Delacher Helene; Bäuerin, Hilfsarbeiterin und Gegnerin des NS-Regimes
Geb. Burgfrieden bei Lienz, Tirol, 25.8.1904
Gest. Berlin-Plötzensee, Deutsches Reich (Deutschland), 12.11.1943
H. D., aus bäuerlichem Milieu stammend, besuchte in Leisach bei Lienz die Volksschule. Bis zum Jahr 1930 war sie in der Landwirtschaft ihrer Eltern tätig, danach arbeitete sie im Haller Krankenhaus als Küchengehilfin. Ab 1934 war sie arbeitslos und übersiedelte nach Innsbruck. Anfang 1938 schloss sie sich der Internationalen Bibelforschervereinigung (heute: Zeugen Jehovas) an und trat aus der katholischen Kirche aus. Im Sommer 1939 empfing sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Alois Hochrainer die Taufe nach dem Ritus der Bibelforscher. Am 13. Juni 1940 wurden H. D. und Alois Hochrainer gemeinsam mit anderen Tiroler Bibelforschern festgenommen und beim Landesgericht Innsbruck wegen Vergehens nach der Wehrkraftschutzverordnung angeklagt. H. D. wurde zu 8 Monaten Haft verurteilt. Nach ihrer Entlassung aus der Haft am 11. Februar 1941 fand sie eine Stelle als Aufräumerin bei der Stadt Innsbruck. Am 14. Juni 1943 begab sie sich auf eine Alm im Grenzgebiet nächst dem Brenner, um sich mit Alois Hochrainer, der als italienischer Staatsbürger mittlerweile wieder in Südtirol lebte, zu treffen. Dort wurde sie von einem Gendarmen aufgegriffen. In ihrem Rucksack fand man mehrere Exemplare der Zeitschrift „Wachtturm“. Sie wurde festgenommen, in die Haftanstalt Innsbruck überstellt und wegen „Wehrkraftzersetzung in Verbindung mit dem Versuch landesverräterischer Lügenhetze“ angeklagt. Obwohl das Gericht zu dem Schluss gekommen war, dass H. D. den Eindruck einer geistig beschränkten Person mache, wurde sie dennoch aufgrund ihres beharrlichen Eintretens für ihren Glauben als zurechnungsfähig angesehen. Mit Urteil des Volksgerichtshofs vom 4. Oktober 1943 wurde H. D. zum Tod und zum dauernden Verlust ihrer bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Am 12. November 1943 wurde sie in der Haftanstalt Berlin-Plötzensee enthauptet. Auf Antrag der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas wurde das Urteil mit Beschluss des Landesgerichts Wien vom 8.9.1999 aufgehoben und H. D. rehabilitiert.
Qu.: Lebenslauf (Jehovas Zeugen Österreich/Geschichtsarchiv, JZ-Ö/Ga 92); DÖW 489, 8.024, E 18.812.
L.: Moos 2000

Christine Kanzler