Fell Elise, Elisa; Rechtsanwältin
Geb. Lemberg, Galizien (Lwiw, Ukraine), 21.11.1902
Gest. New York (?) USA, 4.1.1992
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Isidor Fell; Mutter: Bertha; Bruder: Theodor (24.11.1905 Lemberg, – 16.6.1975 Wien).
Ausbildungen: Das Jusstudium wurde an der Universität Wien erst nach der Republikgründung für Frauen geöffnet. Somit zählte E. F. zu den ersten Frauen, die gleich nach erfolgter Reifeprüfung diese Ausbildung wählen konnten. Rechtsstudium an der Universität Wien, 1. Staatsprüfung 16.4.1923, 2. Staatsprüfung 11.5.1925, 3. Staatsprüfung 3.11.1925, Promotion zum Dr.iur. Wien 20.11.1925; Gerichtspraxis länger als das vorgeschriebene Jahr, Rechtsanwaltspraxis ab 30.4.1928 bei RA Dr. Paul Stern.
Laufbahn: Am 10.10.1931 wurde E. F. in die Verteidigerliste eingetragen und am 16.5.1933 in die Rechtsanwaltsliste. Ihre Kanzlei befand sich zunächst an der Adresse Wien 1, Börsegasse 10, ab 1937 in Wien 1, Schottengasse 3a. Ab 1934 beschäftigte sie ihren Bruder Dr. Theodor Fell als Rechtsanwaltsanwärter und nachdem dieser seine Ausbildung abgeschlossen hatte, betrieben die Geschwister die Kanzlei gemeinsam. Sie lebten auch an derselben Privatadresse in Wien 8, Wickenburgg. 10. Mit Ablauf des Jahres 1938 wurden sie als Juden aufgrund der Bestimmungen des Reichsbürgergesetzes aus der Rechtsanwaltsliste gelöscht. E. F. flüchtete im April 1939 nach Nizza, wo ihr Bruder bereits im September 1938 Zuflucht gesucht hatte. E. F. besaß bereits gültige Einreisepapiere für die USA, als sie 1940 für einige Wochen im Lager Gurs interniert wurde. 1941 musste sie neuerlich einige Zeit in einem Internierungslager zubringen, nämlich in Qued-Zem in Marokko, bevor sie schließlich die USA erreichte. Der Bruder Theodor scheint den Krieg in Südfrankreich überlebt zu haben, jedenfalls kehrte er aus Nizza kommend nach Österreich zurück und wurde hier auch wieder als Rechtsanwalt tätig. E. F. hingegen blieb in New York und arbeitete dort als social worker, was dem deutschen Begriff Sozialarbeiterin nur ungefähr entspricht. Im Rahmen dieser Tätigkeit war sie 1956 an einer Studie des Madeleine Borg Child Guidance Institute of the Jewish Board of Guardians beteiligt, deren Ergebnisse sie 1959 in einer Fachzeitschrift publizierte.
Qu.: Archiv der RAK Wien, WStLA (Meldeunterlagen), ÖStA/AdR (Hilfsfonds).
W.: „An Experiment in Short Term Treatment in a Child Guidance Clinic. Journal of Jewish Communal Service. Jewish Communal Service Association of North America (JCSA), National Conference of Jewish Communal Service” (Winter 1959)
L.: Sauer/Reiter-Zatloukal 2010
Barbara Sauer