Ehmer Maria; Verkäuferin, Fabrikarbeiterin und Widerstandskämpferin
Geb. Gmünd, NÖ, 15.10.1910
Gest. Gmunden, OÖ, 23.11.1992
M. E. wurde als eines von elf Kindern des sozialdemokratischen Eisenbahners Ignaz Tröstl und seiner Frau Johanna am 5. Oktober 1910 in Gmünd geboren. Sie besuchte fünf Klassen Volksschule und drei Klassen Bürgerschule. Sie war Mitglied der Kinderfreunde und ab ihrem zwölften Lebensjahr Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). Ab 1924 arbeitet M. E. in einer Wirkwarenfabrik. Nach zwei Jahren Fabrikarbeit nimmt sie eine Stelle als Verkäuferin an. Am 2. April 1929 heiratet sie Josef Ehmer (2.2.1905 –10.11.1975) und übersiedelt mit ihm nach Gmunden, wo am 30. November 1929 ihr Sohn Bruno zur Welt kommt. Josef Ehmer ist vorerst Funktionär in der Sozialdemokratischen Partei, doch er tritt gemeinsam mit seiner Frau 1930 der KPÖ bei. Er wird im Zusammenhang mit den Februarkämpfen 1934, die Familie Ehmer wohnt zu dieser Zeit wieder in Gmünd, verhaftet. In den Jahren 1930 bis 1936 ist er mehrmals wegen seiner politischen Einstellung in Haft und auch jahrelang arbeitslos, sodass die Familie häufig von der geringen Arbeitslosen- und Notstandsunterstützung leben muss. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten beteiligt sich das Ehepaar Ehmer an illegalen Flugblattaktionen und sammelt Geld zur Unterstützung der Familienmitglieder verhafteter Genossen. Josef Ehmer wird 1942 zur Wehrmacht eingezogen und gerät in französische Gefangenschaft, aus der er erst 1946 heimkehrt. M. E. setzt ihre Aktivitäten im antifaschistischen Widerstand fort. Sie verteilt illegale Flugblätter, sammelt Geld für die Rote Hilfe und übermittelt Nachrichten an die versteckten Partisanen. Ab 1943 werden diese Tätigkeiten hauptsächlich von Frauen ausgeführt, da viele Männer inhaftiert oder zur Wehrmacht eingezogen sind. Am 3. Oktober 1944 wird M. E. in Gschwandt (OÖ) verhaftet und nach Linz zum Verhör gebracht. Sie muss ihren 15jährigen Sohn Bruno zurücklassen. Trotz der brutalen Verhöre in Linz und Mauthausen gibt M. E. die Namen von SpenderInnen für die Rote Hilfe nicht preis. Da sowohl das Sammeln der Beiträge als auch das Spenden für diese als Teil der KPÖ betrachtete Hilfsorganisation als Hochverrat galt, hätte eine Aussage zu Verhaftungen geführt.
M. E. wird in das Frauengefängnis Kaplanhof in der Nähe von Linz gebracht. Ab Jänner 1944 waren in diesen Baracken Frauen verschiedener Nationalitäten inhaftiert. Für viele dieser Frauen war der Kaplanhof nur ein Durchgangslager in die nationalsozialistischen Konzentrationslager.
Am 31. März 1945 wird der Kaplanhof bombardiert, bei diesem Bombardement werden viele der Insassinnen getötet, weil ihnen verboten ist, die Luftschutzgräben aufzusuchen und sie in ihren Zellen eingeschlossen bleiben. M. E. wird bei einem Fluchtversuch von einem SS-Mann angeschossen und schwer verletzt. Im Mai 1945 wird der Kaplanhof befreit und M. E. kann nach einem längeren Spitalsaufenthalt nach Hause zurückkehren.
Am 17. November 1948 kommt ihr Sohn Josef zur Welt. In den folgenden Jahrzehnten engagiert sich M. E. weiterhin politisch für die KPÖ. Sie ist Mitglied des Bundes Demokratischer Frauen und des KZ-Verbandes Gmunden. Für ihre antifaschistische Widerstandstätigkeit wird sie mit dem Ehrenzeichen um die Befreiung Österreichs ausgezeichnet. M. E. stirbt am 23. November 1992 im 83. Lebensjahr in Gmunden.
L.: Berger 1985, Gugglberger 2006, Kammerstätter 1978, Ihre Handlungen sichtbar machen… Kommunistische Frauen im Widerstand gegen den Faschismus. Eine Dokumentation der KPÖ-Oberösterreich. http://www. Kpoe.at/ooe/image/frauenwiderstand.pdf

Karin Nusko