Dirmhirn Hermine; Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 9.12.1905
Gest. Wien, 26.2.1943
H. D. wird am 9. Dezember 1905 als Hermine Hlavnicka in Wien geboren; sie ist seit 1927 mit dem Stadtinspektor Lothar Dirmhirn (geb. am 14.9.1895, Wien) verheiratet. H. D. besucht die Berufsschule für Modegewerbe und hat diese Ausbildung auch abgeschlossen. Sie war von 1930 bis 1931 Mitglied der sozialdemokratischen Partei. Bald darauf schließt sie sich der KPÖ an und tritt im Rahmen einer kommunistischen Frauentagung als Diskussionsrednerin auf. 1933 tritt sie aus der KPÖ aus und gehört von 1934 bis 1938 der Vaterländischen Front an. Sie betätigt sich für die „Rote Hilfe“. Ab 1939 hält Lothar Dirmhirn Versammlungen mit bekannten Kommunisten ab, die zum Teil in der Wohnung, zum Teil in der Schrebergartenhütte des Ehepaares Dirmhirn stattgefunden haben, außerdem verfasst Lothar Dirmhirn Aufsätze für antifaschistische Flugblätter. H. und Lothar Dirmhirn wohnten zu dieser Zeit mit ihren beiden Töchtern Tilla (geb. am 3.4.1935) und Ulla (geb. am 28.7.1939) im 16. Wiener Gemeindebezirk, in der sogenannten Sandleiten, Nietzscheplatz 2. Die Gasse, die Jahrzehnte später nach dem Ehepaar Dirmhirn benannt wird, liegt heute in Wien-Liesing (23. Bezirk).
H. D. hat Kontakte zu führenden KommunistInnen aus dem In- und Ausland, sie besorgt Unterkünfte für sie, versteckt Exemplare der „Roten Fahne“ und stellt Flugschriften her. H. D. wird gemeinsam mit ihrem Mann am 27. Jänner 1941 wegen Vorbereitung zum Hochverrat von der Gestapo verhaftet. In einer Verhandlung des Volksgerichtshofes (VGH) werden H. und Lothar Dirmhirn am 17. November 1942 zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt. Die Anklage lautet auf Begünstigung des Feindes und Vorbereitung zum Hochverrat durch Herstellung und Verbreitung von Schriften, die den Kommunismus fördern. Lothar Dirmhirn wird außerdem wegen Zersetzung der Wehrkraft verurteilt.
H. D. schreibt aus der Todeszelle einen letzten Brief an ihre Cousine Pepi Hauer, der Pflegemutter ihrer Kinder und an ihre siebenjährige Tochter Tilla. In diesem Brief, kurz vor der Hinrichtung verfasst, ist noch einige Hoffnung zu spüren, wieder entlassen zu werden. Auch ein letzter Brief von Lothar Dirmhirn an seine Verwandten beschäftigt sich hauptsächlich und eingehend mit der Tochter Tilla. Anders als seine Frau scheint er jedoch von seiner Hinrichtung überzeugt zu sein.
H. und Lothar Dirmhirn werden am selben Tag, dem 26. Februar 1943, im Landesgericht Wien hingerichtet.
Qu.: DÖW 19793/20, 6238, 21108,3495.
L.: Dokumentationsarchiv 1984, Spiegel 1967
Karin Nusko