Fleisch von Lerchenberg Eva Maria
* 20.10.1586, † 26.11.1641
Herkunft, Verwandtschaften: Eva Maria Fleisch von Lerchenberg war eine geborene Rettinger und mit dem kaiserlichen Rat und Unterkammergrafen in sieben ungarischen Bergstädten Georg Fleisch von Lerchenberg verheiratet. Über ihren familiären Hintergrund ist sonst nichts weiter bekannt.
Laufbahn: Eva Maria Fleisch von Lerchenberg trat 1623 als Witwe 38-jährig unter der Äbtissin Maria Magdalena (I.) von Schneeweiß (amt. 1620–1625; † 1631), ins Kloster ein. Über ihr Leben, bevor sie diesen Schritt tat, ist bislang nichts ausgemacht worden. Am 30. Juni 1625 legte sie die Profess ab. Den Bestimmungen gemäß hatte sie nach einem Jahr ihres Klostereintritts am 31. Mai 1625 ihr Testament gemacht. Haupterbe ihres nicht unbeträchtlichen Vermögens war das Kloster. Im selben Jahr ist sie als Krankenmeisterin bezeugt, ein Amt das ihr sehr am Herzen lag; noch als Äbtissin betreute sie die Kranken.
Als der Erzbischof von der Äbtissin die Resignation verlangte, da sie mit der Durchsetzung der Trienter Beschlüsse, die den Klosterfrauen vor allem ein Leben in strenger Klausur inklusive der Äbtissin abverlangte, und der Durchführung der damit verbundenen baulichen Maßnahmen nicht zurande kam, wurde Eva Maria am 31. Dezember 1625 zur Äbtissin gewählt. Sie wollte zunächst nicht in die Wahl einwilligen, was angesichts der ihr bevorstehenden Aufgaben, vor allem den Schuldenberg des Klosters abzubauen, gut nachvollziehbar ist.
Ihrer Hauptaufgabe, die völlige Umsetzung der Trienter Beschlüsse, nahm sie mit großem Ernst in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Erzbischof wahr. Sie setzte sich mit den Reformvorschriften des Konzils intensiv auseinander und legte 1628 schriftlich ein 256 Seiten umfassendes an der Regel Benedikts orientiertes Dokument vor (die „Reformations-Punkten“). Unter anderem wurden die Ämter neu geregelt und die Aufgaben umschrieben. In diesem Rahmen stellte sie auch die Verwaltung der Bücher auf eine neue Grundlage. Sie ließ alle auf dem Nonnberg vorhandenen Bücher von den Handschriften bis zu den Inkunabeln und der zeitgenössischen Literatur zusammenstellen, auch solche, die im Besitz der Nonnen waren. Es wurden Vorschriften für die Bücherpflege, den Leihverkehr und die Anschaffung der Bücher festgelegt und erstmals das Amt einer „Liberey-Meisterin“ (Bibliothekarin) geschaffen. In ihren Zuständigkeitsbereich fiel auch die Auswahl der Tischlesungen im Verein mit der Priorin. Sie war auch dazu angehalten, die Ablegungen der Gelübde, die Vergabe der Ämter und die Todesfälle in die dafür vorgesehenen Bücher einzutragen, eine Chronik zu führen und die Einträge ins Totenbuch vorzunehmen; darüber hinaus war sie für den Gottesdienst zuständig. Eine oder zwei Gehilfinnen waren ihr beigesellt, die so darauf vorbereitet wurden, ihre Nachfolgerin zu werden.
Die Neuregelungen stellten auch die Musikpflege am Nonnberg auf eine neue Grundlage, die ob der strengen Klausur von den Stiftsdamen selbst bestritten werden musste. Dies fand auch Ausdruck in der von Eva Maria veranlassten Freskierung des Nonnenchors, wo auch musizierende Engel und Nonnen dargestellt sind (Husty 2003, 99, Abb. 4 und 5). Zur Pflege des rechten Gottesdienstes wurden bereits 1627 fünf große Antiphonaria und zwei große Psalteria angeschafft. Die erste Bibliothekarin Maria Scholastica Mörman von Schönberg († 1635) war gleichzeitig Chorregentin und Capellmeisterin.
Mit ihrem Wirken hat Eva Maria wesentlich zum Aufschwung und Ansehen des Klosters im 17. Jahrhundert beigetragen, was nicht zuletzt im Musikleben der Nonnbergerinnen manifest wurde.
Auch Eva Maria Fleisch von Lerchenberg hat schließlich ihr Amt resigniert. Als im Sommer 1634 in Salzburg die Pest grassierte und der Konvent sich auf Schloss Lerchen in Radstadt zurückzog, erkrankte sie dort schwer. Am 5. Oktober 1634 legte sie ihr Amt nieder; am 26. November 1641 ist sie gestorben.
Literatur / Quellen
Bolschwing, Theresia: Eva Maria Fleisch von Lerchenberg, geb. Rettinger, Äbtissin des Benediktinerinnenstiftes Nonnberg in Salzburg (1625–1638). Ungedr. Diss. Univ. Wien 1946.
Die Denkmale des Benediktinerstiftes St. Peter in Salzburg. Bearbeitet von Hans Tietze (= Österreichische Kunsttopographie 12). Wien 1913.
Esterl, Franz: Chronik des adeligen Benediktiner-Frauen-Stiftes Nonnberg in Salzburg. Vom Entstehen desselben bis zum Jahre 1840 aus den Quellen bearbeitet. Salzburg 1841.
Hahnl, Adolf: Die benediktinischen Klöster. In: Erzbischof Paris Lodron (1619–1653). Staatsmann zwischen Krieg und Frieden. Hg. von Keller, Peter/Neuhardt, Johannes mit Heinisch, Reinhard Rudolf/Marx, Erich; Redaktion: Gratz, Reinhard/Keller, Peter/Pinezits, Heidi. Dommuseum Salzburg 2003, 28. Sonderschau des Dommuseums, Salzburg, 16. Mai – 16. Oktober 2003 in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Museum Carolinum Augusteum (= Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 20. Ergänzungsband), Salzburg 2003, S. 56–60.
Husty, Peter: Keine Zeit für Kunst. In: Erzbischof Paris Lodron (1619–1653). Staatsmann zwischen Krieg und Frieden. Hg. v. Keller, Peter/Neuhardt, Johannes mit Heinisch, Reinhard Rudolf/Marx, Erich; Redaktion: Gratz, Reinhard/Keller, Peter/Pinezits, Heidi. Dommuseum Salzburg 2003, 28. Sonderschau des Dommuseums, Salzburg, 16. Mai–16. Oktober 2003 in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Museum Carolinum Augusteum (= Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 20. Ergänzungsband), Salzburg 2003, S. 95–100.
Schmidt-Sommer, Irmgard/Bolschwing, Theresia: Art.: Salzburg, Nonnberg. In: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol. Bearbeitet von Faust, Ulrich/Krassnig, Waltraud, Band 3 (= Germania Benedictina 3, 3), St. Ottilien 2002, S. 209–262.
Werke
Reformations-Punkten (Salzburg, Kloster Nonnberg, Stiftsarchiv, Hs. 8 184 IIIa).