Fittko Lisa, geb. Elisabeth Eckstein, Lisa Eckstein; Schriftstellerin, Übersetzerin, Fremdsprachenkorrespondentin und Widerstandskämpferin
Geb. Ungvár, Ungarn (Uschhorod, Ukraine), 23.8.1909
Gest. Chicago, Illinois, USA, 15.3.2005

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Ignaz Ekstein (1873-1952), Schriftsteller; Mutter: Julie Schalek (1881-1959), Schwester der Malerin Malva Schalek (ermordet in Auschwitz); Bruder: Hans Ekstein (1908-1984), Physiker.
LebenspartnerInnen, Kinder: Ehemann: Lewin; 1934 Hans Fittko (1903-1960), Journalist, gelernter Diamantschleifer.
Ausbildungen: L. F. wuchs in Wien auf, wo ihr Vater 1918-20 Herausgeber der Kulturzeitschrift „Die Waage“ war. Sie besuchte die Volksschule in Wien, danach das Lyzeum des Wiener Frauenerwerbvereins. 1919 hatte sie, über die Aktion der Kindererholungsaufenthalte für durch die Kriegsjahre geschwächte Wiener Kinder, ein Jahr in den Niederlanden verbracht und war auch dort zur Schule gegangen. Beginn eines Studiums in Berlin.
Laufbahn: Ging 1922 mit der Familie nach Berlin, war ab 1930 als Übersetzerin tätig. Politisch in der linken antifaschistischen Bewegung aktiv. Nach Hitlers Machtübernahme wurde sie aufgrund ihrer politischen Tätigkeit und jüdischen Herkunft gekündigt. Wegen der drohenden Verhaftungsgefahr ging sie in den Untergrund und flüchtete unter der Identität ihrer Schwägerin Eva Rosenthal im Herbst 1933 zu ihren Verwandten nach Leitmeritz. Unterstützt wurde sie von der tschechischen Gewerkschaft (Zentralverband der Angestellten), hatte Kontakte u. a. zu Franz Pfemfert, Hrsg. der expressionistischen Zeitschrift „Aktion“ und John Heartfield. Bekanntschaft auch mit B. Frei, der zu seinem geplanten Buch über den Fall Hanussen recherchierte. Gerichtsvorsitzender im Mordprozess Hanussen war Robert Schalek (ermordet in Auschwitz), ein Onkel von L. F. Über Vermittlung von B. Frei erhielt L. F. einen tschechischen Interimspass. Anschließend hielt sie sich 1935 bis 1938 in Basel auf. Zusammen mit H. Fittko Herstellung antifaschistischer Flugschriften für den Widerstand im Deutschen Reich und Aufbau von Kontaktstellen in Frankreich. Nachdem einem Auslieferungsbegehren der Gestapo für H. Fittko durch die Schweiz stattgegeben wurde, gemeinsame Flucht nach Amsterdam. Beginn der schriftstellerischen Tätigkeit. Mit wechselnden Quartieren war sie Anlaufstelle für Flüchtlinge und Widerstandskämpfer aus Deutschland. Nach Verhaftung ihrer Kontaktpersonen in Deutschland floh sie 1938 nach Paris, wo bereits die Eltern und der Bruder lebten. Wechselnde Unterkünfte, von Obdachlosigkeit bedroht. Arbeitete als Haushaltsgehilfin, Kindermädchen und schrieb Adressen für den Versand von Firmen. Sie wurde 1939 in Gurs, Südfrankreich interniert, danach in Marseille und in verschiedenen Orten an der französisch-spanischen Grenze. Mit ihrem Mann und Varian Fry sowie in Zusammenarbeit mit dem Emergency Rescue Committee leistete sie bis 1941 Fluchthilfe für deutsche und österreichische Hitler-Verfolgte über die Pyrenäen, unter anderem half sie auch Walter Benjamin. 1941 emigrierte sie nach Kuba. Arbeitete in Havanna in einer Ausbildungsstätte für deutschsprachige jüdische Flüchtlinge. 1948 Einreiseerlaubnis in die USA. Dort war sie als Fremdsprachenkorrespondentin und in der Administration der University of Chicago tätig. Engagement in der Friedensbewegung. 1974 Pensionierung.
Ausz.: Bundesverdienstkreuz der BRD.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Mein Weg über die Pyrenäen“ (1985), „Solidarität unerwünscht. Erinnerungen 1933-1940“ (1992)
L.: Bolbecher/Kaiser 2000, Douer/Seeber 1995, ÖNB 2002, Wimmer 1993