Freud-Bernays Anna; Schwester von Sigmund Freud
Geb. Freiberg, Mähren (Příbor, Tschechien), 31.12.1858
Gest. New York City, New York, USA, 11.3.1955

Herkunft, Verwandtschaften: Schwester von Sigmund Freud (1856-1939), dem Begründer der Psychoanalyse, Vater: Jacob Freud. Jüngere Geschwister: Marie (*1861, heiratete Moritz Freud); Rosa (*1860, heiratete den Wiener Rechtsanwalt Heinrich Graf); Adolfine (*1862) und Paula (*1864, heiratete Valentin Winternitz). Bruder Alexander wurde 1866 geboren. 1859 übersiedelte die Familie nach Leipzig, am 16. Oktober desselben Jahres wurde sie aus Sachsen ausgewiesen und ließ sich in Wien nieder. Rosa, Marie und Paula wurden während des Nationalsozialismus in Treblinka ermordet, Adolfine starb in Theresienstadt.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1883 Heirat mit Eli Bernays (1860-1923), Gründer eines Reisebüros, Bruder von Martha Freud, geb. Bernays. Töchter: Judith (*1885), Lucy (Leah), verh. Wiener (*1886), Hella (*1893), Martha (*1895), Sohn: Edward (*1891), wurde später als „Vater“ der Public Relations bekannt.
Ausbildungen: Besuchte die Volkschule am Karmeliterplatz in Wien-Leopoldstadt und ab 1871 die Bürgerschule für Mädchen. Absolvierte ab 1874 das Lehrerinnenseminar bei den Ursulinen in der Johannesgasse (Wien 1). 1878 Examen als Lehrerin. Legte auch die Kindergärtnerinnen-Prüfung ab.
Laufbahn: Begann mit 16 Jahren in mehreren Familien zu unterrichten. Führte nach ihrer Hochzeit jeden Samstag ein offenes Haus mit zahlreichen Gästen. Eine schwere Krankheit, durch die sie ihr drittes, ungeborenes Kind verlor, wurde von Dr. Breuer geheilt. In der Zwischenzeit war das Geschäft ihres Mannes zu Grunde gegangen und sie musste in kleineren Verhältnissen leben. Aus gesundheitlichen Gründen zog die Familie nach Baden. Ihr Mann ging nach Amerika. Trotzdem sie ihr viertes Kind erwartete, folgte sie ihm mit dem jüngsten Sohn per Schiff, kam am 28.11.1892 in New York an. Fortan reiste sie zwischen Amerika und Europa hin und her, verlor aber nie die Sehnsucht nach Wien. Den Ausbruch des 1. WK. erlebte sie in der Schweiz. Ihr Mann war durch Geschäfte an der Produktenbörse neuerlich zu Reichtum gelangt und sie führten wiederum ein offenes Haus. Nach seinem Tod konzentrierte sie sich auf ihre Kinder und Enkelkinder. Als sie 1929 ihr Vermögen verlor, übernahm ihr Sohn ihre Lebenskosten. Noch mit 93 Jahren gab sie ein Radiointerview.

L.: Tögel 2004, Wedel 2010