Eissler-Selke Ruth, geb. Selke; Selke-Eissler; Medizinerin, Psychoanalytikerin und Schriftstellerin
Geb. Odessa, Russland, 21.2.1906
Gest. New York City, New York, USA, 7.10.1989

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Ludwig Selke, 1900 nach Odessa versetzter Abteilungsleiter einer Hamburger Bank, gründete eine Getreideexportfirma; Mutter: Jenny, geb. Lewin. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde der Vater als „feindlicher Ausländer“ interniert, die Mutter musste mit den fünf Kindern nach Hamburg zurückkehren.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1936 Heirat mit Kurt Robert Eissler (1908-1999), Psychoanalytiker.
Ausbildungen: R. E.-S. wuchs zweisprachig auf, besuchte ein russisches Mädchengymnasium und, nachdem die Mutter mit ihren fünf Kindern nach Hamburg übersiedelt war, ein Privat-Lyzeum. 1920 übersiedelte die Familie nach Danzig. Besuch eines Mädchengymnasiums, 1925 Abitur in Freiburg im Breisgau. 1925-30: Medizinstudium an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Frankfurt am Main.1930 Dr. med., Psychiatrische Ausbildung in Stuttgart und Heidelberg unter Albert Fränkel in der Abteilung für Innere Medizin.
Laufbahn: Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte R. E.-S. 1933 nach Wien. Lehranalyse am Lehrinstitut der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, zunächst bei Theodor Reik, nach dessen Übersiedlung nach Holland bei Richard Sterba. Arbeit an der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses Rosenhügel. 1937 Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. 1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs, emigrierte das Ehepaar nach Chicago. Dort arbeitete R. E.-S. als Kinderpsychiaterin am Michael Reese Hospital und als Ärztin in einer Anstalt für delinquente Mädchen. Sie eröffnete eine psychoanalytische Praxis und wurde Lehranalytikerin am Chicago Psychoanalytic Institute. 1948 übersiedelte sie nach New York und wurde Mitglied und Lehranalytikerin der New York Psychoanalytic Society. Von 1957 bis 1959 hatte sie das Amt der Vizepräsidentin der International Psychoanalytic Association inne. 1950 bis 1985 war sie Redakteurin und Mitherausgeberin des Jahrbuches „The Psychoanalytic Study of the Child“. Neben psychoanalytischen Arbeiten schrieb R. E.-S. auch Gedichte, die 1976 unter dem Titel „Gezeiten“ in deutscher Sprache veröffentlicht wurden.

W.: „Sechs Lebensläufe als sozialhygienischer Beitrag zur Frage Alkoholismus und Tuberkulose. Diss. Univ. Heidelberg“ (1932), „About the historical truth in a case of delusion. Psychanal. Rev. 33” (1946), „Observations in a home for delinquent girls. Psa Study Child 3/4” (1949), „Gem. mit Blitzstein, N. L. /Eissler, K. R.: Emergence of hidden ego tendencies during dream analysis. IJP 31“ (1950), „Gezeiten. Siebzig Gedichte“ (1976 mit einer Widmung für K. R. E.)
L.: Bolbecher/Kaiser 2000, Kerbl 1992, Mühlleitner 1992, Mühlleitner 2005, Peters 1992, Wall 2004