Eisler Elfriede
Ps. Ruth Fischer, Ruth Kämpfer, Genossin Müller, E. Dubois, gesch. Friedländer, gesch. Golke, gesch. Pleuchot;
Sozialpädagogin, Politikerin und Publizistin
Geb. Leipzig, Sachsen, 11.12.1895
Gest. Paris, Frankreich, 13.3.1961

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Ida Maria, geb. Fischer; Vater: Dr.phil. Rudolf Eisler (1873-1926), Privatdozent für Philosophie in Wien; Geschwister: Gerhart Eisler; Hanns Eisler (1898 -1962), Komponist.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1917-21 verheiratet mit Paul Friedländer, Mathematikprofessor, ermordet in Auschwitz; Sohn: Gerhard (*1917); 1923 Heirat mit Arthur Golke, Scheinehe zur Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft; 1935 Heirat mit Edmund Pleuchot. Lebensgefährte: Arkadij Maslow (urspr. Isaak Cemerinskij), (†1941).
Ausbildungen: 1914-1918 Studium der Philosophie und Nationalökonomie in Wien.
Laufbahn: Engagement in der Wiener jüdischen Jugendkulturbewegung, Lehrerin an einer Mädchenschule. 1919 Mitbegründerin der KPÖ (Mitgliedsnummer 1), Herausgeberin von „Der Weckruf“ (später „Die Rote Fahne“), Redakteurin von „Die revolutionäre Proletarierin“, Ende 1919 ging E. E. ohne Mann und Kind nach Berlin, wo ihr unter dem Namen Ruth Fischer (Familienname ihrer Mutter) ein steiler Aufstieg in der KPD gelang. Zuerst – auf Betreiben Karl Radeks – in der Auslandsabteilung der Komintern und von 1924 bis 1928 als Reichstagsabgeordnete der KPD, wobei sie eine extrem antiparlamentarische Position einnahm. Persönlich und politisch fand R. F. besondere Unterstützung durch ihren Lebensgefährten Arkadij Maslow. Durch die Rückendeckung der Komintern-Leitung von Gregorij Sinowjew stand sie fast zwei Jahre an der Spitze der Partei und war damit die erste Frau Europas, die eine Massenpartei anführte. Ihre Kritik an Stalins Kominternpolitik und Querelen mit der Gruppe um Ernst Thälmann führten jedoch im Jahre 1926 zum Ausschluß der „Fischer-Maslow-Clique“ aus der Kommunistischen Partei. Bis 1933 arbeitete R. F. in Berlin als Sozialpädagogin. Ihre Flucht vor den Nationalsozialisten führte sie zunächst nach Frankreich, wo sie führendes Mitglied der Gruppe Internationale wurde und sich Leo Trotzki anschloss, aber 1936 wieder trennt. Im Rahmen der Schauprozesse in Moskau wird sie in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Im Juni 1940 flüchtet R. F. vor den deutschen Truppen nach Südfrankreich, Spanien und Portugal, wo es ihr im April 1941 gelingt, ein Visum für die USA zu erlangen. Ihr Lebensgefährte Maslow mußte zurückbleiben. Er gelangte schließlich nach Cuba, wo er im November 1941 auf mysteriöse Weise verstarb. Für R. F. waren eindeutig Stalins Schergen verantwortlich, sodass sie seither ihre gesamte politische, schriftstellerische und journalistische Tätigkeit gegen den Stalinismus ausrichtete.
Als ehemalige Insiderin und Spezialistin der kommunistischen Bewegung erhielt R. F. 1945 bis an ihr Lebensende ein Stipendium bzw. finanzielle Zuwendungen der Harvard University für ihre Forschungsarbeiten zur Geschichte der deutschen Kommunistischen Partei und des Stalinismus. Von 1948 bis 1960 Mitarbeiterin der „Frankfurter Hefte“. 1955 Übersiedlung nach Paris, wo R. F. an der Sorbonne über die Geschichte der KPdSU lehrte. Ihre zuletzt bearbeitete politische Biografie über Arkadij Maslows blieb unvollendet.

Qu.: IfZ München, Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Ist Deutschösterreich reif zur Räterepublik? Rede auf dem 2. österreichischen Rätekongreß“ (1919), „Sexualethik des Kommunismus. Eine prinzipielle Studie“ (1920), „Stalin and the German Communism. A Study in the Origins of the State Party” (1949), „Von Lenin zu Mao. Kommunismus in der Bandung-Ära“ (1956), „Die Umformung der Sowjetgesellschaft. Chronik der Reformen 1953-58“ (1958), „Die Gründung der Kommunistischen Partei Österreichs“ (1960)
L.: Alles 1978, Broué 1973, Bruckmann 2001, Fallend 2002, Fallend/Reichmayr 1992, Hautmann 1970, Hautmann 1971, Hering 1995, Historische Kommission, Lübbe 1990, Neugebauer 1966, ÖNB 2002, Weber 1969, Wininger,
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