Cori, Gerty
* 15.8.1896, Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), † 26.10.1957, St. Louis, Missouri, USA
Biochemikerin und Nobelpreisträgerin
G. C. wurde als älteste Tochter von Otto Radnitz, Manager einer Zuckerfabrik, und Martha Neustadt geboren.
Sie besuchte das Tetschen Realgymnasium in Prag und studierte 1914-1920 Medizin an der Deutschen Universität in Prag, 1920 Promotion zum Dr.med. Während ihres Studiums lernte sie Carl Ferdinand Cori (1896-1984) kennen, den sie nach Abschluss ihres Studiums am 5.8.1920 heiratete und zum katholischen Glauben konvertierte. Beide interessierten sich besonders für die medizinische Grundlagenforschung und Laborarbeit.
Nach dem Ersten Weltkrieg begann sie eine Zusammenarbeit mit ihrem Mann und ging dann nach Österreich um als Medizinpraktikantin am Karolinen-Kinderspital in Wien zu arbeiten. Anfang der 20er Jahre emigrierte sie mit ihrem Mann in die USA und war ab 1922 am Roswell Park Memorial Institute in Buffalo, New York, tätig. Obwohl G. und Carl Cory immer gemeinsam geforscht hatten, war ihr die akademische Karriere vorerst verwehrt. So wurde auch ihrem Mann an einer Universität sogar nur unter der Bedingung eine Professur angeboten, dass er sie nicht mehr in seine Forschungen mit einbeziehe, woraufhin er das Angebot empört ausschlug.
G. C. beschäftigte sich besonders mit dem Thema des Zuckertransports in Tumoren. Gemeinsam mit ihrem Mann entdeckte sie den sogenannten „Cori-Zyklus“. 1928 erhielten die Coris die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Von 1931 an leitete Carl die Pharmakologie-Abteilung der Universität in St. Louis und G. C. arbeitete als seine Forschungsassistentin. Sie bekam jedoch kein Gehalt dafür. 1936 kam ihr Sohn Thomas zur Welt. Bald wechselte das Paar in die Biochemie-Abteilung.
1936 gelang es den Coris, Glucose-1-phosphat (genannt „Cori-Ester“), und in der Folge die Phosphorylase zu identifizieren und zu isolieren. Die Entdeckung der Coris ermöglichte die enzymatische Synthese von Glycogen in Stärke in vitro. 1940 formulierten die Coris in St. Louis einen Stoffwechselkreislauf, den „Cori-Zyklus“, wobei nichtoxidierte Milchsäure aus dem Muskel ins Blut diffundiert, zur Leber transportiert und dort in Glycogen umgewandelt wird. Im Jahr 1947 erhielten G. C. und Carl Cori gemeinsam mit Bernardo Alberto Houssay den Nobelpreis für Physiologie und Medizin für ihre Forschungen zum Zucker-Stoffwechsel. G. C. war somit die dritte Frau und erste US-Amerikanerin, die einen Nobelpreis in den Disziplinen Physik, Chemie oder Medizin/Physiologie erhielt. Im gleichen Jahr erhielt sie schließlich auch eine Professur für Biochemie. Nach der Verleihung des Nobelpreises sagte Carl Cori in seiner Dankesrede: Unsere Forschungen haben sich größtenteils ergänzt, und einer ohne den anderen wäre nie so weit gekommen, wie wir es nun geschafft haben. Vom Preisgeld in Höhe von 24460 US-Dollar wünschte sich der elfjährige Sohn Tom eine Dampflok als seinen Anteil.
Im selben Jahr jedoch wurde bei G. C. Myelofibrose, eine seltene Erkrankung des Knochenmarks, diagnostiziert. Trotz ihrer schweren Krankheit arbeitete sie bis zu ihrem Tod mit 61 Jahren weiter.
G. C. war Mitglied der American Society of Biological Chemists, der National Academy of Sciences, der American Chemical Society und der American Philosophical Society.
Gemeinsam mit ihrem Mann wurde sie mit dem Midwest Award (American Chemical Society) (1946) und dem Squibb Award in Endocrinology (1947) ausgezeichnet.
G. C. erhielt außerdem die Garvan Medal (1948), den St. Louis Award (1948), den Sugar Research Prize (1950), den Borden Award (1951), den Ehrendoktor der Naturwissenschaften der Boston University (1948), des Smith College (1949), Yale (1951), Columbia (1954), und Rochester (1955).
Der Cori-Krater auf dem Mond ist nach G. C. benannt.
Werke
Literatur / Quellen
Blumesberger, S. / Doppelhofer, M. / Österr. Nationalbibliothek (Hg.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. München, 2002.
Dick, J. (Hg.): Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. Lexikon zu Leben und Werk. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1993.
Enzymes and metabolism. A collection of papers dedicated to Carl F. and Gerty T. Cori on the occasion of their 60. birthday. Festschrift 1956. Biochimica et biophysica acta. vol. 20, No.1, Elsevier, Amsterdam, 1956.
Fölsing, U.: Nobel-Frauen. Naturwissenschaftlerinnen im Porträt. München, Beck, 1990.
Fölsing , U.: Geniale Beziehungen. Berühmte Paare in der Wissenschaft. Becksche Reihe 1300, München, 1999.
Kerner, Ch. (Hg.): Nicht nur Madame Curie … Frauen die den Nobelpreis bekamen. Beltz und Gelberg, Weinheim, 1990.
Loue, S. / Sajatovic, M. /Armitage, K. B.: Encyclopedia of women’s health. Enthält das Kapitel „Cori, Gerthy”. Kluwer Academic/Plenum Publishers, New York, 2004, S. 192-194.
Lux, A. (Hg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München, 1963, S. 118.
Ogilvie, M. B. / Meek, K. L.: Women and science. An annotated bibliography. Garland Pub, New York., 1996.
Partnow, E.: The quotable Jewish woman. Wisdom, inspiration & humor from the mind and heart. Jewish Lights Pub., Woodstock Vt., 2004.
Paulsen, S.: Der Schleier über dem Geheimnis der Natur scheint emporzuschweben. In: Kerner, Ch.: Nicht nur Madame Curie – Frauen, die den Nobelpreis bekamen. Beltz Verlag, Weinheim, Basel, 1999.
Pycior, H. M. / Slack, N. G. / Abir-Am, P. G. (Hg.): Creative couples in the sciences. N. J. Rutgers University Press, New Brunswick, 1996.Roberts, R.: American women of medicine. Enslow Publishers, Berkeley Heights NJ, 2002.
Sicherman, B. / Green, C. H. (Hg.): Notable American women. The modern period. A biographical dictionary. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge, 1980.
Yost, E.: Women of modern science. Dodd Mead, New York, 1959.
Yount, L.: A to Z of women in science and math. A biographical dictionary. New York, 1999.
www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/gerty-cori