Furegg Lotte, geb. Charlotte Mestian, auch Furreg, Furregg; Hausfrau und Nationalrätin
Geb. Petersdorf, Mähren (Petrovice nad Desnou, Tschechien), 17.7.1873 (Mährisch-Schönberg)
Gest. Wien, 21.10.1961
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einer protestantischen Familie.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1895 Heirat mit Karl Furegg (1864-1925), aus einer katholischen Lehrerfamilie stammend; 2 Söhne: Herbert (*1897), Studium der deutschen und englischen Philologie; Erich (*1901), Studium der Zoologie.
Laufbahn: 1919 Mitglied der bürgerlichen Frauenorganisation des Wiener Bürger- und Ständerates, einer Sammelbewegung aller bürgerlichen Interessen im Rätesystem, welche 1921 im Rahmen der GDVP (Großdeutsche Volkspartei) im Frauenhilfsverein „Volksgemeinschaft“ aufging. Mitglied der konstituierenden Nationalversammlung von August bis November 1920 und ein weiteres Mal kurzzeitig Abgeordnete zum Nationalrat. Am ersten Reichsparteitag der GDVP am 7. September 1920 referierte L. F. „im Namen der Frauen“ über Frauen in der nationalen Politik und „begrüßte aufs wärmste“ die Einigung von 17 nationalen Gruppen und Vereinen in der GVDP. Am Landesparteitag für Wien und Niederösterreich 1921 berichtete sie über die Situation der politischen und wirtschaftlichen Frauenorganisationen im Namen des Landesfrauenausschusses und von der Zusammenlegung der wirtschaftlichen Vereine Frauenhilfsverein „Volksgemeinschaft“ und Verband deutscher Hausfrauen. Auf diesem Landesparteitag kritisierte sie als Rednerin der Frauenorganisation die Behinderung der Gründung von Ortsgruppenfrauenausschüssen durch die Parteikollegen und die Nichtbeachtung der Frauen bei der Erstellung der Wahlwerbelisten der Landtagswahl in Niederösterreich. Als Referentin wurde sie bei den folgenden Landesparteitagen nicht mehr erwähnt. Im Bericht der Parlamentarischen Geschäftsstelle am Reichsparteitag der GDVP im Jahr 1923 wurde ihr Engagement in der Frage der Volksgesundheit hervorgehoben, sie hatte einmal zum Thema Geschlechtskrankheiten im Plenum gesprochen. Sie war als Repräsentantin des Verbands Deutscher Frauen „Volksgemeinschaft“ Mitglied des Frauenausschusses der von den österreichischen Frauenorganisationen 1925 gemeinsam mit der Hygiene-Ausstellung veranstalteten Ausstellung „Der Neue Haushalt“ im Messepalast von Mai bis Juni 1925. Nach dem Tod ihres Mannes und dem überraschenden Tod der Vorsitzenden Emmy Stradal im November 1925 lehnte sie die Wahl zur Vorsitzenden des Verbands deutscher Frauen „Volksgemeinschaft“ ab, wurde aber als zweite Vorsitzende des Landesfrauenausschusses von Wien und Niederösterreich der GDVP wieder gewählt. Gleichzeitig schied sie aus der Reichsparteileitung aus. In den folgenden Jahren beschränkte sich ihre Tätigkeit im Verband deutscher Frauen „Volksgemeinschaft“ auf die Landesebene der großdeutschen Frauen Wiens und Niederösterreich, die wie die GDVP die Ländertrennung von Wien und Niederösterreich nicht in ihrer Organisationsstruktur nachvollzog. Sie scheint in den folgenden Jahren als Verfasserin von Artikeln in der Zeitschrift „Die deutsche Frau“, den Mitteilungen des Verbands deutscher Frauen „Volksgemeinschaft“ auf. Im Unterschied zu ihrer Parlamentskollegin Emmy Stradal oder zu Wilma (Vilma) Staffa-Kuch, die sich auf Landesparteitagen mit Zwischenrufen meldeten und sich in Reichsparteileitungssitzungen oft und lange zu Wort meldeten, erschien L. F. in den Protokollen des Parteiarchivs der GDVP eher als stille, wenn auch führende Mitarbeiterin.
Ausz., Mitglsch.: Am 25. August 1920, als in einer außerordentlichen Hauptversammlung des Nationaldemokratischen Volksvereins seine Überführung in den Großdeutschen Volksbund beschlossen wurde, als Vorstandsmitglied aufgelistet, am 27. November 1920 als „stellvertretender Schiedsrichter“ Mitglied des Vorstands des Großdeutschen Volksbundes für Wien und Niederösterreich; Mitglied der Reichsparteileitung der GdP, als Abgeordnete der konstituierenden Nationalversammlung anstatt des verstorbenen Abgeordneten Adam Müller-Gutenbrunn, GdP 27.8.1920-9.11.1920; am Reichsparteitag 1921 Teilnahme als Vertreterin des Großdeutschen Reichsfrauenausschusses, Bezeichnung als „Hausfrau“, 1922 am Landes-Parteitag für Wien und Niederösterreich Leiterin des „Schuhkurses“ im Rahmen des Verbandes „Volksgemeinschaft“, bei den Wiener Vertrauensmännerversammlungen 1921 und 1924 Vertretung des vierten Bezirkes, als „Fürsorgerat in Wieden“ tituliert, bis 1925 als Vertreterin des achtköpfigen Frauenausschusses in der Reichsparteileitung der GDVP, Erste Vorsitzende-Stellvertreterin und Vertreterin von Wien/Wieden im Hauptausschuss des Verbandes Deutsche Frauen „Volksgemeinschaft“ 1924, Abgeordnete zum Nationalrat (I. GP) GdP 23.4.1923 – 20.11.1923; Kandidatur bei den Nationalratswahlen 1923 für die Wiener Wahlkreise Innen-Ost und Südost, jeweils an dritter Stelle, wurde jedoch nicht gewählt; Delegierte am sechsten Reichsparteitag vom 21. bis 25. Mai 1925 in Wien, später schien sie nicht mehr in den Berichten und Protokollen der bundesweiten Parteitage der GDVP auf
Qu.: Archiv der Republik, GDVP-Archiv, Stadtarchiv Graz, UA Wien: Erich und Herbert Furreg; WStLa, MA 8, Meldearchiv.
L.: BLÖF, Hauch 1995, Hautmann 1971, Parlamentarierinnen, Weinzierl 1975, http://www.parlament.gv.at, http://www.politischebildung.com/