Elisabeth; Frau Graf Meinhards II. von Tirol-Görz, (1258-1295), seit 1286 Herzog von Kärnten
Geb. wohl um 1230/31
Gest. 9.10.1273, begraben in Stams
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Otto II. der Erlauchte Herzog von Bayern (1231-1253), Pfalzgraf bei Rhein (1214[28]-1253) und Agnes von Braunschweig, der Pfalz (? 1267); Geschwister: Ludwig II. der Strenge, Pfalzgraf bei Rhein (1253-1294), Herzog von Bayern (1253-1255), Herzog von Oberbayern (1255-1294), verheiratet in erster Ehe mit Maria von Brabant (? 1256), in zweiter Ehe mit Anna von Schlesien-Glogau (? 1271), in dritter Ehe mit Mechthild von Habsburg (? 1304); Heinrich XIII., Herzog von Bayern und Pfalzgraf bei Rhein (1255-1290), Herzog von Niederbayern (1255-1290), verheiratet mit Elisabeth (? 1271), Tochter König Bélas IV. von Ungarn (1235-1270); Sophie (? 1289), verheiratet mit Graf Gebhard von Hirschberg (? 1275); verheiratet in erster Ehe mit König Konrad IV. (1237-1254), aus dieser Ehe: Sohn Konrad (Konradin); in zweiter Ehe mit Graf Meinrad II. von Tirol-Görz (1258-1295), seit 1286 Herzog von Kärnten; Kinder: Graf Ludwig von Tirol-Görz, Herzog von Kärnten (? 1305); Albert von Tirol-Görz (? 1292), verheiratet mit Agnes von Hohenberg; Graf Otto von Tirol-Görz, Herzog von Kärnten (? 1310), verheiratet mit Euphemia von Schlesien (? 1347); Graf Heinrich von Tirol-Görz, Herzog von Kärnten, König von Böhmen (1307-1310) (? 1335), verheiratet in erster Ehe mit Anna von Böhmen (? 1313), in zweiter Ehe mit Adelheid von Braunschweig (? 1320) und in dritter Ehe mit Beatrix von Savoyen (? 1331); Agnes (? 1293), verheiratet mit Friedrich III. Markgraf von Meißen (? 1324); Elisabeth (? 1313, verheiratet mit Herzog Albrecht von Österreich (1282-1298), deutscher König 1298-1308).
Laufbahn: E. hatte sich 1243 mit Herzog Friedrich II. von Österreich und Steiermark (? 1246) verlobt, der jedoch 1245 die Verlobung wieder löste. Ihre Eheschließung mit dem letzten König aus der Familie der Staufer, Konrad IV., war die Frucht der schwankenden Haltung ihres Vaters gegenüber den Staufern, der nun wieder ins staufische Lager gewechselt war. Am 1. September 1246 fand in Vohburg die Hochzeit statt. Weder wurde Konrad IV. zum König gekrönt noch E. zur Königin; dies dürfte mit der schwierigen politischen Lage im Zusammenhang, der Bannung Friedrichs II. durch das Konzil von Lyon 1245 und dem Kampf mit dem 1246 zum Gegenkönig erhobenen thüringischen Landgrafen Heinrich Raspe (? 1247) zusammenhängen. Als Konrad IV. im Oktober 1251 nach dem Tod seines Vaters nach Italien aufbrach, blieb E. in der Obhut ihrer Familie in Bayern zurück. Auf der Burg Wolfstein bei Landshut wurde am 25. März das einzige Kind aus der Ehe mit dem Staufer, der Sohn Konrad (Konradin), geboren. Nach dem Tod Konrads IV. 1254 hatte E. zusammen mit ihrem Bruder Ludwig die Vormundschaft über den unmündigen Konradin inne. Diese übte dann Ludwig alleine aus, als E. den um fast zehn Jahre jüngeren Grafen Meinrad II. von Tirol-Görz am 6. Oktober 1259 in München heiratete. Für eine Königin galt eine Verbindung mit einem Grafen als nicht standesgemäß. Ein Movens für E. könnte Meinhards Stellung in Tirol und Görz gewesen sein, um ihren Sohn Konradin den Weg nach Sizilien zu sichern. Anders war dies für Meinhard, für den die Heirat mit der Stauferwitwe einen enormen politischen Prestigegewinn bedeutete, der ihm den Weg in den Reichsfürstenstand ebnen sollte. Sie dürfte von ihrer Familie zu dieser Heirat gedrängt worden sein mit der Absicht, sie standesgemäß zu versorgen. Meinhard verschrieb ihr als Morgengabe Burgen Montani, Lichtenberg, Tarasp und Landeck in Tirol sowie Michelsburg und Rosen im Pustertal, die bei der Erbteilung von 1271 allerdings wieder verloren gingen, mit Einkünften von 800 Silbermark. Diese Einkünfte reichen an die der Bistümer Brixen und Trient heran. Meinhard war also durchaus in der Lage, E. den Lebensstandard einer Königin zu bieten. In einigen nach ihrer Vermählung ausgestellten Urkunden nannte sich E. weiterhin „Königin“. Ihr Sohn Konrad wuchs bei seinen bayerischen Verwandten auf und der Kontakt mit ihm war hinfort nicht mehr sehr eng. Sie sah ihren Sohn zum letzten Mal, als er sich am 22. August 1267 zu Hohenschwangau von ihr verabschiedete, um nach Italien aufzubrechen, wo er dann auch am 29. Oktober 1268 in Neapel sein tragisches Ende fand. Um diesen Zug zu finanzieren, hatte Konradin seiner Mutter den Großteil des Stauferbesitzes in Tirol (im oberen Inntal, im Vintschgau und im Passeier) verschrieben, während sie im Gegenzug auf ihre bayerischen Wittumsgüter in Bayern verzichtete. Die Güter übertrug sie ihren Mann und die 2000 Mark dafür überließ sie Konradin. Meinhard selbst hat sich für die Sache Konrads nie besonders exponiert und ihm das Geleit bis Verona gegeben, was ihm die Exkommunikation durch den Papst eintrug. Die Gründung des Zisterzienserstiftes Stams als Gedächtnisstiftung für Konradin ist in der mittelalterlichen Tradition nicht nachzuweisen. Mag E. auch das Anliegen einer staufischen Gedächtnisstätte gehabt haben, unter Meinhards zielstrebiger Initiative entsteht mit der Gründung von Stams, die seit 1272 betrieben wurde sein Werk, ein Hauskloster und eine Begräbnisstätte für seine Familie sowie ein Dokument seiner Frömmigkeit, zumal er sich seit dem Unternehmen Konrads in Bann befand. E.s Anteil an der Stiftung ist erwiesen. Gemeinsam mit Meinhard hat sie sich um Aufnahme der Stiftung in den Zisterzienserorden bemüht, jedoch in der Urkunde vom 12. März 1275, mit der Meinhard die Ausstattung des Klosters bestätigt, nachdem die Phase der Gründung und Besiedlung abgeschlossen war, ist E. nicht einmal erwähnt. Die Legende von Stams als Gedächtnisstiftung für Konradin ist erstmals in der Barockzeit bezeugt. Wolfgang Lebersorg (um 1570-1646) berichtet ausführlich in der Chronica Monasterii S. Johannis Baptistae in Stambs (um 1630) von einer Reise E.s nach Neapel und von ihren Entschluss, zum Andenken an ihren Sohn ein Kloster zu gründen. E. hat den Abschluss der Gründung nicht mehr erlebt. Sie starb am 9. Oktober 1273. Sie wurde zunächst in der Johanneskirche, in dessen Nähe Stams errichtet wurde, begraben. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in Stams 1284. Dorthin hat Meinhard auch seine Eltern und Vorfahren aus der Burg Tirol nach Stams überführen lassen. Aus der Ehe mit Meinhard gingen sechs Kinder hervor. Ihre Tochter Elisabeth wurde an der Seite Albrechts von Habsburg ebenfalls Königin.
L.: Baum 2000, Decker-Hauff 1977, Fößel 2000, Köfler 1971, Kowalski 1913, Niederstätter 2001a, Posse 1913,
Riedmann/Hörmann/Hastaba 1995
Ingrid Roitner