Gies Miep, geb. Santrouschitz Hermine, Gies-Santrouschitz; Sekretärin und Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 15.2.1909
Gest. Hoorn, Niederlande, 11.1.2010
LebenspartnerInnen, Kinder: 1941 Heirat mit Jan Gies (†1993); Sohn: Paul (*1950).
Laufbahn: Wuchs in armen Verhältnissen in Wien auf und kam im Rahmen einer Kinderverschickungsaktion nach dem 1. Weltkrieg nach Holland, wo sie in Leiden in einer Pflegefamilie aufgenommen wurde. Später übersiedelte die Familie nach Amsterdam. 1933 trat sie eine Stelle als Sekretärin bei der Firma Opekta an, deren niederländischer Zweig von Otto Frank geleitet wurde. M. G. weigerte sich, einer holländischen Nazipartei beizutreten, weshalb ihr österreichischer Personalausweis für ungültig erklärt wurde und sie nach Österreich zurückkehren hätte müssen, wenn sie nicht rasch einen Holländer geheiratet hätte. Sie freundete sich mit der Familie Frank, die jüdischer Herkunft war, an. Nachdem die Familie 1942 vor dem Zugriff der Deutschen untergetaucht war, wurde sie von M. G. und anderen Helfern zwei Jahre lang mit dem Lebensnotwendigen versorgt. Auch andere jüdische U-Boote wurden von ihr versorgt. 1944 wurden die Versteckten aufgespürt und verhaftet. M. G. entging einer Verhaftung und versuchte durch Bestechung eine Entlassung der Untergetauchten zu erreichen, was jedoch misslang. Sie war es, die Anne Franks Tagebuch aufbewahrte und es nach dem Krieg an Otto Frank übergab.
Ausz.: 1972 Gerechte unter den Völkern zusammen mit ihrem Mann Jan, 1990 Raoul-Wallenberg-Medaille des Raoul Wallenberg Komitees der Vereinigten Staaten von Amerika, 1994 Bundesverdienstkreuz I. Klasse, 1995: Orden von Oranien-Nassau, Stufe Ritter, 2009 Goldener Rathausmann, Wien, 2009 Grosses Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 2009 Benennung eines Asteroiden zwischen Mars und Jupiter mit dem Namen (99949) Miep Gies durch die Internationale Astronomische Union.
Zitate: „Ich frage mich oft, wie es geschehen konnte und warum es geschehen ist. Damit umzugehen, fiel mir furchtbar schwer. Als wir einmal beisammen saßen und darüber redeten, sagte ich zu Jan: ‚Schau, ich seh das so. Wir müssen weiter. Wie schwer es auch ist. Wir können nicht stehen bleiben, wer stehen bleibt, bleibt zurück.’ Nun ja, man ist ein Mensch. Und ein Mensch muss doch etwas haben, woran er sich festhalten kann. Also fuhr ich fort: ‚In der dunklen Zeit im Krieg haben wir uns nicht einfach herausgehalten, sondern die Hände ausgestreckt, um anderen Menschen zu helfen. Unter dem Einsatz unseres Lebens. Mehr konnten wir nicht tun.’“
W.: „Meine Zeit mit Anne Frank“ (1987)
L.: Hetzel 2009, Anne Franks Helferin ist tot. Die gebürtige Wienerin und Wahlholländerin Miep Gies starb 100-jährig. In: Salzburger Nachrichten, 13. 1. 2010, Wikipedia, http://annefrankguide.net/, http://www.sachsen-anhalt.weltmedien.de/