Graf Rosalia; Hilfsarbeiterin, Hausgehilfin und Widerstandskämpferin

Geb. Breitenbrunn, NÖ, 1.6.1897

Gest. Wien, 21.6.1944

R. G. wird als Tochter der Elisabeth Moser und des Landwirtes Mathias Moser am 1. Juni 1897 in Breitenbrunn geboren. Nach dem Besuch der Pflichtschule arbeitet sie als Hausgehilfin in Wien und Ungarn. 1930 heiratet sie den Gemeindebediensteten Johann Graf. Das Ehepaar Graf gehörte vor 1934 der Sozialistischen Partei an. Laut Anklageschrift beteiligte sich R. G. in der Wohnung des befreundeten Ehepaares Emilie und Anton Tolnay an politischen Gesprächen, die sich insbesondere nach Ausbruch des Krieges mit der Sowjetunion verschärften und eindeutig kommunistische Färbung annahmen. R. G. nahm in weiterer Folge auch ihren Mann zu diesen Besprechungen mit. Im Juni 1941 erklärte das Ehepaar ihren Beitritt zur KPÖ und stellte später ihre Wohnung für Unterkünfte und Funktionärsbesprechungen des Zentralkomitees der KPÖ zur Verfügung. In der Nacht zum 1. Mai 1942 beteiligte sich das Ehepaar Graf an einer Flugblattaktion, bei der Streuzettel folgenden Inhalts gestreut wurden: „Mit großem Geschrei kündigt Hitler eine neue Offensive an, Das bedeutet neue Blutopfer für unsere Jugend. Das bedeutet aber auch neue Opfer, neues Elend für uns Arbeiter und Arbeiterinnen. Arbeiter und Arbeiterinnen! Denkt stets an dieses Blutvergießen. Kämpft mit uns gegen Hitler! Er allein ist der Mörder unserer Jugend. Sabotiert Hitlers Kriegsmaschinerie, wo ihr nur könnt! Arbeitet so langsam wie nur möglich! Jedes Stück mehr verlängert den Krieg!“

R. und Johann Graf werden am 15. Juli 1942 wegen „Verdachtes auf Vorbereitung zum Hochverrat“ festgenommen. Sie werden am 22. Dezember 1943 vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof angeklagt und am 14. April 1944 gemeinsam mit Emilie Tolnay und Therese Dworak vom Volksgerichtshof Wien wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt.

R. G. wird am 21. Juni 1944 gemeinsam mit ihrem Mann am Schafott des Wiener Landesgerichts hingerichtet. Ihr Name steht auf der Gedenktafel in der Weihestätte im Wiener Landesgericht (ehemaliger Hinrichtungsraum). Sie ist im Ehrenhain der hingerichteten WiderstandskämpferInnen, Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 40: 21/219, bestattet.

Qu.: DÖW 4178, 6901,19793/25.

L.: Böröcz 1986, Dokumentationsarchiv 1984, Fein 1975, Spiegel 1967, Weinert 2004, Weinzierl 1974

 

Karin Nusko