Delle Grazie Marie Eugenie; Lyrikerin, Schriftstellerin und Dramatikerin
Geb. Ungarisch-Weißkirchen, Ungarn (Bela Crkva, Serbien), 14.8.1864
Gest. Wien, 19.2.1931
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Cäsar delle Grazie (1817-1872), Bergbaudirektor, aus alter venezianischer Patrizierfamilie; Mutter: Maria Melzer (1847-1927), Tochter der Wirten des Gasthofes „Zur Kaiserin Elisabeth von Österreich“.
Ausbildungen: Mädchenbürgerschule Wien, Lehrerinnenbildungsanstalt, Pädagogikum bei St. Anna.
Laufbahn: Kindheit und Jugend im Banat, später Karpaten, übersiedelte 1874 nach Wien. Eine ernste Erkrankung hinderte sie daran, den Lehrberuf zu ergreifen. Schon mit 14 Jahren dichtete sie und veröffentlichte mit 18 Jahren unter dem Titel „Gedichte“ ihr erstes poetisches Werk, das sehr positiv aufgenommen wurde. Nachdem 1885 ihre Tragödie „Saul“ erschienen war, erhielt sie ein Literaturstipendium von 1000 Gulden. Den Winter verbrachte sie meist in Italien, die restliche Zeit in Wien. 1895 schuf sie mit dem Epos „Robespierre“ eines der besten Werke des österreichischen Realismus. In den folgenden Romanen und Erzählungen trat sie für die Ideale der Freiheit und des freien Menschentums ein. Nach dem Tod ihres Förderers Prof. Laurenz Müllner, 1912, zog sie sich in die steirischen Berge zurück und wandte sich den Idealen des Katholizismus zu. Sie starb an Leukämie. Ihre Dramen wurden auf Bühnen in Deutschland, Österreich und im Ausland aufgeführt. Populäre, zum Teil gesellschaftskritische Erzählerin und Dramatikerin des österreichischen Realismus. Gehörte auch zu dem Freundinnen-Kreis um Marianne Hainisch und war eine mütterliche Freundin von Dora Stockert-Meynert.
Ausz., Mitglsch.: 1883 Preis der Stiftung der Schwestern Fröhlich (für „Saul“), 1901 Bauernfeld-Preis, 1906 Volkstheater-Preis (für „Ver Sacrum“), 1916 Marie Ebner-Eschenbach-Preis; Gründungsmitglied im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen u. a. zusammen mit Ada Christen, Mina Hoegel, Auguste Littrow-Bischoff, Emilie Mataja, Betty Paoli und Olga Wisinger-Florian.
Qu.: WStLa, Handschriftensammlung, Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Gedichte“ (1882), „Die Zigeunerin. Eine Erzählung aus dem ungarischen Heidelande“ (1885), „Robespierre. Ein modernes Epos“ (1894), „Mein Lebensweg“ (1895), „Schlagende Wetter“ (1900), „Traumwelt“ (1907), „Vor dem Sturm“ (1910), „Die blonde Frau Fina u. a. Erzählungen“ (1915), „Das Buch der Liebe“ (1916), „Das Buch der Heimat“ (1930)
L.: Bruckmann 2001, Flaschberger 1979, Giebisch 1948, Heinritz 2000, Jenner 1932, Kindermann/Dietrich 1950, König 2000, ÖBL, Pataky 1898, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Wedel 2010, www.genealogienetz.de/