Friedmann Amalia, Amalie, „Maltschi“; Pädiatrin, Gynäkologin und Dermatologin
Geb. Mährisch-Weißkirchen, Mähren (Hranice, Tschechien), 1877
Gest. 1931
Ausbildungen: Studium der Medizin in Wien, Promotion am 21.12.1904.
Laufbahn: Fachärztin für Kinder- und Frauenkrankheiten, Hautkrankheiten und Syphilis. Ab 1929 war sie auch nebenamtliche, städtische Schulärztin. Ihre Wohnung in der Taborstraße, die sie mit ihren beiden Schwestern teilte, war zugleich Kassenpraxis und feministische Wohngemeinschaft. (List 2006, S. 154). Sie war ein führendes Mitglied der sozialistischen Frauenbewegung (Reichspost, 19.7.1929) und eine streitbare Sozialdemokratin, die sich leidenschaftlich mit christlichsozialen Politikern im Stadtschulrat anlegte. A. F. wurde anlässlich der Republiksfeiern von 1928 beim Stadtbezirksgericht 1 wegen Wachebeleidigung angeklagt. Sie hatte sich in Begleitung der Bezirksschulinspektorin Marie Reschek an einem Demonstrationszug von der Leopoldstadt in die Innere Stadt beteiligt. Bei der Johannesgasse wird Marie Reschek von einem Wachmann mit einem Gummiknüppel geschlagen, worauf A. F. mehrmals laut „Schämen Sie sich“ gerufen haben soll. Sie wird mit der Begründung, „dass eine Kritik an dem Vorgehen eines Wachmannes in beleidigender Form überhaupt unzulässig sei“, zu einer Geldstrafe von 50 Schilling oder 48 Stunden Arrest verurteilt. (Aus dem Gerichtssaal, Reichspost, 19.7.1929.) Enge Freundin von Margarethe Hilferding-Hönigsberg, mit der sie zu den ersten zehn regulären Medizinstudentinnen an der Universität Wien gehörte.
Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).
L.: List 2006, Kogler 2007, Niedergelassene Ärztinnen 1910, Sablik 2000, Aus dem Gerichtssaal. In: RP 19.7.1929