Grund Johanna, geb. Kaufmann, verh. Gorischek; Buchdruckerin und Verlegerin
Geb. ?
Gest. 27.11.1858
Herkunft, Verwandtschaften: Die Firma Grund ging auf den Großvater ihres ersten Mannes, den Buchbinder und Buchhändler Franz Leopold Grund im 18. Jh. zurück.
LebenspartnerInnen, Kinder: J. K. war eine Fleischhauerstochter aus Göllersdorf/NÖ. Sie heiratete den Wiener Buchdrucker Leopold Grund (1782- 15.1.1822). Die Ehe blieb kinderlos. 1827 heiratete sie den Arzt Dr. Josef Gorischek. Nach ihrem Tod übernahm Carl Gorischek − wahrscheinlich ihr Sohn aus zweiter Ehe − die Druckerei, die 1918 als Universitätsbuchdruckerei zum letzten Mal aufscheint.
Laufbahn: Nach dem Tod ihres ersten Gatten am 15.2.1822 übernahm J. G. die Geschäftsführung, unter der die Druckerei bald einen Aufschwung nahm, weil sie vermehrt religiöse Bücher verlegte; sie druckte z. B. die „Geistliche Myrrhenkrone“, eine Anthologie von Gebeten berühmter Heiliger (ca. 1825). Sie war „eine jener unternehmlichen und resoluten Prinzipalinnen“ (Durstmüller). Offensichtlich verstand sie ihre privaten und geschäftlichen Interessen durchzusetzen: als sie am 17.2.1827 eine 2. Ehe mit dem Doktor med. Josef Gorischek einging, wäre ihre Gewerbebefugnis erloschen, weil gemäß der Gewerbeordnung eine Witwe zur Führung eines Personalgewerbes nur befugt war, solange sie keine neue Ehe einging. Ihr Ansuchen um Verleihung einer eigenen Befugnis gegen Zahlung von 3000 Gulden wurde abgewiesen − allerdings bewilligte man ihr 1826 eine Ausnahmefrist von 3 Jahren ab der Wiederverehelichung. „Die Frist von drei Jahren war noch nicht abgelaufen, als die sämtlichen Buchdrucker Wiens bei den Behörden Schritte machten, dass der Johanna Gorischek die Buchdruckerei-Befugnis nicht mehr verlängert werde; diese dagegen bat um eine weitere Frist (1829).“ (Mayer). Aber schon 1830 zeigte J. G. an, dass sie die Buchdruckerei des B. Ph. Bauer in der Währingerstraße gekauft habe, und zwar samt Befugnis, und legte die von ihrem Mann L. Grund ererbte Befugnis, die sie in Kürze ohnehin verloren hätte, zurück. „Die Regierung gestattete die Ausführung jenes Buchdruckerei-Privilegiums, und zwar durch den verantwortlichen Factor Johann Friedrich, ja sogar unter der alten Firma „Leopold Grund’sche Buchdruckerei (Leopold Grund sel. Witwe“. Der Recurs der Buchdrucker, welche gegen diese Bezeichnung protestieren, ward zurückgewiesen.“ (Mayer). Ihren Schwager Franz Gorischek bestellte sie zum Geschäftsführer. 1839 hatte sie eine Schnellpresse, 1840 eine Haus-Schriftgießerei. Sie druckte z. B. den alljährlich erscheinenden „Wiener Bürger-Almanach“. „Durch die Revolution von 1848 kam sie ungeschoren, denn sie druckte zwar viele Zeitschriften, aber meist solche der mittleren Linie, darunter „Saphirs Humorist“ (Durstmüller). Sie druckte auch Schulbücher in mehreren Sprachen der Monarchie. Ihre Drucke zeichneten sich nicht durch besondere Druckqualität aus, bedeuteten aber sichere Einnahmsquellen. Sie starb am 27.11.1858.
L.: Durstmüller 1982, Mayer 1887
Edith Stumpf-Fischer