Fertner Maria; Arbeiterin und Politische Funktionärin
Geb. 1895
Gest. Bruck an der Mur, Stmk., 1945
M. F. war seit 1916 sozialdemokratisch organisiert und führende Funktionärin in der Bezirksvertretung und der Frauenorganisation ihrer Heimatgemeinde Bruck an der Mur. Sie war mit Hans Fertner verheiratet und hatte ein Kind. Während der Februar-Kämpfe in Bruck an der Mur organisierte sie gemeinsam mit Paula Wallisch ein Netzwerk zur Verteilung von Lebensmitteln und Zigaretten an die kämpfenden Schutzbündler, das von zahlreichen Frauen unterstützt wurde. Die Vorräte wurden aus dem Konsumverein herbeigeschafft und in den städtischen Betrieben zubereitet. Nach der Niederschlagung des Aufstandes floh sie mit Paula Wallisch und einer Gruppe von Schutzbündlern unter der Führung von Koloman Wallisch in einem beschwerlichen Marsch ins Gebirge. Nachdem F. und Paula Wallisch sich mit einem verletzten Kämpfer von der Gruppe getrennt hatten, hielten sie sich in einer Hütte im Hochangergebiet versteckt. Die Hütte diente als Anlauf- und Versorgungsstelle für die letzten kämpfenden bzw. auf der Flucht befindlichen Schutzbündler. Gemeinsam mit Paula Wallisch wurde M. F. am 21. April 1934 vor dem Leobener Kreisgericht wegen Hochverrats angeklagt und zu einem Jahr schweren Kerkers verurteilt. In der Gerichtsverhandlung, die von einer großen Anzahl an Frauen besucht wurde, verteidigte sie sich damit, dass durch die Verteilung der Güter Plünderungen verhindert worden seien. Sie erhielt diverse Haftaufschübe. Während des 2. Weltkriegs betreute sie die Lebensmittelkartenausgabestelle in Bruck an der Mur. Nach Kriegsende war sie, mittlerweile verwitwet, Arbeiterin in einer Getränkeerzeugungsfirma. 1945 wurde sie erhängt in ihrer Wohnung in Bruck an der Mur aufgefunden.
L.: Russ 2007, Wallisch 1946, Süddeutsches Tagblatt (=Grazer Tagblatt), 21.4.1934, 22.4.1934, 23.4.1934, Grazer Volksblatt, 21.4.1934, Obersteirische Volkszeitung, 21.4.1934, www.frauandermur.at
Christine Kanzler