Fleck Luise, geb. Veltée; Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin
Geb. Wien, 1.8.1873
Gest. Wien, 15.3.1950
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Ludwig Veltée, war Feuerwerker und Begründer des Stadtpanoptikums in Wien. Nina Veltée, die Mutter von L., stammte aus einem alten Adelsgeschlecht aus Lyon. Sie war berufstätig und bediente die Kasse des Wiener Panoptikums. Auch L. F. half früh an der Kassa mit. Bruder Claudius Veltée war ebenfalls beim Film tätig.
LebenspartnerInnen, Kinder: War in erster Ehe mit dem Fotografen und Filmpionier Anton Gustav Kolm (1865-1922) verheiratet. 1924 zweite Heirat mit dem Mitarbeiter Jakob Julius Fleck (1881-1953). L.s Sohn aus erster Ehe, Walter Kolm-Veltée (1910-1999), wurde später ebenfalls ein angesehener Regisseur, Produzent und Drehbuchautor.
Laufbahn: Zählt zu den Pionierinnen nicht nur des österreichischen Stummfilms. Die Regisseurin und Produzentin gehört zusammen mit der Französin Alice Guy-Blaché zu den ersten bedeutenden weiblichen Filmemachern der Filmgeschichte. 1908 führt sie erstmals Regie bei dem Film „Am Gänsehäusl“; damit wäre sie die erste Filmregisseurin der k. u. k Monarchie, was allerdings nicht ganz gesichert ist. Ihre gesicherte filmische Karriere begann 1910, als sie zusammen mit ihrem Mann Anton Kolm und dem Regisseur Jakob Fleck sowie ihrem Bruder die „Erste österreichische Kinofilm-Industrie“, die erste österreichisch-ungarische Filmproduktionsfirma, gegründet hatte. Diese Firma wurde 1911 in „Wiener Kunstfilm-Industrie“ umbenannt. Dabei kristallisierte sich L. F. als der künstlerische Kopf heraus − sie war als Regisseurin und Produktionsleiterin tätig, während Anton Kolm sich vor allem um den finanziellen Teil kümmerte. 1919 gründete sie mit ihrem Mann die „Vita Film“, die 5 Jahre später jedoch Pleite ging. Seit 1911 führten L. K. und Jakob Fleck eine Regie-Partnerschaft. Das Ehepaar Kolm-Fleck übersiedelt nach Deutschland und setzt dort ab 1926 seine Regietätigkeit für Berliner Produktionsgesellschaften fort, u. a. für Liddy Hegewald und die Ufa. Von 1923-1933 leben und arbeiten die Flecks mit dem Sohn Walter in Berlin. In diesem Zeitraum drehen sie 30-40 Filme. Mit dem Aufkommen des Tonfilms nahmen die filmischen Arbeiten ab, dies lag nicht zuletzt an den politischen Umständen, die durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten viele Künstler beeinträchtigten. 1933 kehrt die Familie zurück nach Wien, da Jakob Fleck Jude ist. Für Hegewald-Film produzieren sie noch weiter in Österreich und Prag, wobei der Sohn Walter pro forma für die Regie verantwortlich ist. Der letzte Film, den die Flecks in Österreich realisieren, ist das Anzengruber-Melodram „Der Pfarrer von Kirchfeld“ (1937). Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 fällt für die Flecks jegliche Berufstätigkeit im Filmmetier aus. Nach einer 16 Monate langen Tortur ihres Ehemannes durch die KZs Buchenwald und Dachau, konnte das Ehepaar auf Intervention von Wilhelm Dieterle, der durch seine Rolle in „Der Pfarrer von Kirchfeld“ (1926) sehr bekannt geworden war und dem Ehepaar ein Affidavit stellte, nach China fliehen. 1940 emigrieren die Flecks nach Shanghai. Dort entstand ihre letzte filmische Arbeit „Söhne und Töchter der Welt“ (1941) zusammen mit Regisseur Fei Mu, der am 4. Oktober 1941 im Jindu Theater in Shanghai Premiere hat. Nach einer Zeit voller Entbehrungen kehren L. und Jakob Fleck 1947 nach Österreich zurück, wo sie ihren Lebensabend verbrachten.
L.: Seeber 2003, Hansch/Waz 1998, Nepf 1991, Guoqiang 1999, http://www.deutsches-filminstitut.de/, http://www.cyranos.ch/