwertungsgesellschaft Österreichs.
biograph. Mitteilungen, Hinweise: Korrespondenz mit Susanne Blumesberger am 10.12.2003.
W.: „Hinter goldenen Gittern. Der Orient erzählt“ (1951), „Lucyna Herz. Roman“ (1958), „Verkünder und Verführer. Prophetie und Weissagung in der Geschichte“ (1976), „Jan Sobieski: Retter Wiens und des Abendlandes“ (1983), „Der Himmel brennt. Gedichte“ (1989), „Lobet die Welt: Elegien zu unserer Zeit“ (1993; Ü.: Poln.), „Sambesi. Der Kokosmann. Mit selbstgemalten Illustrationen“ (1998), „Adam Mickiewicz als Dramatiker: Dichtung und Bühnengeschichte“ (1999), „Polnisches Theater und Drama. Ein integraler Bestandteil europäischer Theaterkultur“ (1994), „Zwischen deutscher und polnischer Literatur: Vorträge, Aufsätze, Interviews, Laudationes“ (2000), „Die Macht des Wortes. Vorträge, Aufsätze, Interviews, Laudationes“ (2001)
L.: Blahut 1997, Giebisch/Gugitz 1963, Internationales Institut für Jugendliteratur und Leseforschung 1999, Ruiss 1995, Ruiss 1997, Ruiss 2001, Who is Who 1993
Susanne Blumesberger