Dicker-Brandeis Friedl; Kunsttherapeutin, Kunstpädagogin und Innenarchitektin
Geb. Wien, 30.7.1898
Gest. Auschwitz-Birkenau, Deutsches Reich − Generalgouvernement (Oświęcim, Polen), 9.10.1944
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Handelsangestellter.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1936 Heirat mit Pavel Brandeis.
Ausbildungen: Bürgerschule, 1912-14 Lehre als Fotografin und Reproduktionstechnikerin an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, 1915-16 Textilklasse der k. u. k. Kunstgewerbeschule, Kurse bei Franz Cizek, 1916-19 Besuch der Privatschule von Johannes Itten, 1919 mit Itten an das Weimarer Bauhaus, wo sie bis 1923 studierte.
Laufbahn: 1923 Eröffnung der „Werkstätten bildender Kunst“ in Berlin gemeinsam mit Franz Singer, ab 1924 Eröffnung von Ateliers in Wien, 1926-31 Atelier Singer-Dicker, zahlreiche international beachtete avantgardistische Innenausstattungen; ab 1931 eigenes Atelier, Unterricht von Kindern und Kindergärtnerinnen nach der Methode Ittens; 1934 wegen kommunistischer Aktivitäten festgenommen, nach der Freilassung Emigration nach Prag. In Prag Psychoanalyse bei der ebenfalls aus Wien emigrierten Analytikerin Annie Reich. Hinwendung zu realistischer Malerei, Unterricht von Flüchtlingskindern, antifaschistisches Engagement in der Gruppe rund um die Buchhandlung „Schwarze Rose“; 1942 Deportation nach Theresienstadt. Unterrichtete von ihren Eltern getrennte Kinder, woraus über 4000 Kinderzeichnungen entstanden. Am 6.10.1944 Deportation nach Auschwitz.
Als die Kinderzeichnungen aus Theresienstadt in aller Welt ausgestellt wurden, begannen ehemalige SchülerInnen über F. D.s Unterricht zu sprechen. Schuf 1921 die außergewöhnliche, 240 cm hohe Skulptur „Anna Selbsttritt“, zusammengesetzt aus Röhren und Kugeln aus den Stoffen Nickel, schwarzes Eisen, Messing, Glas, weißem und rotem Lack. Das Atelier Dicker-Singer erhielt Aufträge zu Wohnungsumbauten und Einrichtungen, u. a. aus dem intellektuellen Bürgertum, es entstanden u. a. Möbel aus der Kombination edler Materialien mit Kunststoffen und Stahl.
L.: Ausstellungskatalog Hochschule für Angewandte Kunst 1988, Ausstellungskatalog Jüdisches Museum 1991, ARGE Architektinnen und Ingenieurkonsulentinnen 1999, Bruegger 1999, Fischer 2003, Kramer 2000, Kratzer 2001, Makarova 2000, Makarova 1990, Parik 1988, Skochová 1983, Zwiauer 1997, Zwiauer 2002